Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - Campbell, J: Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - The Lost Fleet- Victorious
Sache«, meinte der Chief. »Wir wollen nicht, dass sie so was in einem Allianz-System versuchen.«
»Ganz bestimmt nicht«, pflichtete Geary ihm bei. »Wir wollen nicht mal, dass sie auch nur glauben, sie könnten mit so was ungeschoren davonkommen.«
»Ist ja fast wie Grendel, nicht wahr?«, merkte der Chief an. »Nur dass es diesmal nicht die Syndiks sind, die einen Überraschungsangriff auf uns planen. Wir danken den lebenden Sternen, dass Sie hier bei uns sind, Sir. So wie Sie damals auch dort waren.« Wieder folgte zustimmendes Nicken.
»Danke, und ich danke den lebenden Sternen, dass Sie heute alle bei mir sind.« Er wusste nie so recht, wie er mit Bemerkungen umgehen sollte, wie sie der Chief gemacht hatte, aber eine schlichte, ehrliche Antwort erschien ihm immer noch die beste Antwort. Die Matrosen schienen sich darüber zu freuen.
Als er weiterging, musste er wieder an das denken, was der Chief gesagt hatte. In gewisser Weise erinnerte das hier tatsächlich an Grendel. Die Syndik-Flotte entsprach in ihrer Größe in etwa der, der sich Geary bei Grendel gegenübergesehen hatte. Doch während es damals nur ihn und die Crew seines Schweren Kreuzers Merlon gegeben hatte, wurde er nun von einer eigenen Flotte begleitet. Und diesmal waren es die Kriegsschiffe der Allianz-Flotte gewesen, die ohne Vorwarnung in einem
Syndik-Sternensystem aufgetaucht waren und ihre friedlichen Absichten bekundet hatten, und das war das genaue Gegenteil der Ereignisse bei Grendel. Genau genommen war die Allianz-Flotte sogar darum gebeten worden herzukommen. Und sie hegte keine feindseligen Absichten gegen die Bevölkerung dieses Systems. Manches war wie bei Grendel, aber vieles war auch völlig anders.
Die Leute aus dieser Zeit glaubten unbeirrbar daran, dass er bei Grendel gesiegt hatte, obwohl die Merlon zerstört worden war. Unwillkürlich fragte er sich, wie man wohl in hundert Jahren die jetzt anstehende Konfrontation in Erinnerung haben würde – und wie hoch der Preis war, den sie kosten würde.
Schließlich kehrte Geary auf die Brücke zurück, wo er auf sein Display starrte, auf dem sich keine bedeutenden Veränderungen abgespielt hatten, obwohl das Ultimatum der Aliens vor Stunden abgelaufen war. Desjani saß immer noch in ihrem Sessel und schien sich in der ganzen Zeit nicht gerührt zu haben. Sie wirkte wie eine große Raubkatze, die geduldig darauf wartete, dass ihre Beute auftauchte und sie sich auf sie stürzen konnte. Auch die Wachhabenden schienen auf eine ganz ähnliche Weise angespannt zu sein, da sich unter ihre Zuversicht in ihre Vorgesetzten und ihr eigenes Können die Sorge vor dem Unbekannten mischte, das auf sie alle wartete. Hinter Geary gab Senatorin Costa nur unwillig ihren Platz an Rione ab, die sich wortlos hinsetzte und nach außen hin völlig unbesorgt erschien.
Eine weitere Stunde verstrich, und Gearys Gedanken kreisten um die Schlachten, in denen er das Kommando gehabt hatte, und um die Männer, Frauen und Schiffe, die diese Schlachten nicht überlebt hatten. Seine Entscheidungen, seine Verantwortung. Ihm kamen Carabalis Worte in den Sinn: Ich bin es leid, entscheiden zu müssen, wer überlebt und wer stirbt.
Dann auf einmal waren sie da und rissen Geary aus seinen Überlegungen. Das All, das eben noch leer gewesen war, hatte sich schlagartig mit Schiffen gefüllt.
Mit einer großen Menge an Schiffen.
Geary spürte, wie die Anspannung auf der Brücke abrupt in die Höhe ging, und er bemühte sich, nach außen hin Ruhe zu bewahren. »Sieht aus, als wären sie uns zahlenmäßig überlegen.«
»Ungefähr im Verhältnis zwei zu eins«, bestätigte Desjani genauso gefasst wie er. Er fragte sich, ob sie ihre Gelassenheit auch nur so vortäuschte wie er. Bei Desjani hatte er schon immer das Gefühl gehabt, dass sie umso ruhiger wurde, je näher ein Gefecht rückte. »Sie sind ungefähr zweieinhalb Lichtstunden von uns entfernt und gleichzeitig ungewöhnlich weit weg vom Sprungpunkt. Lieutenant Commander Kosti, was erzählen die Schiffssysteme?«
Kosti, der offensichtlich froh war, sich auf etwas anderes konzentrieren zu dürfen als auf die Anzahl an Alien-Schiffen, betrachtete aufmerksam seine Displays. »Sie sind tatsächlich deutlich weiter vom Sprungpunkt entfernt, als es unsere Schiffe wären. Die Systeme können aber nicht feststellen, ob die Aliens einen völlig anderen Antrieb verwenden, um das Sprungphänomen zu nutzen, oder ob sie bei der gleichen Antriebsart andere Ergebnisse
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