Die Verschwender vom Mars
Raumschiffen.«
»Schön«, sagte Talliaferro, »freut mich. Mehr Einfluß für dich. Kann ich eine Abschrift des Vortrags sehen?«
»Nein.« Villiers preßte seine Hände an die Brust, als hielte er eingebildete Blätter und schirme sie vor Blicken ab. »Du wartest wie alle anderen auch. Es gibt nur eine einzige Reinschrift, und niemand wird sie sehen, bis ich nicht soweit bin. Nicht einmal Mandel.«
»Eine Reinschrift«, rief Talliaferro. »Wenn du sie verlegst ...«
»Das werde ich nicht. Und wenn, ich habe alles im Kopf.«
»Wenn du ...« Talliaferro hätte den Satz beinahe mit »stirbst« beendet, unterbrach sich aber. Statt dessen fuhr er nach einer fast unmerklichen Pause fort: »... nur ein bißchen Vernunft hast, dann machst du wenigstens eine Aufnahme mit dem Schnellblicker. Aus Gründen der Sicherheit.«
»Nein«, sagte Villiers barsch. »Ihr werdet mich übermorgen hören. Ihr werdet den menschlichen Gesichtskreis mit einem Schlag erweitert sehen, wie er nie zuvor erweitert wurde.«
Wieder schaute er angestrengt in jedes Gesicht. »Zehn Jahre«, sagte er. »Auf Wiedersehen.«
»Er ist verrückt«, explodierte Ryger und schaute auf die Tür, als stünde Villiers noch immer dort.
»Wirklich?« sagte Talliaferro nachdenklich. »Auf gewisse Art schon, glaube ich. Er haßt uns aus völlig irrationalen Gründen. Und dann, seinen Vortrag aus Sicherheitsgründen nicht einmal mit dem Schnellblicker ...«
Talliaferro faßte nach seinem eigenen kleinen Schnellblicker, während er das sagte. Ein unauffällig gefärbter, einfacher Zylinder, etwas dicker und etwas kürzer als ein gewöhnlicher Bleistift. In den letzten Jahren war er zum Kennzeichen des Wissenschaftlers geworden, so wie das Stethoskop zum Arzt und der Mikrocomputer zum Statistikfachmann gehörten. Den Schnellblicker trug man in einer Jackentasche, an einen Ärmel gesteckt oder an einer Schnur baumelnd.
Wenn Talliaferro manchmal zum Nachdenken aufgelegt war, dann fragte er sich, wie es damals war, als die Männer der Forschung sich mühselig Notizen über das Gelesene machen mußten oder Abdrucke in Normalgröße aufzubewahren hatten. Wie unbeholfen!
Heute brauchte man nur alles Gedruckte oder Geschriebene mit dem Schnellblicker aufnehmen, dann hatte man einen Mikrofilm, der bei Gelegenheit entwickelt werden konnte. Talliaferro hatte schon jeden Abriß, den das Programmheft des Kongresses enthielt, aufgenommen. Die anderen beiden, so nahm er mit Sicherheit an, hatten das gleiche getan.
Talliaferro sagte: »So, wie die Dinge liegen, ist es verrückt, keine Aufnahme mit dem Schnellblicker zu machen.«
»Du lieber Raum!« sagte Ryger heftig. »Es gibt keinen Vortrag. Es gibt keine Entdeckung. Ihm käme jede Lüge gelegen, uns eins auszuwischen.«
»Aber was wird er dann übermorgen machen?« fragte Kaunas.
»Woher soll ich das wissen? Er ist verrückt.«
Talliaferro spielte noch mit seinem Schnellblicker und fragte sich so nebenbei, ob er nicht ein paar der winzigen Filmstückchen herausnehmen und entwickeln solle, die in seinem Innern warteten. Er entschied sich dagegen. Er sagte: »Unterschätze Villiers nicht. Er ist ein kluger Kopf.«
»Vor zehn Jahren war er das vielleicht«, sagte Ryger. »Jetzt spinnt er. Ich schlage vor, wir denken nicht mehr an ihn.«
Er redete laut, als wolle er Villiers und alles, was mit ihm zusammenhing, durch die schiere Lautstärke dessen, was er vorbrachte, austreiben. Er sprach über Ceres und seine Arbeit – Messung der Radiostrahlung der Milchstraße mit neuen Radioteleskopen, die Einzelsterne auflösen konnten.
Kaunas hörte zu und nickte, meldete sich dann mit Einzelheiten, die sich mit der Radiostrahlung von Sonnenflecken und seinem Vortrag befaßten. Der Vortrag sollte auch gedruckt werden. Er behandelte den Zusammenhang zwischen Protonenstürmen und den riesigen Protuberanzen der Sonnenoberfläche.
Talliaferro trug nur wenig zur Unterhaltung bei. Die Arbeit auf dem Mond war vergleichsweise uninteressant. Die letzten Neuigkeiten über Langzeitwettervoraussagen auf Grund direkter Beobachtungen der Jet-Strömungen der Erde konnten Radioteleskope und Protonenstürme nicht ausstechen.
Und außerdem konnte er nicht aufhören, über Villiers nachzudenken. Villiers war der Kopf. Sie wußten das alle. Auch Ryger mußte trotz seines Schimpfens spüren, daß Villiers ein wahrer Entdecker war.
Bei der Besprechung ihrer eigenen Arbeit mußten sie schließlich unruhig zugeben, daß keiner von ihnen viel
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