Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
der Syndik-Formation, die auf einen neuen Vektor einschwenkte. Die Syndiks hatten bereits acht Stunden lang überlegen können, wie sie vorgehen sollten, und ergriffen längst die notwendigen Maßnahmen.
»Bislang ist das die standardmäßige Kastenformation der Syndiks.«
»Vielleicht ist dieser CEO genauso dumm wie der bei Kaliban«, gab Desjani zu bedenken. Jener feindliche Commander war einfach auf die deutlich überlegene Allianz-Formation losgestürmt, sodass Geary die feindliche Flotte mit seiner überlegenen Feuerkraft hatte eliminieren können.
»Das wäre wirklich schön«, stimmte Geary ihr zu. »Aber darauf können wir nicht bauen. Ich habe den Verdacht, dass wir die dummen CEOs schneller töten, als die Syndiks sie auf ihre Posten befördern können.«
»Mir fällt es schwer, die Fähigkeiten eines jeden Systems zu überschätzen, was die Beförderung der Dummen angeht.«
In Anbetracht des bevorstehenden Gefechts war Desjani so gut gelaunt, dass sie sogar in der Stimmung war, Witze zu rei-
ßen, auch wenn Geary zugeben musste, dass sie völlig recht hatte. »Gehen wir mal davon aus, dass er kein Dummkopf ist.
Glauben Sie, die werden versuchen, mit schnellen Vorstößen unsere Flanken zu attackieren? Oder werden sie auf eine der Unterformationen frontal losgehen, wenn ich die Flotte in Gruppen aufteile?«
Desjani dachte über seine Frage nach. »Man hat ihnen beigebracht, so zu kämpfen, wie wir es bislang gemacht haben, nämlich stur drauflos. Selbst wenn sie etwas Ausgefallenes versuchen sollten, wird es wahrscheinlich doch darauf hinaus-laufen, dass sie auf uns losstürmen. Aber es wird wohl keine Attacke gegen eine Flanke oder eine Ecke werden, so wie Sie es uns beigebracht haben. Das ist das, was ich erwarten würde.«
Im Idealfall musste er seine eigene Flotte lediglich zu einer großen Formation zusammenziehen, auf die die Syndiks dann losgehen konnten. Aber bei einer solchen Formation würden nicht alle seine Schiffe das Feuer auf den Feind eröffnen können, womit sie einen Großteil ihrer Überlegenheit einbüßen würde. Falls die Syndiks andererseits nur eine Unterformation unter Beschuss nehmen wollten, würden Taktiken wie die bei Kaliban angewandten auch nicht funktionieren. Er würde sich etwas anderes einfallen lassen müssen.
In dem Moment betrat Rione die Brücke und blieb kurz stehen, um einen Blick auf das Display vor ihrem Platz zu werfen, dann wandte sie sich an Geary: »Was beabsichtigen Sie zu tun?«
Geary zeigte auf sein eigenes Display, auf dem der ausholende Bogen, der den vorausberechneten Kurs der Syndik-Formation darstellte, auf einen Vektor einschwenkte, der den Bogen der Allianz-Flotte kreuzte. Am Schnittpunkt der beiden Linien sah es so aus, als würden zwei Säbel aufeinandertreffen.
»Ich beabsichtige, auf den Feind zu treffen, Madam Co-Präsidentin, und zwar in weniger als eineinhalb Tagen.«
Rione sah von ihrem Display auf, das die Zahl der gegnerischen Schiffe anzeigte, und schüttelte den Kopf. »Es ist so, als würde man gegen eine Hydra kämpfen. Wir können noch so viele Syndik-Kriegsschiffe zerstören, es tauchen immer neue auf.«
»Die bauen ja auch fleißig neue Schiffe, und im Gegensatz zu »ins können sie Verstärkung schicken«, betonte Geary.
»Ich empfehle, diesen CEO lebend zu fangen, Captain Geary.
Er könnte in der Lage sein, uns ein paar Fragen zu beantworten.«
»Ich werde mein Bestes tun, Madam Co-Präsidentin.«
»Captain, wir empfangen eine sehr stark gebündelte Übertragung aus der Richtung der vorrangig bewohnten Welt. Sie ist an Captain Geary gerichtet.«
Desjani sah ihn skeptisch an. Bis zum Kontakt mit der Syndik-Flotte dauerte es noch fast acht Stunden, und sie hatten bislang noch keine Gefechtsformation eingenommen. »Auf mein Display«, sagte Geary. »Und lassen Sie Captain Desjani mitschauen.«
In dem Fenster, das sich vor ihm öffnete, war eine ältere Frau zu sehen, die eine CEO-Uniform eines Syndiks im mittleren Dienstgrad trug. »Ich nehme an, Sie fragen sich, warum die Senioroffizierin der Syndikatwelten in diesem Sternensystem mit Ihnen Kontakt aufnimmt, Captain Geary, und das auch noch auf eine Weise, die die Gefahr gering hält, dass irgendjemand herausfindet, was sie getan hat.«
Sie deutete auf ein Foto auf dem Schreibtisch, es zeigte einen jungen Mann, der Geary irgendwie bekannt vorkam.
»Ich hatte einen Bruder, der vor langer Zeit bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Jedenfalls dachte ich das.
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