Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
ehe sie auf immer und ewig darin verschwindet.
»Weil du ja eh schon Probleme hast, dem Gespräch zu folgen, darum«, sagt sie.
»Nein, hab ich nicht«, erwidere ich bestürzt.
Sie sieht mich an und zieht eine Augenbraue hoch.
»Okay, tja, vielleicht schon, aber das liegt daran, dass ich nicht ganz bei der Sache bin«, erkläre ich. »Nicht weil ich betrunken wäre.« Und das stimmt auch. Mich beschäftigt die Tatsache, dass mein Leben gleich vorbei ist, und das nicht wegen dem Alkohol. »Ich hatte ja nur zwei kleine Schlucke«, weise ich sie hin.
Sie reicht mir eine Cola, und im selben Moment fängt mein Handy in der Tasche an zu vibrieren.
»Oh Gott«, sage ich jetzt nervös. Ich zieh das Handy raus und guck aufs Display. Eine neue Textnachricht. Von Tyler. » VERSUCH MIT NIGEL RICKSON ZU KNUTSCHEN. «
»Oh. Mein. Gott«, keuche ich.
»Was ist los?«, will Marissa wissen. »Ist die SMS von Cooper?«
»Nein«, erkläre ich. »Von Tyler.« Ich halte ihr das Handy hin.
»Oh mein Gott«, stöhnt auch sie.
»Ja, oder?« Okay, ganz ruhig atmen. Ich werde jetzt NICHT ausrasten. Marissa sagt keinen Ton, gießt mir einfach nur was von dem pinken Zeug in einen neuen Becher ein. Ich nippe daran, aber irgendwie hat der Drink seinen Reiz verloren. Außerdem muss ich jetzt ja Angst haben, dass ich Nigel Rickson vollkotze, wenn ich ihn total besoffen zu küssen versuche.
»Wie kommen die darauf …«, fängt Marissa an, runzelt dann aber die Stirn. »Ich meine, wie sind die …«
»Ich hab das aufgeschrieben«, erkläre ich. »In mein Buch.«
»Okay«, meint Marissa. Sie blickt betreten zu Boden.
Die Sache mit Nigel Rickson war folgendermaßen: Ich war mal in ihn verknallt. Und wenn ich sage, ich war verknallt, dann meine ich (ist ja logisch) nur so aus der Ferne. Er kommt aus England, tauchte im ersten Jahr an der Highschool einfach so an unserer Schule auf und hatte diesen unheimlich süßen britischen Akzent. Er stand auf lauter komisches Hip-Hop-Zeug und trug baggy Klamotten und eine Zahnspange, die ihm irgendwie total gut stand und ihn knallhart rüberkommen ließ. Ich meine, haben nicht sogar ein paar von diesen Rappern Goldzähne?
Aber egal, die Zahnspange ist längst Vergangenheit, nur die Hip-Hop-Klamotten trägt er immer noch, und Nigel Rickson und seine Freunde ziehen immer noch durch die Schulflure und hören auf ihren iPods Underground-Hip-Hop und verbringen die Wochenenden damit, Musiker aufzutreiben für das Label, das Nigel eines Tages gründen will.
Damals war ich total in Nigel verknallt, bis ich eines Tages Clarice bat, Nigel zu fragen, was er von mir hielt, und er schien überhaupt keinen Schimmer zu haben, wer ich eigentlich war, und ich war so was von fertig und die komplette folgende Woche total daneben wegen ihm und hörte mir traurige Liebeslieder auf meinem Zimmer an.
Und danach war ich so ziemlich über ihn hinweg. Bis auf manchmal, wenn wir eine Stunde zusammen haben und ich mich dabei ertappe, wie ich ihn anstarre und mich Tagträumen hingebe, wie es wohl wäre, mit ihm rumzuknutschen. Einmal hab ich gesehen, dass er ein paar Haare auf dem Bauch hat, so eine schmale Linie, die sich vom Nabel aus, äh, ja, nach unten zieht. Man möchte doch meinen, dass man das eher eklig findet, aber so war es nicht, ich fand das supersexy und mir wurde ganz schwummrig im Kopf und ich wäre im Sportunterricht beinahe ohnmächtig geworden. Das hätte natürlich auch daran liegen können, dass wir an diesem Tag fast zwei Kilometer laufen mussten, aber ich glaube nicht.
Egal, abgesehen von Cooper könnte man sagen, dass ich in ihn am längsten verknallt war. Logo gab es auch danach und davor noch ein paar Jungs, auf die ich stand, aber Nigel ist derjenige, auf den ich immer wieder zurückgekommen bin. Bis Cooper auftauchte, und dann vergaß ich irgendwie, dass Nigel überhaupt existierte.
Ist das nicht komisch? Oder sogar ironisch? Aber hallo, jetzt wollen die, dass ich mit Nigel rummache, und ich sollte im Grunde gar keine Angst davor haben, weil ich ja gar nicht mehr auf ihn stehe, aber ich hab trotzdem noch Bammel, weil das nämlich heißt, dass ich ihn dazu bringen muss, dass er mich, na ja, küsst.
»Das wird schon«, meint Marissa. Ihre Stimme klingt zuversichtlich, aber ihr Gesichtsausdruck sagt etwas anderes.
»Wo steckt er?«, frage ich. »Hast du ihn gesehen?«
»Klar, er steht da in der Ecke, mit ein paar von seinen Freunden. Die haben irgendein Würfelspiel gespielt da auf dem
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