Die verschollene Karawane
Du wirst es bekommen, Jahzara, meine Freundschaft, meine Ehrlichkeit und Zurückhaltung. Versprochen!«
Er stand auf, ging zu ihr, schaute sie mit strahlenden Augen freundschaftlich an, umarmte sie wie eine Schwester und sagte grinsend: »So, das war, deinem Wunsch gemäß, das letzte Mal, dass ich dich angefasst habe. Aber ich warne dich! Solltest du jemals das Verlangen haben, dass ich dich berühre, dann werde ich erbarmungslos sein und dich gegebenenfalls mit deinen Träumen und Sehnsüchten allein lassen. Gnadenlos werde ich sein und Nein sagen! Glaub es mir!« Er machte eine kurze rhetorische Pause und fügte dann zwinkernd hinzu: »Aber nach deinem Po darf ich trotzdem gelegentlich schielen, okay?«
Jahzara lachte. Es war ein erleichtertes Lachen: »Okay, weil du es bist! Aber vergiss nicht, Peter, never touch my soul and body.«
Von diesem Moment an war das Eis zwischen ihnen gebrochen. Jegliche Anspannung war gewichen. Voller Elan wühlte jeder in seinen Unterlagen, sortierte die Dokumente und machte sich Notizen. Nach einer Stunde signalisierte Jahzara, dass sie bereit sei.
Peter schaute sie erwartungsvoll an: »Also, ich fasse die Dinge mal so zusammen, wie sie sich für mich darstellen. Unser gemeinsamer Freund Charles gelangte in den Besitz dieses alten Buches, dessen Verfasser unbekannt ist. Leider ist nur noch ein Drittel lesbar. Vieles spricht dafür, dass der Autor zu einer geheimen portugiesischen Delegation gehörte, die mit dem Hof des äthiopischen Kaiserhauses Kontakt aufgenommen hatte. Im Original dieses Buches befand sich eine Karte, auf der die Route einer geheimnisvollen Karawane von Äthiopien westwärts durch Afrika eingezeichnet war. Diese Karawane scheint in der Sahara, wahrscheinlich in der Nähe von Timbuktu, verschollen zu sein. Für den Autor scheint es ein Fakt gewesen zu sein, dass das heutige Äthiopien identisch ist mit dem Reich des mystischen Priesterkönigs Johannes. Offensichtlich plante Portugal damals, durch die Heirat eines Aristokraten mit der äthiopischen Prinzessin Sahel einen militärstrategischen Pakt und eine christliche Allianz gegen die Moslems und zur Befreiung Jerusalems zu festigen. Aus dem Sion -Dossier wiederum ist ersichtlich, dass diese Pläne Portugals den Zorn des Papstes und den Argwohn Spaniens erregten. Laut Verfasser des Buches haben der Papst und Spanien daher geheimdienstliche Operationen initiiert, um mit allen Mitteln zu verhindern, dass diese Karawane Europa jemals erreicht.«
Jahzara schaute Peter erwartungsvoll an. »Sehr gut! Darf ich jetzt was dazu sagen?«
»Warte, einen Moment noch. Historisch gesicherter Fakt ist, dass der äthiopische Kaiser Zara Yaqob in jener Zeit eine Delegation zu Papst Nikolaus V. und zum portugiesischen König Alfons V. sandte, um Beistand gegen die aus Ägypten vorrückenden islamischen Heere zu erbitten.«
Jahzara unterbrach Peter durch ein Handzeichen. »Dieser Kaiser heiratete übrigens die legendäre Prinzessin Eleni, die Tochter des Königs von Sidama, ein Reich im Süden Äthiopiens. Nach dem Tod von Zara Yaqob ernannte einer seiner Söhne Eleni zur Königinmutter.«
Peter wiegte anerkennend seinen Kopf.
Eifrig fuhr Jahzara fort: »Mit einer Urkunde, genauer gesagt, mit der Bulle Romanus Pontifex, übertrug Papst Nikolaus V. dem portugiesischen König Alfons V. die Verwaltung der Länder, Häfen, Inseln und Meere Afrikas samt dem Patronat über die Kirchen sowie das Handelsmonopol.«
»Genau! Und Heinrich der Seefahrer, für den das auf der Karte verzeichnete Kürzel IDA steht, war Onkel des portugiesischen Königs und gleichzeitig weltlicher Administrator des Ordens der Christusritter. Er übernahm die Koordination der weltweiten portugiesischen Entdeckungsfahrten.«
»Wobei vielleicht von Bedeutung ist, dass der Orden der Christusritter immer wieder als die tragende Nachfolgeorganisation der Templer genannt wird! Seltsam ist auch, dass genau dieser Orden federführend bei der Kolonisierung Afrikas war.«
»Womit deutlich wird, dass die Entdeckung Afrikas stets unter den Augen des Papstes stattfand. Und damit nun absolut nichts schiefging, hat Rom mit Francisco Álvares auch noch einen getreuen Franziskaner an Bord eines portugiesischen Schiffes nach Äthiopien reisen lassen.«
»Was den Schluss zulassen könnte, der Autor dieses alten Buches sei vielleicht ein Franziskaner gewesen. Vielleicht ein Diener von Álvares. Einer, dem diese Intrigen des Papstes missfallen haben.«
»Volltreffer! Die
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