Die Verschollenen
ob er es wagen sollte, darum zu bitten, sich das Ganze einmal ansehen zu dürfen. »Und was unterrichten Sie hier?«
»Selbstverständlich alles, was wir können«, sagte Uliar und warf einen Blick zu Evlyn und ihrer Mutter, die hinter Formbi standen. »Das hier ist tatsächlich Ausbilderin Taborys Tätigkeitsbereich. Ausbilderin, wenn Sie etwas dazu sagen möchten?«
»Viele Aufzeichnungen gingen selbstverständlich bei der Verwüstung verloren«, sagte Rosemari. »Sie wurden entweder vernichtet oder im Wrack von D-Eins verschüttet.«
Sie zeigte auf die Schulzimmertür. »Aber die Überlebenden verfügten über viele unterschiedliche Fähigkeiten und Wissensgebiete, also richteten sie so bald wie möglich eine Schule ein, in der sie ihr Wissen an die Kinder weitergaben. In den unteren Stufen unterrichten wir Geschichte, Naturwissenschaften, Lesen, galaktische Sprachen, Politik und ein paar andere Fächer – das übliche Curriculum einer Schule in der Republik. Auf dem Universitätsniveau – obwohl es natürlich keine echte Universität ist – unterrichten wir Mechanik und Elektronik, höhere Mathematik, Grundlagen der galaktischen Navigation und des Sternenschiffbaus und all die Dinge, die wir brauchen werden, wenn wir endlich hier herauskommen und uns auf einem echten Planeten niederlassen.«
»Ah«, sagte Jinzler. »Und Sie wurden als Lehrerin ausgebildet?«
Sie zuckte die Achseln. »Das ist jetzt mein Beruf, aber früher einmal war ich Meteorologin und Musikerin. Evlyn ist allerdings eine erheblich bessere Musikerin als ich.« Sie lächelte zu dem Mädchen an ihrer Seite hinunter. »Und selbstverständlich gibt es viele fortgeschrittene Wartungsklassen.«
»Das ist für unser Überleben besonders notwendig«, fügte Rat Tarkosa barsch hinzu und warf Rosemari einen kurzen Seitenblick zu. Offensichtlich passte ihm ihre Bemerkung darüber, das Projekt irgendwann zu verlassen, nicht besonders. »Obwohl viele der alten Droiden immer noch funktionieren, verschlingt dieses Schiff eine gewaltige Anzahl von Arbeitsstunden für Reparaturen und Wartung. Und die Droiden müssen selbstverständlich ebenfalls ständig gewartet werden.«
Jinzler nickte. »Wie sieht es mit den lebensnotwendigen Dingen aus?«, fragte er. »Lebensmittel, Wasser und Energie?«
»Zum Glück haben wir all das im Überfluss«, erwiderte Uliar. »Der Lagerkern wurde bei der Verwüstung nur geringfügig beschädigt, und wir waren imstande, die Generatoren von D-Fünf und D-Sechs wieder in Gang zu bringen, bevor die Notenergievorräte erschöpft waren.«
»Das klingt, als wären Sie dabei gewesen«, sagte Formbi.
Uliar bedachte ihn mit einem etwas brüchigen Lächeln. »Ja, das war ich«, sagte er. »Ich war zweiundzwanzig, als Ihre Leute uns angriffen und zerstörten.«
Jinzler brauchte seine gesamte Kraft, um sich seine Reaktion nicht anmerken zu lassen. Bei aller Höflichkeit und Freundlichkeit von Uliar und der beinahe gemütlichen Atmosphäre des Schiffs hätte er beinahe vergessen, was tatsächlich geschehen war. Dass Uliar nun so offen davon sprach, traf ihn schwerer, als er erwartet hätte. »Ja«, murmelte Formbi. »Obwohl dies weder dem Wunsch der neun herrschenden Familien noch dem der Chiss als Volk entsprach.«
»Nun, es war offenbar der Wunsch einer Person mit blauer Haut und roten Augen«, sagte Uliar schlicht. »Und ich möchte Sie außerdem darauf hinweisen, dass Sie, selbst nachdem Sie wussten, was geschehen war, bis jetzt gewartet haben, um nachzusehen, was aus uns geworden ist.«
Er warf Formbi einen forschenden Blick zu. »Das hier ist doch Ihr erster Besuch? Oder haben Sie uns die ganze Zeit von weitem beobachtet und sich amüsiert?«
»Ganz bestimmt nicht.« Formbi war ruhig geblieben. »Bis vor ein paar Wochen wussten wir nicht einmal, dass sich diese Schiffe hier befanden. Und selbst dann hatten wir keinen Grund anzunehmen, dass jemand überlebt hatte.«
»Warum sind Sie dann trotzdem gekommen?«, erwiderte Uliar. »Waren es die Schiffe selbst, die Sie wollten? Geheimnisse aus der Republik, die Sie sich zunutze machen wollten?«
Er starrte Jinzler an. »Oder waren Sie es, zusammen mit Ihrer so genannten Neuen Republik? Waren Sie diejenigen, die es haben wollten?«
Jinzler schüttelte den Kopf. »Wir sind ausschließlich aus dem Bedürfnis hier, den Ort zu sehen, an dem so viele unserer Leute gestorben sind«, sagte er und versuchte, ebenso ruhig und diplomatisch zu klingen wie Formbi.
»Und um jene zu ehren,
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