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Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)

Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)

Titel: Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Barnholdt
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dein Gequatsche.« Ich will nicht, dass er mit mir redet, weil ich ihn hasse, logo, aber auch, weil ich mir selbst nicht traue, was ihn betrifft. Dass er mir so nah ist, führt dazu, dass mein Magen Purzelbäume schlägt, und ich hab echt keine Lust, vor seinen Augen zu heulen oder über unsere Trennung zu reden oder … na ja. In Coopers Nähe zu sein ist einfach keine gute Idee.
    Cooper greift in seine Tasche, holt sein Handy raus und schießt ein Foto von mir.
    »Was soll denn das jetzt?«, frage ich empört. Ich halte die Hände vors Gesicht, so als wäre er ein lästiger Paparazzo, was echt totaler Quatsch ist, weil, na ja, er hat das Foto ja längst gemacht.
    »Damit ich es Tyler zeigen kann«, meint er. »Die brauchen doch Beweise, dass du wirklich hier bist.« Er sieht mich entschuldigend an.
    »Die vertrauen dir also nicht genug, dass du ihnen die Wahrheit sagst?«, frage ich grinsend. »Sie brauchen dafür fotografisches Beweismaterial?«
    »Wahrscheinlich, ja.« Er macht den Eindruck, als wäre ihm das bis dahin gar nicht in den Sinn gekommen. Ich grinse gleich noch breiter.
    »Danke, Helena und Rose«, sagt die Karaokefrau gerade. »Und nun kommen wir zu Eliza, mit ›Sexy Back‹ von Justin Timberlake.« Ein Kichern geht durch die Menge. Hmpf. Die sind dann wohl doch nicht zu cool, um sich über andere lustig zu machen. Und sie sind ganz bestimmt nicht zu cool, um über Justin Timberlake zu lästern. Verdammt. Ich hätte echt einen Decknamen benutzen sollen.
    »Eliza, meine Liebe, wo steckst du denn?«, fragt die Frau. Sie sieht sich um, und endlich stehe ich auf, gehe vor zur Bühne und nehme ihr das Mikrofon aus der Hand. Meine Hände zittern, und sofort legt sie die DVD in die Karaokemaschine, damit gleich der Songtext über den Bildschirm tanzt, sodass ich mitsingen kann.
    Und genau in diesem Moment begreife ich, was für eine bescheuerte Idee das war. Okay, die ganze Sache ist total bescheuert: zu tun, was die 318er mir sagen, und zugelassen zu haben, dass das Heft in die falschen Hände gerät. Aber viel schlimmer ist, dass ich EINEN SONG VON JUSTIN TIMBERLAKE AUSGEWÄHLT HABE . Und dann auch noch ausgerechnet »Sexy Back«!
    Ich dachte ja, es wäre total unauffällig, wenn ich einen Song auswähle, der eh keinen interessiert, aber es hat offensichtlich genau den gegenteiligen Effekt! Die Leute werden aufmerksam, gerade weil sie ihn so bescheuert finden. Und wenn ich es mir recht überlege, dann ist der Song echt total dämlich. »I’m bringing sexy back«? Ich meine, mal ehrlich, was soll das denn eigentlich bedeuten, »Ich bringe ›sexy‹ zurück«? Ganz zu schweigen davon, dass das ganz schön eingebildet klingt. Wie jetzt, er allein ist sexy? Ich glaube, sogar Justin musste sich deswegen einiges anhören. Da will ich mir gar nicht ausmalen, was die Leute denken, wenn ICH das gleich singe.
    Ohmeingott, Ohmeingott, Ohmeingott. Mein Mund wird ganz trocken, und ich wünsche mir jetzt nichts sehnlicher als ein Glas Wasser.
    Dann fängt die Musik an, und plötzlich spult sich alles wie ein Film ab, einer von diesen richtig üblen Filmen, in dem die Hauptperson an einer Talentshow teilnimmt oder für irgendwas vorspricht oder vor einem Haufen Leute singt und plötzlich KEINEN TON RAUSKRIEGT . Denn genau das passiert mir jetzt. Ich krieg keinen einzigen Ton raus.
    Die Worte bewegen sich über den Bildschirm, aber ich krieg den Mund nicht auf. Jeder Einzelne in dem Laden starrt mich an, und das macht es gleich noch schlimmer. Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein, aber es sieht fast so aus, als würden immer mehr Leute in den Raum strömen, als hätte man draußen eine schriftliche Ankündigung aufgehängt, auf der steht, dass so ein ultrastranges Mädchen vorhat, in einem Hipster-Café was von Justin Timberlake zu singen, sie heißt Eliza, und alle sollen doch kommen und sich das ansehen.
    Ich hole tief Luft. Okay. Da ist doch nichts dabei. Ich singe ja nur. Im Grunde hab ich den Song schon zigmal gesungen. Klar war ich da immer ganz allein und hab meine Haarbürste als Mikrofon benutzt und eigene Tanzschritte dazu erfunden, während ich so tat, als sei ich ein Star. Aber trotzdem. Ist ja nur Karaoke, ich sehe keinen von diesen Leuten hier je wieder. Ich versuche sie mir alle nackt vorzustellen. Dann schließe ich die Augen und tue so, als wäre ich in meinem Zimmer daheim. Aber irgendwie klappt es nicht. Da kommt nichts aus meinem Mund.
    »Komm schon!«, brüllt einer. Ich schlage die Augen auf.

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