Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
machen, Tanya. Ich’werde der Allianz nicht auf diese Weise in den Rücken fallen, indem ich das Angebot annehme und mich zum Diktator aufschwinge. Das habe ich Badaya auch gesagt.« Desjani senkte den Blick, ihr Gesicht verriet keine Gefühlsregung. »Das würde nicht funktionieren, außerdem wäre es grundverkehrt.«
Sehr leise fragte Desjani daraufhin: »Ich muss Ihnen die Frage stellen, ob Ihnen sonst noch etwas versprochen worden ist. Für den Fall, dass Sie annehmen, meine ich.«
Er versuchte sich an die Unterhaltung zu erinnern, da er Tanya ansah, dass es ihr sehr zu schaffen machte, doch ihm wollte nichts einfallen. »Nein, nichts Spezielles. Es war alles sehr allgemein gehalten.«
»Ganz sicher?« Ihr Tonfall klangjetzt verärgert, aber immer noch sehr leise. »Ist Ihnen wirklich nicht irgendetwas versprochen worden, Captain Geary?« Er schüttelte ratlos den Kopf.
»Oder irgend jemand, Captain Geary?«
Irgendjemand? Was sollte d e n n … ? Er war davon überzeugt, dass sie ihm seine Fassungslosigkeit ansah. »Reden Sie etwa von sich?«, flüsterte er ungläubig.
Sie sah ihn wieder an, betrachtete eingehend sein Gesicht, dann schien sie sich zu entspannen. »Ja. Einige Personen haben mich bedrängt, damit ich … mich Ihnen anbiete. Ich hatte mich gefragt, ob sie Ihnen dieses Angebot ohne mein Wissen gemacht haben.«
Verlegenheit und Wut brachten sein Gesicht zum Glühen.
Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal so zornig gewesen war. »Wer?«, zischte er. »Wer wagt es, mit einem solchen Ansinnen an Sie heranzutreten? Sie sind keine Trophäe, die man jemandem überreicht. Sagen Sie mir, wer das war, dann werde ich …« Diesmal musste er sich bremsen, da ein Flottenkommandant nicht damit drohen durfte, seine Untergebenen in Stücke zu reißen und durch die Luftschleuse ins All werfen zu wollen.
Desjani reagierte mit einem schwachen Lächeln. »Ich kann meine Ehre selbst verteidigen, Sir. Trotzdem danke. Vielen Dank, Sir.«
»Tanya, ich schwöre, wenn ich herausfinde …«
»Lassen Sie mich das in die Hand nehmen, Sir. Bitte.«
Widerstrebend nickte er. »Wir sollten auf die Brücke zurückkehren, Sir, um das Geschehen im Auge zu behalten.« Wieder nickte er. Desjanis Mundwinkel wanderte ein Stück weiter nach oben. »Sie wären kein guter Diktator, nicht wahr?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Vielleicht auch das aus gutem Grund.«
Er wartete ungeduldig, ob noch irgendetwas schiefging, aber die Allianz-Shuttles setzten alle Syndik-Zivilisten ab, starteten und kehrten zu ihren Schiffen zurück, ohne dass auch nur ein Syndik versuchte, ihnen dazwischenzufunken.
»Haben wir tatsächlich diese Operation hinter uns gebracht, ohne dabei von den Syndiks in irgendeinen Hinterhalt gelockt zu werden?«, fragte Desjani.
»Sieht ganz so aus. Und bislang haben sich die Verschwörer in unseren Reihen auch zurückgehalten.« Geary betrachtete sein Display und verspürte den gleichen Unglauben wie Desjani. Alle Shuttles waren zurückgekehrt, und die Allianz-Flotte war wieder auf Kurs quer durch das Cavalos-System zu dem Sprungpunkt, der nach Anahall oder Dilawa führte. »Noch drei Tage bis zum Sprungpunkt?«
»Ja, Sir. Solange nichts Unvorhergesehenes passiert.« Desjani presste die Lippen zusammen, als der Alarm losging. »Was genau jetzt der Fall ist.«
Aus dem Sprungpunkt, auf den sie zusteuerten, kamen ihnen Syndik-Kriegsschiffe entgegen.
Zehn
»Zehn Syndik-Schlachtschiffe, zwölf Schlachtkreuzer, siebzehn Schwere Kreuzer, fünfundzwanzig Leichte Kreuzer, zweiundvierzig Jäger«, meldete der Ops-Wachhabende.
»Die Hälfte unserer Kampfkraft«, stellte Desjani fest. »Allerdings sind wir bei den leichteren Einheiten deutlich im Vorteil. Werden sie uns aus dem Weg gehen oder den Kampf suchen?«
»Sie müssen den Befehl haben, uns zu stoppen oder uns zumindest für eine Weile aufzuhalten«, erwiderte Geary. »In beiden Fällen müssen sie sich auf einen Kampf einlassen.«
»Nach dem, was diese Flotte bei Lakota erreicht hat, könnten sie zu viel Angst vor einer Auseinandersetzung haben.«
Dann ging ihr ein Gedanke durch den Kopf. »Die wissen vielleicht noch gar nicht, was bei Lakota passiert ist. Womöglich nehmen sie an, dass die Verfolgerflotte, die wir bei Lakota vernichtet haben, uns auf den Fersen ist und jeden Moment auftauchen wird.«
»Damit könnten Sie recht haben, immerhin kommen sie von Anahalt oder Dilawa.« Geary betrachtete die acht Lichtstunden entfernten Bilder
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