Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
Hypernet-Portal zu verteidigen, und er muss zeigen, dass er beides versucht.«
Das klang nur allzu überzeugend. Eine Mission, die die dazu abgestellten Streitkräfte sowieso hoffnungslos überforderte, also musste auch noch ein Teil dieser Kräfte geopfert werden, damit die widersinnigen Erwartungen des Ober-kommandos auch ja erfüllt wurden. In der hundert Jahre zu-rückliegenden Zeit Gearys hatte es so etwas nur bei Manövern gegeben, mit vorgespielten Verlusten bei vorgespielten Gefechten. Doch selbst da hatte er sich gefragt, ob es bei einem echten Konflikt tatsächlich so anders sein würde, wie ihm von seinen vorgesetzten Offizieren immer wieder versichert worden war, oder ob es dann sehr wohl nach dem gleichen Muster ablaufen würde, auch wenn die Verluste nur noch höher ausfielen. Nach allem zu urteilen, was er über den Krieg gelernt und mit eigenen Augen mitangesehen hatte, entsprach Letzteres wahrscheinlich der Realität. »Also gut, Captain Desjani.
Dann wollen wir mal dafür sorgen, dass unsere Flotte ordentlich aufgestellt ist, damit wir diese Schlachtschiffe unschädlich machen können, ohne eigene Verluste hinnehmen zu müssen.«
»Captain Desjani«, rief der Maschinen-Wachhabende dazwischen. »Die Brennstoffzellen der Dauntless sind soeben unter fünfzig Prozent Reserve gesunken.«
Desjani nickte und sah zu Geary. »So wenig hatte das alte Mädchen noch nie.«
Das »alte Mädchen« war gerade einmal vor zwei Jahren zum Jungfernflug aufgebrochen, dennoch war es eine beunruhigende Meldung. Wenn es ihnen nicht gelang, diese Reparaturschiffe zu plündern, dann würde ihre Heimreise ein vorzeitiges Ende nehmen. Gebete allein konnten ein Kriegsschiff nicht zum Weiterfliegen bewegen.
Vor vierzig Minuten waren sie nach Lakota zurückgekehrt.
Bislang sah alles noch ganz gut aus. Aber wie viel Zeit würde ihnen bleiben, bis die Syndik-Verfolger hier eintrafen, um sicherzustellen, dass die Allianz-Flotte nicht noch einmal ent-kam?
Zwei
Nachdem das Minenfeld der Syndiks überwunden war, hatte jedes Allianz-Schiff auf seinem eigenen Vektor Fahrt aufgenommen. Einen Moment lang hatte der Anblick Geary an die chaotische Ankunft in Corvus erinnert, unmittelbar nachdem er das Kommando über die Flotte übernommen hatte. Damals war die Flotte in etliche kleine Gruppen zerfallen, die alle nichts Wichtigeres zu tun hatten, als ein paar viel zu schwach bewaffnete Syndik-Kriegsschiffe zu attackieren. Doch diesmal war es etwas anderes, denn diesmal befolgten die Allianz-Schiffe seine Befehle und bewegten sich auf vorgegebenen Vektoren bei vorgegebener Geschwindigkeit, um einen koor-dinierten Angriff auf jedes gegnerische Schiff zu starten, das sie erreichen konnten. Selbst die Offiziere, die Gearys Vorgehensweise üblicherweise nicht mochten, sollten damit kein Problem haben, waren doch mehr als genug Ziele für alle vorhanden.
Nachdem die Befehle ausgegeben waren, reagierte die Flotte so, wie Geary es erwartete. Die Syndik-Verfolger waren bislang noch nicht hinter ihnen aufgetaucht, und Geary verspürte den einschläfernden Effekt, der durch die immensen Entfernungen innerhalb eines Sternensystems verursacht wurden. Obwohl seine Schiffe auf 0,1 Licht beschleunigten, würden sie mehr als eineinhalb Stunden benötigen, um jene zehn Lichtminuten zu überwinden, die sie von der großen Formation aus feindlichen beschädigten Kriegsschiffen und Reparaturschiffen trennten. Es drohte aber noch mehr Zeit in Anspruch zu nehmen, da sich der Gegner von den Allianz-Schiffen fort bewegte, wenn auch nicht annähernd schnell genug, um ihnen zu entkommen.
»Geschätzte Zeit bis zum Kontakt 1,7 Stunden«, grummelte Desjani. »Sie laufen vor uns davon, aber wir werden sie eingeholt haben, lange bevor diese beiden Schlachtschiffe uns erreichen.«
»Wir müssen sicherstellen, dass die zwei gestoppt werden, bevor die sich einen Weg zu unseren Hilfsschiffen bahnen können.« Auf Gearys Display zogen die Flugbahnen der Allianz-Zerstörer und der Leichten Kreuzer vor denen der schweren Kriegsschiffe durch das All und hatten dabei nicht nur die größte Syndik-Formation zum Ziel, sondern auch kleinere Gruppen und einzelne Schiffe. »Wir sollten wohl eher von zwei Stunden ausgehen, bevor wir den Gegner eingeholt haben. Wir werden von Glück reden können, wenn unsere Verfolger bis dahin noch nicht eingetroffen sind.«
»Meinen Sie, es sind weitere Verstärkungen hier eingetroffen, nachdem wir das System verlassen haben?«, überlegte
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