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Die verschollene Symphonie

Die verschollene Symphonie

Titel: Die verschollene Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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sagte Galen. »Ich weiß nicht einmal, wer Sie sind.«
    »Doktor Marisa Kapelson«, erwiderte sie und streckte ihm ihre Hand entgegen. »Und das ist…«
    »Der Direktor dieser Klinik«, unterbrach sie Doktor Syntax. »Es freut mich sehr, dass es Ihnen besser geht, Ha… Herr Gunnar-Galen.«
    »Nennen Sie mich Galen. Stimmt es, was sie gesagt hat?«
    Doktor Syntax schien ein wenig zu schrumpfen, als Galen ihn mit einem ernsten und autoritätsgewohnten Blick musterte – als sei das Auto, dessen Steuer er bis zu diesem Zeitpunkt noch in der Hand hatte, ihm plötzlich entglitten und in unbekannte Regionen ausgeschert.
    »Ja«, sagte er kleinlaut. »Ich weiß tatsächlich mehr, als ich ihr erzählt habe. Das geschah jedoch hauptsächlich deshalb, weil ich nicht wollte, dass sie sich allzu viele Gedanken über Dinge macht, die sie nicht ändern kann.«
    »Was meinen Sie damit, dass sie sie ›nicht ändern‹ kann?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Bestimmte Ereignisse sind ins Spiel gebracht worden. Ich habe angenommen, dass sie ebenso unvermeidlich wie unwiderruflich seien. Anscheinend habe ich mich geirrt.«
    »Bin ich eines der Dinge, die ins Spiel gebracht wurden?«, fragte Galen. »Ich muss sagen, ich habe das Gefühl, als sei mit mir ein Spiel getrieben worden – und als sei dieses Spiel längst nicht vorbei.«
    »Sie sind nahe dran«, erwiderte Doktor Syntax. »Allerdings waren Sie eher der Auslöser, der alles in Gang gebracht hat. Sie und die Forschung, die Sie gemeinsam mit Ihrem Kollegen betrieben haben.«
    Galen wirkte sichtlich erschüttert. »Welcher Kollege?«, fragte Marisa.
    Galen sah sie an, und eine sonderbare Mischung aus Furcht, Trauer und Zorn flackerte über seine Gesichtszüge. »Jemand, dem ich vertraut habe, den ich beinahe geliebt habe und der – wie mir langsam klar wird – wahrscheinlich die Schuld trägt an meinem Wahnsinn, dem Tod meines Freundes und dem ganzen Chaos, das die Welt heimgesucht hat. Sein Name ist Juda.«
     

     
    »Er kam als mathematisches Wunderkind an die Universität Wien, doch es stellte sich bald heraus, dass er viel mehr war. Wie sonst niemand hatte Juda ein Talent dafür, Verbindungen zwischen verschiedenen Disziplinen herzustellen. Das stellte ich fest, als er zwei Experten zusammenbrachte, deren Fachbereiche in keinerlei Beziehung zueinander standen, und sie enger aneinander band als Brüder, während sie sein ganz persönliches Ziel verfolgten.«
    »Sie und Michael Langbein«, sagte Marisa.
    »Ja«, erwiderte Galen nach einem Moment, den Blick gesenkt. »Juda weckte unsere Aufmerksamkeit mit einem uralten Manuskript, von dessen Echtheit er uns schließlich überzeugte.«
    »Die Ur-Edda?«, fragte Marisa. »Wir haben sie hier.«
    Galen sah überrascht auf, und der Direktor nickte.
    »Zumindest Langbeins Übersetzung«, sagte er und wies zur anderen Seite des Raumes, wo sich Henrietta auf dem dicken Buch niedergelassen hatte, als wolle sie etwas ausbrüten.
    Galens Augen verengten sich. »Haben Sie etwas mit dem Ganzen zu tun? Arbeiten Sie mit Juda zusammen?«
    Doktor Syntax schüttelte den Kopf. »Ich hatte nie die Gelegenheit, den Mann, den Sie Juda nennen, kennen zu lernen. Als sich der Vorfall in Bayreuth ereignete, war ich rein zufällig zur Stelle, um meine Hilfe bei Ihrer Behandlung anzubieten.«
    »Eine einwöchige Behandlung«, sagte Marisa. »Das kommt mir immer noch verdächtig vor.«
    »Eine Woche?«, sagte Galen. »Ich verliere den Verstand und bringe jemanden um, und Sie wollten mich nur eine Woche lang hier behalten? Sollte ich an eine andere Klinik überwiesen werden?«
    »Nein, sie sollten entlassen werden.«
    »Sie sind verrückt«, sagte Galen. »Wie kann so etwas möglich sein?«
    »Weil«, erwiderte Doktor Syntax, »sich die Welt während dieser Zeit verändert hat. Heute Nacht sollte dieser Wandel abgeschlossen sein. Wir hätten Sie entlassen können, weil Sie nicht mehr länger ›ein Fisch auf dem Trockenen‹ gewesen wären.«
    »Sie haben von diesen Veränderungen schon vorher gewusst?«
    »Nein – hinterher. Ich hoffte nur, an der richtigen Stelle zu sein, damit ich das Wissen, das ich besaß, auch nach dem Ereignis nicht verlieren würde.«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    Doktor Syntax zuckte mit den Achseln. »So ist Zen nun einmal.«
    »Eines habe ich allerdings herausgefunden«, sagte Marisa. »Alles, was hier und – wie ich gehört habe – auf der ganzen restlichen Welt geschieht, dreht sich in irgendeiner Weise um Richard

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