Die Verschwender vom Mars
warum?«
»Überhaupt keine Ahnung. Alles ist sehr wechselhaft. Manchmal ist ein Unwetter, und dann wieder keins. Offenbar gibt es auf der Oberfläche Gegenden, wo es immer kalt ist, und solche, wo es immer heiß ist, und dann wieder andere, wo beides abwechselt.«
»Erstaunlich. Was glaubst du, wieviel davon müssen wir dem falschen Verständnis der Alten zuschreiben?«
»Gar nichts. Da bin ich mir ganz sicher. Es war alles ziemlich eindeutig. Ich hatte genug Zeit, ihre wunderlichen Geister anzuzapfen. Zu viel Zeit.«
Und wieder zogen sich seine Gedanken in private Bereiche zurück.
Gan sagte: »Das ist nur gut. Ich habe unsere Neigung, das sogenannte Goldene Zeitalter unserer Vorfahren auf der Oberfläche romantisch zu sehen, immer nur mit Schrecken betrachtet. Ich spürte, es würde in unserer Gruppe den starken Drang geben, es wieder mit einem Leben auf der Oberfläche zu versuchen.«
»Nein«, sagte Roi mit Nachdruck.
»Ganz klar nein. Ich bezweifle, daß selbst die Kräftigsten von uns sich einfallen ließen, auch nur einen Tag in einer Umgebung zu leben, wie du sie beschreibst, mit ihren Unwettern, Tagen, Nächten, ihren unpassenden und unvorhersehbaren Veränderungen.« Gans Gedanken zeigten Zufriedenheit an. »Morgen beginnen wir mit dem Vorgang der Übertragung. Wenn wir einmal auf der Insel sind – sie ist unbewohnt, sagst du?«
»Völlig unbewohnt. Es war die einzige dieser Art, über die das Fahrzeug hinwegzog. Der Tech hatte Informationen über alle Einzelheiten.«
»Schön. Dann werden wir uns an die Arbeit machen. Roi, es werden Generationen vergehen, aber schließlich werden wir in der Tiefe einer neuen, warmen Welt sein, in angenehmen Höhlen, wo eine Umgebung, die wir meistern, die Voraussetzung bieten wird, daß sich jede kulturelle Verfeinerung entfalten kann.«
»Und«, fügte Roi hinzu, »überhaupt kein Kontakt mit den Geschöpfen auf der Oberfläche.«
Gan sagte: »Warum? Sie sind zwar primitiv, aber sie könnten uns helfen, wenn wir einmal unseren Stützpunkt errichtet haben. Eine Rasse, die Luftfahrzeuge bauen kann, muß über irgendwelche Fähigkeiten verfügen.«
»Darum geht es gar nicht. Es ist ein streitlustiger Haufen. Er würde mit tierischer Wildheit bei jeder Gelegenheit angreifen und ...«
Gan unterbrach ihn: »Mich stört dieser seelische Halbschatten, mit dem deine Hinweise auf die Fremden umgeben sind. Da ist etwas, was du für dich behältst.«
Roi sagte: »Zuerst meinte ich, wir könnten sie für uns benutzen. Wenn sie uns nicht gestatten würden, Freunde zu werden, so könnten wir sie wenigstens lenken. Ich habe einen dazu gebracht, den Kontakt innerhalb des Würfels zu schließen, und das war schwierig. Äußerst schwierig. Ihre Geister sind grundsätzlich anders.«
»In welcher Hinsicht?«
»Wenn ich das beschreiben könnte, so wäre der Unterschied kein grundsätzlicher. Aber ich kann dir ein Beispiel geben. Ich war in dem Geist eines kleinen Kindes. Sie haben keine Reifekammern. Die einzelnen Wesen kümmern sich um die Kinder. Das Geschöpf, das sich um meinen Wirt kümmerte ...«
»Ja?«
»Sie – es war ein Weibchen – fühlte sich auf besondere Weise mit dem Jungen verbunden. Es war ein Gefühl von Besitzerschaft, ein Gefühl einer Beziehung, die den Rest ihrer Gesellschaft ausschloß. Mir schien, ich könne schwach so etwas wie das Gefühl entdecken, das einen Mann mit einem Gefährten oder Freund verbindet, aber das Gefühl war viel heftiger und ungezügelter.«
»Nun«, sagte Gan, »ohne geistige Verbindung haben sie vielleicht keine wirkliche Vorstellung von Gesellschaft, und es können sich Ersatzbeziehungen einstellen. Oder war diese eine etwa krankhaft?«
»Nein. Das war allgemein so. Das verantwortliche Weibchen war die Mutter des Kindes.«
»Unmöglich. Die eigene Mutter?«
»Notwendigerweise. Das Kleinkind hatte den ersten Teil seines Daseins im Innern der Mutter verbracht. Die Eier der Geschöpfe verbleiben im Körper. Sie werden im Körper befruchtet. Sie wachsen im Körper und kommen dann lebendig zum Vorschein.«
»Heilige Höhlen«, sagte Gan schwach. Er fühlte heftigen Abscheu in sich. »Jedes Geschöpf würde sein eigenes Kind erkennen. Jedes Kind würde seinen besonderen Vater haben ...«
»Und man würde ihn auch kennen. Mein Wirt wurde siebentausend Kilometer weit gebracht, so gut ich die Entfernung schätzen konnte, um seinem Vater gezeigt zu werden.«
»Unglaublich!«
»Bedarf es noch mehr, um zu verstehen, daß es
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