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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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Yvonne.
     
    Yvonne saß mit dem Rücken zur Wand auf dem Boden. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie konnte kaum ihr Handy festhalten. Mit panischem Blick starrte sie den Mann an, der vor ihr auf dem Boden kniete und eine Pistole auf ihren Kopf richtete. Der Mann war klein und hatte einen Bauch. Er trug altmodisch gestreifte Hosen und ein kariertes Hemd. Sein Kopf war mit einer Motorradsturmhaube verhüllt. Sie sah nur zwei Augen, die sie gierig anglotzten. Sie schluchzte. Ihr Herz pochte heftig. Hoffentlich erreiche ich ihn, dachte sie. Was, wenn Peter schon in der Wüste ist, wenn er keinen Handyempfang mehr hat? Der Rufton ging durch. O Gott, dachte sie, bitte lass ihn ans Telefon gehen. Der Mann schien zu ahnen, was ihr durch den Kopf ging. Er beugte sich nach vorne und setzte den Lauf seiner Waffe auf ihren linken Busen. Sie fühlte seinen heißen Atem. Seine Augen blitzten auf und tasteten ihren Körper ab. Seine linke Hand legte sich auf ihr Knie und begann, langsam ihren Rock nach oben zu schieben. Sie zuckte zurück. Er starrte sie wütend an, presste seine Waffe erneut drohend auf ihren Busen und begann, mit der Mündung der Pistole an den Knöpfen ihrer Bluse herumzufummeln. Sie hatte schreckliche Angst. Dieser Mann, die drei Männer, die sie vor einer Stunde vor ihrer Haustür abgepasst, sie in ein wartendes Auto gezerrt und sie mit Chloroform betäubt hatten, waren zu allem fähig. Seit sie in diesem Kellerraum saß, ahnte sie, dass sie sterben würde.
    Endlich hörte sie Peters Stimme. Ihr Oberkörper richtete sich abrupt auf. Der Pistolenlauf presste sie zurück. Seine linke Hand war inzwischen unter ihren Rock gerutscht; sie war schweißnass. Er roch unangenehm nach kaltem Rauch. Sie wollte angeekelt schreien, weil er nun ihren Slip befingerte. Nur Peters Stimme gab ihr Hoffung.
    Ihre ersten Worte gingen in Schluchzen unter. »Pe… Peter? Bist… bist du es?« Sie hörte noch, wie Peter vor Freude ihren Namen in das Handy schrie. Seine Freude hallte mit vielfachem Echo durch ihren Körper. Dann entriss der Mann ihr das Handy, zog seine Hand unter ihrem Rock hervor und richtete sich auf.
    »Hallo, Peter! Oh, Pardon, Mister Föllmer, wollte ich natürlich sagen. Hören Sie mich einwandfrei? Gut! Passen Sie auf, was ich Ihnen jetzt sage. Wir haben Ihre Freundin, Sie wissen schon, die nette Frau mit dem tollen Busen, mit der Sie in Lissabon waren. Sie ist wirklich sehr nett. Sehr sogar! Alles bei ihr fühlt sich so fest an. Leider hat mich unser Telefonat davon abgehalten, mir anzuschauen, was sich unter ihrem Rock verbirgt. Aber ich habe ja Zeit. Im Gegensatz zu Ihnen! Machen wir es kurz, Peter! Geben Sie Ihr Handy mal weiter. An wen? Na, schauen Sie mal auf den Rücksitz Ihres Autos. Geben Sie es Said, machen Sie schon! Und noch eines: Ich rate Ihnen dringend, all das zu tun, was Said Ihnen jetzt sagt. Je schneller Sie da unten in der Wüste fertig sind, umso schneller können Sie mit Ihrer Freundin das tun, was ich jetzt an Ihrer Stelle genießen werde.«
    Yvonne erstarrte. Ihre Hoffnung wich blankem Entsetzen. Hatte sie bis vor wenigen Sekunden noch gedacht, Peter könne ihr in irgendeiner Weise helfen, überkam sie nun Todesangst. Was der Mann mit der Pistole eben gesagt hatte, ließ nur einen Schluss zu: Peter und Jahzara waren ebenfalls in der Gewalt dieser Verbrecher. Sie schluchzte. Doch sie wusste, dass das zwecklos war und niemand sie hören würde.
     
    Hauptkommissar Gert Fröbig paffte nervös eine Zigarette nach der anderen. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Sein Blick ging hektisch zu Commissario Toscanelli, der gebannt auf die Lautsprecher auf dem Schreibtisch starrte. Der Funkverkehr zwischen den Einsatzfahrzeugen war auf ein Minimum abgeklungen. Im Raum herrschte eine angespannte Atmosphäre. Auch der italienische Kommissar wirkte ungewöhnlich unruhig. Sein Assistent Pietro stand mit einem weiteren BKA-Beamten vor einer überdimensionalen Karte von München, die an einer Wand des provisorischen Lagezentrums im Polizeipräsidium angebracht worden war. Beide diskutierten die aktuelle Lage. Gert Fröbig hörte, wie der italienische Kollege leise fragte: »Meinen Sie, es gibt eine direkte Verbindung des Al-Sakina-Ordens zu diesem islamischen Zentrum? Oder ist es nur Zufall, dass die Wohnung, in der die Geisel festgehalten wird, so nahe an dieser Moschee liegt?«
    Der deutsche Beamte flüsterte: »Das ist schwer zu beurteilen. Wir sollten uns mit voreiligen Schlüssen besser

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