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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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Moslems zu befreien. Was ihr wissen wollt, sind Wahrheiten, die in diesem Buch der Wunder geschrieben stehen – aber zwischen den Zeilen. So wie der Blinde im Dunkeln sehen kann, so kann nur der Weise zwischen den Zeilen finden, was der Glaube dort an Wahrheiten versteckt hat. Aber seht euch vor. Mir geht dieser Traum von Gog und Magog und dem Araber, der das Böse mit der linken Hand lenkt, nicht aus dem Sinn.«
     
    Es war eine sehr kurze Nacht gewesen. Er und Seyoum hatten versucht, Jahzara die teils so blumig dargelegten Erzählungen des Mönches in all ihrer Aussagekraft zu vermitteln. Bis nach Mitternacht hatten sie auf der zum See hin gelegenen Terrasse des Tana- Hotels gesessen, hatten Fakten, Thesen und wagemutige Denkmodelle diskutiert. Jahzara hatte sich anfänglich mit Peters sensationeller Vermutung, der Priesterkönig Johannes sei eine Fiktion, eine personifizierte Projektion abendländischen Wunschdenkens oder aber auch eine raffinierte Täuschung Roms gewesen, nicht anfreunden mögen. Doch je mehr Spielraum sie alle ihrer Fantasie gelassen und Fakten lediglich als Orientierungshilfe mit einem gewissen Wahrheitskern betrachtet hatten, desto schneller war bei ihnen die Erkenntnis gereift, dass sich viele Geschehnisse von damals geradezu ernüchternd klar darstellten, wenn man die Rolle des Papstes, der römisch-katholischen Kirche, im Kontext mit den damaligen Gegebenheiten in Europa und im Orient betrachtete.
    Rom lag im Zwist mit den abtrünnigen Ostkirchen. Der Patriarch von Byzanz wehrte sich gegen den Alleinvertretungsanspruch des Papstes ebenso wie die weltlichen Kaiser des wiederbelebten Heiligen Römischen Reiches. Die Macht des Papstes bröckelte. Und plötzlich tauchte in Afrika noch ein anderes Christenreich auf: Häretiker, die sich dem Glaubensdiktat Roms nicht beugen wollten. Ihre jüdischen Traditionen waren dem Papst ein Dorn im Auge. Für ihn waren Äthiopiens Christen Ketzer. Fraglos sann er nach Möglichkeiten, wie er diese Ketzer entweder missionieren oder sie als Gleichgesinnte in sein Macht- und Glaubensgebilde einverleiben konnte. Wenn du einen Feind nicht besiegen kannst, dann mache ihn zu deinem Freund!
    Seyoum war es schließlich gewesen, der abschließend gemeint hatte: »Vielleicht war der Verfasser des Sion -Dossiers ein Abgesandter, ein Spion des Papstes. Einer, der die Portugiesen bei ihrer Reise nach Äthiopien begleitet hatte, um aus erster Hand nach Rom berichten zu können, wie gefährlich oder auch hilfreich das Christenreich in Afrika für Rom werden könnte und welche wahren Intentionen die Portugiesen bei der Kontaktaufnahme mit dem vermeintlichen Priesterkönig Johannes hatten. Ja, der Papst traute den Portugiesen nicht! Er hatte Angst, dass sich neben Byzanz im Osten, den aufsässigen Kaisern des Heiligen Römischen Reiches im Norden nun auch noch mithilfe Portugals eine Front im Süden der damaligen Welt gegen ihn auftun könne. Der Spion des Papstes sollte herausfinden, ob der Priesterkönig Johannes, wie sie den äthiopischen König nannten, ein potenzieller, unterwürfiger Verbündeter sei. Der Teufel, den du kennst, ist besser als der Teufel, den du nicht kennst, so wird der Papst wohl gedacht haben.«
    So hatte Seyoum mit viel Wohlwollen seitens Jahzaras resümiert. Schließlich waren sie alle drei zu der Erkenntnis gelangt, dass der Schlüssel zu den Geschehnissen auf der Klosterinsel Tana Cherkos zu finden sein würde.
     
    Das gemietete Boot machte einen recht stabilen Eindruck. Seyoum hatte für reichlich Essen und Getränke gesorgt. Mehrere Stunden, so schätzte er, würde die Fahrt zu der entlegenen Insel dauern. Per Funk war die Insel über ihre Ankunft informiert worden. Die zwei Sicherheitsbeamten, die während der Nacht vor den Zimmern von Jahzara und Peter gewacht hatten, blieben zurück. Die Morgensonne tauchte das Ufer und Bahir Dar in warme Pastelltöne, als sie schließlich ablegten.
    Peter empfand eine seltsame Anspannung. Dennoch genoss er die Ruhe des Sees, die herrlichen Ausblicke auf die Uferregionen mit den mehreren tausend Meter hohen Bergmassiven im Hintergrund. Farbenprächtige Vögel begleiteten sie längsseits des Bootes, und eine leichte Brise trieb Federwölkchen von Horizont zu Horizont. So groß hatte Peter sich den See nicht vorgestellt. Er schien ein Meer zu sein. Der sanfte Wellengang machte ihn schläfrig.
    Seine Gedanken trieben mit den Wolken am Himmel dahin. Viel war passiert in den letzten Wochen. Was Yvonne wohl

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