Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
Boden.«
»Was haben die gespielt?«
»Ein Würfelspiel.« Sie macht eine Geste, als würde sie etwas werfen. »Mit Würfeln, kapiert?«
Oh. Na großartig. Jetzt muss ich ihn nicht nur dazu bringen, mit mir zu knutschen, ich muss auch noch mit Glücksspielen konkurrieren? Da hab ich doch nicht den Hauch einer Chance, dass ich den Kampf gewinne.
»Gib mir dein iPhone«, bitte ich sie.
Marissa reicht es mir. Ich scrolle mich durch ihre Apps, bis ich Pandora gefunden habe. Wenn ich das jetzt durchziehen soll, dann brauch ich wenigstens ein Thema, über das ich mit ihm reden kann. Ich werde mir einen guten Rapkünstler suchen, höre mir ein paar von seinen Songs an und benutze das als Gesprächseinstieg. Aber in meiner Verzweiflung fallen mir blöderweise nur lauter Mainstream-Rapper ein. Was ja auch schon gut ist, aber ich bräuchte was, was mehr Eindruck schindet. Irgendwas, was ihm das Gefühl gibt, wir hätten was gemeinsam, ich und Nigel, die zwei Rapfans.
»Kennst du irgendwelche Underground-Rapper in Boston?«, frage ich Marissa.
Sie glotzt mich an. »Willst du das jetzt ernsthaft wissen?«
Hm. Ich zermartere mir das Gehirn und versuche mich krampfhaft an wenigstens einen Künstler oder eine Band zu erinnern. Das sollte doch wohl möglich sein. Ich meine, als ich noch ein Freshman war, da hab ich ein ganzes Wochenende damit verbracht, das Internet nach Rapkünstlern aus Boston zu durchsuchen, damit ich am nächsten Tag in der Schule mit meinem Wissen Nigel beeindrucken konnte. Klar war ich dann zu feige und hab kein Wort mit ihm gewechselt, aber trotzdem. Verdammt. Wie war denn noch mal der Name von diesem einen Typen? Mr. Sowieso. Oder war das eine Band? Das ist das andere Problem mit diesen Underground-Künstlern, anhand der Namen lässt sich nie so leicht sagen, ob da nun ein Solokünstler oder eine ganze Gruppe dahintersteckt.
»Mr. Rift!«, kreische ich. »So heißt dieser eine Typ, Mr. Rift!« Sofort tippe ich das in Marissas Handy.
»Mr. Rift«, wiederholt Marissa nachdenklich. Sie nimmt noch einen Schluck von ihrem Drink. »Das gefällt mir. Klingt irgendwie … oldschool. Aber hip.«
Ich frag erst gar nicht, was sie damit meint, weil ich immer noch auf der Suche bin nach ein paar Songs, die ich mir reinziehen kann, und weil Cooper ausgerechnet diesen Augenblick wählt, um wie ein echtes Arschloch in die Küche reinzustolzieren.
»Oh«, sagt er, als er mich und Marissa entdeckt.
»Oh?«, macht Marissa und mustert ihn total cool. »Mehr hast du wohl nicht zu sagen, wie?« Sie verschränkt die Amre, so als wäre sie bereit für den Kampf. Was echt abgefahren ist. Marissa prügelt sich nämlich nie. Na ja. Bis auf ein einziges Mal in der siebten Klasse, als Meredith Cosanti ihr den Sport- BH geklaut hat und das nicht zugeben wollte. Aber das war noch vor der Highschool, und damals prügelten sich noch alle.
»Marissa«, sage ich mit warnendem Unterton. Ich rufe Mr. Rift bei Pandora auf, aber da kommt nichts. »Kann man Rift eigentlich noch irgendwie anders schreiben?«, frage ich.
» R-I-F-T «, buchstabiert Cooper. Ich achte nicht auf ihn und wende ihm den Rücken zu, um direkt mit Marissa zu sprechen.
»Und, was meinst du?«, frage ich. »Kann man das noch anders schreiben?«
»Ich glaube nicht.« Sie runzelt die Stirn.
»Wozu willst du denn Rift schreiben?«, erkundigt sich Cooper. Er kommt zu uns rüber und schaut mir über die Schulter auf das Display von Marissas iPhone. Ich kann nirgends hin, weil ich die Theke im Rücken habe, und Coopers Arm streift den meinen, sodass mein Kopf gleich wieder ganz schwummrig wird. Ich red mir ein, dass das an den Drinks liegt, auch wenn ich bloß drei Schlucke hatte.
»Geht dich nichts an«, sage ich und dreh mich so, dass er nicht mehr aufs Handy schauen kann. Aber es ist zu spät – er hat längst gesehen, wonach ich gesucht habe.
»Meinst du … meinst du etwa Mr. Lif ?«, fragt er. »Den Rapper?«
»Nein«, schwindle ich, aber ich bin schon dabei, den richtigen Namen einzutippen. Mr. Lif! Ich hätt’s doch wissen müssen, weil ich mir mal diese (offensichtlich absolut nutzlose) Merkhilfe zurechtgeschustert habe, als ich mir den Typen das erste Mal merken musste. Irgendwas mit Fahrstuhl oder so.
»Warum suchst du denn nach Mr. Lif?«, will Cooper wissen. Er beugt sich wieder über meine Schulter und versucht, einen Blick auf das iPhone zu erhaschen. Er riecht nach Seife und Shampoo und wie vorhin schon nach diesem tollen Aftershave. Moment
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