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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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lasst mich überlegen, wie ich euch helfen kann. Ich muss wohl nicht betonen, dass wir die ganze Sache streng vertraulich behandeln müssen. Wenn das auffliegt, ist mein Freund seinen Job los. Und verdammt wird er auch. Und mit ihm will ich lieber nicht in der Hölle schmoren. Der wollte mir schon auf der Uni immer an die Wäsche. Nein, lieber nicht! Haltet also bitte euren Mund, auch im eigenen Interesse. Sonst geht ihr womöglich noch ins Gefängnis. Und bestimmt nicht in ein und dieselbe Zelle.«
    Pauline lächelte süffisant. Sie stand bereits an der Tür, als sie sich noch einmal umdrehte. »Was ich noch sagen wollte, Charles Bahri war hier, vor vielen Jahren, das habe ich Jahzara schon erzählt. Er hatte damals einen Antrag gestellt, Einsicht in dieses Dossier zu erhalten. Es wurde ihm erlaubt. Bemerkenswert ist allerdings, dass es noch einen Interessenten für dieses Dossier gab. Im Besucherverzeichnis des Marinemuseums steht, dass es der deutsche Pater Benedikt Lindner war. Dieser Mönch gehört zum Orden Hagia Maria Sion, der eine Abtei am Berg Zion in Jerusalem unterhält. Ist ein ziemlich mysteriöser Orden, wie ich herausfand. Das Ordenssymbol ist das Regenbogenkreuz, das von frühen Christen, die sich ihrer jüdischen Wurzeln bewusst waren, verwendet wurde. Mehr weiß ich nicht über ihn. Seltsam finde ich aber, dass dieses Dossier scheinbar nach diesem Orden benannt wurde. Vielleicht findet ihr eine Erklärung für das Interesse dieses Paters an diesen Dokumenten. Ich jedenfalls fand das damals höchst eigentümlich, dass dieser Orden hier recherchieren durfte. Das kann nur jemand ganz oben in unserer Regierung befürwortet haben. Oder in Rom. Wie auch immer, morgen bringe ich euch eine Kopie des Dossiers.«

8.
     
    P auline atmete tief durch. Alles war gut gegangen. Vor wenigen Minuten hatte ihr ein Expressbote die Originale des Sion -Dossiers – als Werbebroschüren deklariert – in einem Paket zugestellt. Das Dossier war unbemerkt in die Bibliothek zurückgelangt. Jahzara würde sich in etwa zwei Stunden die Kopien bei Andreia abholen. Das Ganze hatte sie viel Nerven gekostet. Große Bedenken waren ihr gekommen, als sie sich die Frage gestellt hatte, wie und vor allem wo sie so viele Dokumente heimlich kopieren könne. Ein Kopierladen schied aus. Einige der alten Schriften waren in einem sehr schlechten Zustand. Sie mit der Hand anzufassen, war nicht ratsam. Die Säuren auf den Fingern zersetzten erfahrungsgemäß mit der Zeit die Seitenränder. Schließlich war ihr gestern am späten Abend der rettende Gedanke gekommen. Ihre Freundin Andreia arbeitete im Centro Cultural de Belém, nicht weit von der Bibliothek entfernt. Das Kultur- und Kunstzentrum verfügte über einen hochmodernen Scanner, die jede Seite automatisch umblätterte und digital kopierte. Deshalb hatte sie ihrer Freundin noch am Abend die Dokumente übergeben. Sonderlich wohl hatte sie sich dabei nicht gefühlt. Wie eine Diebin war sie sich vorgekommen, als sie das komplette Dossier, unter ihrer Kleidung versteckt, an dem Sicherheitsbeamten des Hauses vorbei rausgeschmuggelt hatte. Aber es hatte geklappt. Vereinbarungsgemäß hatte Andreia dann das Original per Boten zurückgeschickt. Niemand wäre auf die Idee gekommen, ein ankommendes Paket nach vertraulichen Unterlagen aus dem Museum zu durchsuchen.
    Pauline schaute auf die Uhr und verließ ihr Büro. Sie hatte sich mit Jahzara zum Mittagessen in der Cafeteria Quadrante im Kulturzentrum verabredet. Am Haupteingang des Hieronymosklosters herrschte Hochbetrieb. Sie drängte sich durch die Menschenmassen vor dem archäologischen Nationalmuseum, setzte sich für einige Minuten auf eine Bank im Praça do Império und schlenderte dann zu dem bunkerähnlichen Betonkomplex des Kultur- und Kongresszentrums, den viele als hypermodernes architektonisches Wunderwerk bezeichneten, den sie selbst jedoch als grauenhaft hässlich empfand.
    Im Café wartete Jahzara bereits auf sie. Ihre Augen glänzten. »Hallo, Mama. Ich bin so aufgeregt. Danke, dass du das für mich getan hast!«
    »Meine liebe Prinzessin, ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, warum ich mich auf diese Sache eingelassen habe. Versprich mir, um Gottes willen, mit diesem Dossier sehr sorgsam umzugehen. Das ist Sprengstoff, sage ich dir! Wenn deine Dissertation dieses sehr unrühmliche Kapitel der Beziehung zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Christen Äthiopiens enthüllt, wird es viel Aufregung geben. Im Vatikan ebenso

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