Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
offensichtlichste Lösung.
»Hervorragende Idee«, sagte Geary und leitete sie an Tyrosian weiter.
»Das wird zu strukturellen Schäden an den Schiffen führen …«, begann Tyrosian.
»Diese Reparaturschiffe müssen nur lange genug durchhal-len, bis wir haben, was wir wollen. Ob sie danach wegen der Löcher, die wir in ihren Rumpf geschossen haben, in tausend Stücke zerfallen, ist mir egal. Das wäre mir sogar noch lieber, weil ich dann weiß, dass die Syndiks sie nicht mehr retten können.
Machen Sie Ihre Ingenieure einsatzbereit, wir müssen die Rohstoffe so schnell wie möglich umladen. Benötigen Sie Hilfe von den Marines, um Löcher in die Syndik-Schiffe zu sprengen?«
Tyrosian machte eine fast beleidigte Miene und erklärte:
»Ingenieure können Dinge besser demolieren als Marines.«
»Ich werde bei Gelegenheit einen Wettkampf arrangieren, Captain Tyrosian. Führen Sie Ihre Befehle aus und geben Sie mir sofort Bescheid, wenn Sie auf Probleme stoßen.«
Geary ließ sich in seinen Sessel sinken, atmete seufzend aus und wunderte sich darüber, wie schnell es ihnen gelungen war, einen Plan zusammenzustellen. Er sah wieder zu Desjani und stellte fest, dass sie sich ebenfalls zurücklehnte und ihn angrinste. Ihr Gesicht war ein wenig gerötet, als hätte sie gerade einen Sprint zurückgelegt. »Captain Desjani, hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie ein verdammt guter Offizier sind?«
Daraufhin grinste sie noch breiter. »Vielen Dank, Sir.«
Als Geary wieder durchatmen konnte, dachte er voller Erstaunen über das soeben Erlebte nach. Er und Desjani hatten schon viele Male zusammengearbeitet, aber noch nie so gut.
Einer hatte vorausgeahnt, was der andere beabsichtigte, sie hatten sich gegenseitig ergänzt und so sämtliche Flottenbewe-gungen geplant. Vergleichen konnte er das eigentlich nur damit, Sex zu haben, ohne tatsächlich Sex zu haben.
Abermals musterte er Desjanis gerötetes Gesicht und fragte sich, ob seine Metapher nicht ein wenig deplatziert war. Sie bemerkte seinen Blick, wurde abrupt ernst und schaute rasch zur Seite. Etwas an seiner Miene musste ihr missfällen haben.
Und nun? Nun musste er etwas anderes finden, worauf sie sich konzentrieren konnten. Zum Beispiel das sich anbah-nende Gefecht. »Wie lange noch, bis die Syndik-Wachschiffe uns sehen können?«
»Fünf Minuten«, antwortete sie wieder gefässt und ohne Gefühlsregung.
»Die große Formation aus beschädigten Schiffen und Reparaturschiffen sollte inzwischen auch auf uns reagiert haben.«
»Einige von ihnen reagieren ja auch. Sehen Sie diese Aktivitäten? Die Verbindungsleitungen zwischen einigen Kriegsschiffen und den Reparaturschiffen werden durchtrennt.
Sieht so aus, als ob die gefechtstauglichen Syndik-Einheiten in dieser Formation sich auf einen Kampf oder auf die Flucht einrichten.«
»Ich will nicht hoffen, dass auch die Reparaturschiffe einen Fluchtversuch unternehmen.« Wobei »Versuch« in dem Zusammenhang das entscheidende Wort war, denn selbst die
.sogenannten Schnellen Hilfsschiffe der Allianz-Flotte waren langst nicht so schnell, wie ihr Name vermuten ließ, obwohl sie angeblich so konstruiert worden waren, dass sie mit einem Kriegsschiff mithalten konnten. Diese fliegenden Fabriken waren mehrheitlich aber gar nicht in der Lage, sich ähnlich einem Kriegsschiff zu bewegen: Sie waren nur mühsam in der Lage zu beschleunigen und konnten es nicht einmal annä-
hernd mit der Geschwindigkeit einer Kampfeinheit aufnehmen. Zudem waren diese Syndik-Reparaturschiffe mit Rohstoffen beladen, die nötig waren, um Ersatzteile, Munition und Brennstoffzellen herzustellen, was sie umso träger machte.
Die ersten Schiffe der Allianz-Flotte überwanden die Oberkante des Minenfelds, das einen direkten Flug aus dem Sprungpunkt ins System verhindert hatte. Dabei sank jedes Schiff nach unten und beschleunigte gleichzeitig Richtung Feind, was den Eindruck erweckte, als würde die Flotte wie ein umgekehrter Wasserfall über die Minen hinwegfluten.
Auch die Dauntless überwand das Minenfeld und drehte sich nach vorn. Dabei war die Beschleunigung deutlich zu spü-
ren, obwohl die Trägheitsdämpfer vor Anstrengung heulten, als sie versuchten, die Auswirkungen auf Schiff und Crew auszugleichen. Wenn es darum ging, auf den Feind loszustürmen, vergeudete Desjani keine Zeit. »Die Syndik-Wachschiffe müssen uns inzwischen gesehen haben«, erklärte sie. »Da wir beschleunigen und Kurs auf sie genommen haben, werden wir ihre
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