Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
Flotte.«
»Bei allem Respekt, Sir, aber Sie können es sich nicht leisten, sich von unangebrachter Loyalität oder noch verbliebenen persönlichen Gefühlen beeinflussen zu lassen, wenn es darum geht, die Gefahr zu beurteilen, die von einer einzelnen Person für Sie oder für die gesamte Flotte ausgeht.«
Er verspürte jetzt auch eine gewisse Verärgerung, doch dazu hatte er eigentlich gar kein Recht, schließlich hatte er sich aus freien Stücken mit Rione eingelassen. »Meine Loyalität gegen-
über Rione ist nicht annähernd so stark wie mein Pflichtgefühl gegenüber dieser Flotte und gegenüber der Allianz.
Und es gibt keine verbliebenen persönlichen Gefühle mehr.«
Auch wenn Desjani kein Wort sagte, schien sie nicht seiner Meinung zu sein. »Sie können mir ruhig glauben, dass ich in der Lage bin, das einzuschätzen.«
»Jawohl, Sir.«
»Ich werde dieser Sache nachgehen. Ich stelle nicht Ihre Feststellung oder Ihre Beurteilung infrage.«
»Jawohl, Sir.«
»Verdammt, Tanya …«
»Jawohl, Sir. Es ist Ihre Entscheidung.«
Er zog verschiedene Antworten in Erwägung, doch die meisten davon wären ungerecht oder schlicht fehl am Platz gewesen. »Danke.«
»Dann werde ich mich jetzt um meine Befehle kümmern, Sir. Ich werde Ihnen sobald wie möglich die erbetene Mitteilung zur Genehmigung vorlegen, Sir.«
Am liebsten hätte er sie angebrüllt, doch sie betrug sich völlig makellos. »Danke«, wiederholte er nur, ließ sich aber seine Verärgerung anmerken. Als Desjani den Raum verließ und dabei den Rücken durchdrückte, musste Geary einen Moment lang darüber nachdenken, wie ungerecht es war, dass er mit einer Frau Beziehungsprobleme hatte, mit der ihn nicht mal eine Beziehung verband.
Victoria Rione ging ihm nicht an die Gurgel, aber sie schien darüber nachzudenken. »Haben Sie eine Ahnung, was Sie da von mir verlangen?« Schon lange hatte er von ihr nicht mehr diesen frostigen Tonfall zu hören bekommen. »Glauben Sie tatsächlich, ich würde diese Flotte in Gefahr bringen, indem ich gemeinsame Sache mit den Leuten mache, die diese Würmer eingeschleust haben?«
»Warum haben Sie uneingeschränkten Zugang zu Captain Desjanis Quartier?«, fragte Geary ohne Umschweife. »Die Einstellungen wurden ohne Captain Desjanis Wissen verändert.«
»Ich habe keine Ahnung!« Rione schien kurz vor einem Wutausbruch zu stehen. »Vielleicht hat sie…«
»Die Einstellungen zu meinem Quartier wurden ebenfalls so verändert, dass Sie freien Zugang haben.«
Ihre nächsten Worte blieben ihr im Hals stecken, und sie konnte ihn einen Moment lang nur anstarren. »Belastend, verdammt belastend. Glauben Sie tatsächlich, ich bin so dumm, etwas so Offensichtliches zu unternehmen, Captain Geary?«
»Nein«, erwiderte er. »Ich habe auch darüber nachgedacht, und wenn Sie die Einstellungen verändert hätten, wären Sie sicher schlau genug gewesen, sich gleichzeitig eine falsche Identität zuzulegen, unter der Sie sich Zutritt verschaffen würden. Sie sind zu intelligent, als dass Sie sich so massiv belasten würden. Aber ich möchte den unwiderlegbaren Beweis liefern, dass Sie damit nichts zu tun haben.«
Eine Weile sah sie ihn an, dann endlich antwortete sie.
»Weil die anderen Flottenoffiziere bereit sind, von mir nur Schlechtes zu denken, einer Politikerin.«
»Ich fürchte ja. Und deshalb wurde das mit Sicherheit auch HO arrangiert, damit Sie als politische Vertreterin der Allianz in Misskredit geraten und ich nicht länger Ihre Ratschläge einholen kann.«
Schließlich entspannte sie sich ein wenig und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Sehr gut. Ich konnte Ihnen ja doch das ein oder andere beibringen. Aber wollen Sie tatsächlich das Geheimdienstpersonal in diese Sache einbe-ziehen?«
»Ja. Diese Leute müssen bestätigen können, dass Sie die Wahrheit sagen, und ich benötige deren Hilfe bei unseren momentanen Problemen. Verräter und Aliens. Beide Gruppen nehmen diese Flotte stärker unter Beschuss, und das heißt, dass einige andere Leute erfahren, womit wir es zu tun haben.«
Rione überlegte einen Moment lang, dann nickte sie und machte sich auf den Weg in die Geheimdienstabteilung, während Geary Bescheid gab, um das Personal zu informieren.
Als sie die Hochsicherheitsschleuse erreichten, die in die Abteilung führte, wartete Lieutenant Iger bereits auf sie. Seine Uniform verriet, dass er sich in aller Eile angezogen hatte, und seine Miene ließ Sorge erkennen, da er wusste, es musste etwas
Weitere Kostenlose Bücher