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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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»Ich werde es nicht wieder erwähnen.«
    »Warum haben Sie Ihre Schwester gehasst?«, fragte Evlyn.
    Jinzler schaute sie wieder an und spürte Anspannung in seiner Brust, als stünde ein Damm dort kurz davor zu brechen. Mehr als ein halbes Jahrhundert hatte er diese Gedanken und Gefühle in seinem Geist bewahrt und nie darüber gesprochen, nicht einmal mit Verwandten, Freunden oder Vertrauten. Seine Worte zu Luke und Mara darüber, dass er und Lorana sich nicht freundschaftlich verabschiedet hatten, waren bereits das Höchstmaß an Offenheit gewesen.
    Vielleicht hatte er alles zu lange aufgestaut.
    »Sie war meine ältere Schwester«, sagte er. »Das dritte von vier Kindern, und ich war der Jüngste. Wir lebten in Coruscant, praktisch im Schatten des Jedi-Tempels. Meine Eltern arbeiteten dort als Wartungsingenieure für die Elektronik.«
    Sein Blick schweifte von seinen Zuhörern zu einem leeren Pult, auf dem ein Datenpad lag. »Meine Eltern bewunderten die Jedi«, sagte er. Es fiel ihm schwer, die Worte herauszubringen. »Sie verehrten sie – geradezu abgöttisch.«
    »Haben die Jedi ihre Zuneigung erwidert?«, fragte Pressor.
    Jinzler schnaubte. »Was bringt Sie darauf, dass die gefeierten Hüter der Republik ein paar niedrige Arbeiter, die zwischen ihren Füßen herumwuselten, auch nur bemerkt hätten?« Er schüttelte den Kopf. »Selbstverständlich nicht. Sie hatten Besseres zu tun.
    Aber das war meinen Eltern gleich. Sie liebten die Jedi dennoch und glaubten, es wäre das Größte, wenn sie selbst ein Jedi-Kind hätten. Sobald einer von uns alt genug war, brachten sie uns hinüber und ließen uns prüfen.«
    »Und Ihre Schwester war die Einzige, die die Prüfungen bestand?«, fragte Rosemari.
    Jinzler nickte. »Schon mit zehn Monaten«, sagte er heiser. »Es war der glücklichste Tag im Leben meiner Eltern.«
    »Wie alt waren Sie, als das geschah?«, fragte Evlyn.
    »Ich war noch nicht einmal auf der Welt«, antwortete Jinzler. »Es war Eltern nicht erlaubt, ihre Kinder zu sehen, sobald sie im Tempel aufgenommen worden waren, also verloren meine Eltern ihren Arbeitsplatz. Dennoch, sie warteten oft vor dem Tempel, und hin und wieder gelang es ihnen, einen flüchtigen Blick auf Lorana zu werfen. Ich war vier, als ich sie zum ersten Mal sah.«
    »Genau so alt wie ich, als ich sie kennen lernte«, murmelte Pressor.
    Jinzler blinzelte. »Sie erinnern sich an sie?«
    »Selbstverständlich.« Pressor schien überrascht zu sein, dass Jinzler das fragen musste. »Jedi Lorana nannten wir sie. Wie, komme ich Ihnen zu jung vor?«
    »Nein, das nicht«, sagte Jinzler. »Seit damals ist nur so viel geschehen, dass es mir vorkommt wie … Sie wissen schon. Und, was hielten Sie von ihr?«
    Pressor zuckte die Achseln – zu lässig. »Sie schien nett zu sein«, sagte er vorsichtig. »Zumindest für eine Jedi. Ich kannte selbstverständlich keinen von den anderen gut.«
    »Ja, ich nehme an, bis dahin war sie vielleicht ein netter Mensch geworden.« Jinzler bedauerte diese Worte sofort. »Nein, das ist ungerecht«, verbesserte er sich. »Sie war wahrscheinlich mit sechs Jahren ebenfalls nett. Ich war … ich war einfach nicht in der Situation, das zu bemerken.«
    »Lassen Sie mich raten«, warf Pressor ein. »Sie hatten bereits Ihre eigene Prüfung nicht bestanden.«
    »Sehr gut«, sagte Jinzler säuerlich. »Meine Eltern sagten nie ein Wort darüber, aber ich spürte ihre Enttäuschung. Jedenfalls, als ich vier war, brachten sie mich zum Tempel. Die Jedi kamen heraus, weil es ein öffentlicher Feiertag war. Wir warteten und warteten.«
    Er holte tief Luft. »Und dann sahen wir sie endlich.«
    Er schloss die Augen, als eine ganze Flut von verhassten Erinnerungen über ihn hereinbrach. Das Flattern von Loranas Gewand, als sie an ihnen vorbeikam, begleitet von einer hochgewachsenen, wachsamen Jedi; der plötzlich fester werdende Griff seiner Mutter an seinen Schultern, als sie sich vorbeugte und ihm Loranas Namen ins Ohr flüsterte.
    »Sie waren stolz auf sie«, fuhr er leise fort. »So stolz.«
    »Und Sie waren nicht beeindruckt?«, fragte Pressor.
    Jinzler zuckte die Achseln. »Lorana war sechs. Ich war vier. Wie beeindruckt hätte ich sein sollen? Ich habe doch nicht mal verstanden, worum es ging.«
    »Was ist dann passiert?«, fragte Rosemari. »Hat Sie mit Ihnen gesprochen?«
    »Nein«, antwortete Jinzler. »Die Jedi, die sie begleitete, entdeckte uns und beugte sich zu ihr, um etwas zu sagen. Sie schaute in unsere Richtung,

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