Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
im Spotted Frog beim Karaoke mitgemacht hab.« Ich will noch hinzufügen »mit Cooper«, doch dann fällt mir wieder ein, dass ich (a) nicht über ihn reden sollte, weil mir egal ist, was ich mit ihm gemacht habe, Karaoke oder was auch immer, und weil (b) Delia direkt neben uns steht und es deswegen keine gute Idee wäre, über ihn zu reden.
»Der Laden ist toll, der Spotted Frog«, meint Delia. »Die haben den besten Mocca Latte.«
»Stimmt«, pflichte ich ihr bei. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, mag ich Delia eigentlich nicht besonders. Einmal waren wir in Geschichte in einem Team, und sie hat mich das Projekt komplett allein machen lassen.
»Da ist es echt lustig«, meint Marissa. Dann wirft sie den Kopf zurück und lacht, was irgendwie komisch ist, weil das im Grunde überhaupt nicht witzig war. Aber dann entdecke ich in der Ecke Jeremiah, und ich schnalle, was Sache ist. Sie bemüht sich, so zu tun, als hätten wir unheimlich viel Spaß und als hätte sie gar nicht bemerkt, dass er ebenfalls hier ist. Und das ist ja wohl echt der älteste Trick überhaupt, weshalb er ihn vermutlich auch problemlos durchschaut. Obwohl, vielleicht auch nicht. Ich glaube nicht, dass Jeremiah Fisher so schlau ist. Einmal musste ich ihm erklären, was Ironie ist, und er hat’s immer noch nicht kapiert.
»Egal«, sage ich. »Marissa, komm, holen wir uns was zu trinken.«
Delia entgeht der dezente Hinweis nicht und setzt ein angesäuertes, beleidigtes Gesicht auf, aber dann dreht sie sich um und zieht ab, um jemand anderem auf die Nerven zu fallen.
Wir machen uns auf in die Küche, wo Marissa sich eine Cola und ich mir etwas Härteres besorge. Ich vertrage Alkohol nicht besonders gut, und weil ich schon ein paar Schlucke Cosmopolitan hatte, muss ich ein bisschen aufpassen. Ich werde normalerweise ziemlich schnell betrunken, vielleicht weil ich einfach nicht so oft was trinke. Ich entdecke einen Pitcher mit irgendwas Pinkfarbenem auf dem Tresen und daneben einen Stapel Plastikbecher. Und zwar nicht irgendwelche, sondern welche mit lila-blauen Aufklebern drauf. Klar, dass Isabella solche schicken Becher hat.
Ich gieß mir was von der pinken Flüssigkeit in den lila-blauen Becher und hoffe, dass keiner eine Vergewaltigungsdroge in das Zeug geschmuggelt hat.
»Also«, meint Marissa. »Hat er mich jetzt beobachtet, du weißt schon?«
»Wer?«, frage ich stirnrunzelnd. Ich nehme einen Schluck von der pinkfarbenen Plörre. Ziemlich stark, aber lecker, süß und spritzig. Ich nehme noch einen Schluck. Einen ganz kleinen nur.
»Jeremiah!«, sagt Marissa. »Wer sonst?« Ich bemerke, dass sie ihren Pulli ausgezogen hat und jetzt ein hellgelbes Neckholdertop trägt. Irgendwie glitzern ihre Schultern auf einmal total.
»Was hast du da auf den Schultern?«, erkundige ich mich und komme näher, um mir das anzusehen.
»Glitzerpuder«, meint sie. »Hab ich mir aus Isabellas Zimmer geklaut.«
»Isabella hat schon ihr eigenes Zimmer?«, frage ich.
»Klar, sowieso«, meint sie. »Mit ihrem ganzen Make-up, einem voll ausgestatteten Kleiderschrank und allem.«
»Das ist ja cool«, sage ich. Wow. Ich meine, wie schön! Eine eigene Wohnung zu haben, in der man auch noch sein ganzes Zeug in zweiter Ausführung hortet. Das muss man sich mal überlegen. Dann kann man einfach so in die Stadt fahren und bleiben, wann immer man will. Ich frage mich nur, wie beliebt Isabella eigentlich wäre, wenn sie nicht diese Wohnung besäße. Hm. Vermutlich wäre sie trotzdem recht beliebt, weil sie ja so wahnsinnig gut aussieht.
»Und, hat er?«, fragt Marissa.
»Hat wer was?« Ich nehme noch einen Schluck von meinem Drink, diesmal einen größeren. Mir wird langsam ziemlich warm, und das fühlt sich gut an, aber mir ist klar, dass ein sehr schmaler Grat ist zwischen diesem Zustand, in dem man sich noch wohlig und gut fühlt, und der Kotzorgie in den Büschen, bei der die Leute dann bedauernd die Köpfe schütteln und sich flüsternd darüber austauschen, dass man ja wohl keinen Alkohol vertrage. Nicht dass mir das schon mal passiert wäre. Aber ich kenne durchaus ein paar Leute, die das tatsächlich erlebt haben, hüstel. Jeremiah zum Beispiel, hüstelhüstel.
»Hat. Jeremiah. Mich. Beobachtet.« Sie nimmt mir den Becher aus der Hand, den ich hochhalte, und schüttet den Inhalt in den Abfluss.
»Hey!«, protestiere ich. »Was soll das?« Ich sehe traurig hinterher, wie die pinkfarbene Flüssigkeit in den Abfluss läuft, dann ein paarmal herumwirbelt,
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