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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Glas. Er musste sich arg zusammenreißen, damit er nicht einfach nur die Weitsicht bestaunte, die durch diese Linse möglich wurde. Dann wurde ihm jedoch bewusst, was er vor sich sah, und nun brauchte er
sich keine Mühe mehr zu geben, sich zu beherrschen wie ein Offizier vor seinen Soldaten. Er musste sich stattdessen Mühe geben, seinen Mageninhalt bei sich zu behalten.
    Durch die Luftlinse sah Tavi die Überreste von Wehrhöfen, und zwar Dutzende, überall in dem fruchtbaren Tal. Schwarzer Rauch stieg aus den Ruinen auf, die noch vor kurzem Wohngebäude und Scheunen und Stallungen gewesen waren. Auf jedem Wehrhof hatten Dutzende Familien gelebt. Wenn die Canim sie überrascht hatten, würden sich nur wenige Menschen gerettet haben, falls überhaupt.
    Hier und da sah Tavi kleine Gruppen, die durch das Land auf sie zuzogen. Manche bewegten sich als langsamer Fleck in der Ferne, andere waren größer und kamen schneller voran. Während er zuschaute, fiel eine der schnellen Gruppen über eine der kleineren her. Das alles geschah viel zu weit entfernt, um Einzelheiten zu erkennen, selbst mit Max’ Luftlinse, aber Tavi wusste, was er gerade mit angesehen hatte.
    Ein Trupp Canim-Krieger hatte eine Gruppe Flüchtlinge niedergemetzelt, die ohne Hoffnung auf Rettung aus den zerstörten Überresten ihrer Heime flohen.
    Kalter Zorn wallte in ihm auf, eine wilde Wut, die Sterne vor seinen Augen tanzen ließ und alles, was er sah, mit Rot überzog - und gleichzeitig strömte dieser Zorn durch seine Adern wie geschmolzener Stahl und machte seine Gedanken so scharf und klar, wie es ihm erst einmal im Leben passiert war: in den tiefen Höhlen unter Alera Imperia, wo ein unbeseelter Diener dieser Vord genannten Kreaturen versucht hatte, seine Freunde und seinen Lehnsherrn zu ermorden.
    Er hörte Leder knarzen: Er hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass das Leder der Handschuhe die Wunden an den Knöcheln wieder aufgerissen hatte. Das war jetzt allerdings kaum von Bedeutung für ihn, und das Gefühl wirkte so fremd, als gehöre es gar nicht zu ihm.
    »Bei den Krähen«, seufzte Max mit versteinerter Miene.

    »Ich kann ihre Hauptarmee nicht entdecken«, sagte Tavi leise. »Es gibt keine größere Truppe.«
    Max nickte. »Kleine Gruppen. Für gewöhnlich mit fünfzig oder sechzig Canim.«
    Tavi erwiderte: »Das heißt, wir haben es ungefähr mit tausend zu tun.« Er runzelte die Stirn. »Wie groß muss unsere Überzahl sein, damit wir uns Chancen auf den Sieg ausrechnen dürfen?«
    »Am besten stellen wir sie in offenem Gelände. Sie sind groß und stark, aber Pferde sind größer und stärker. Die Reiterei kann sich im offenen Gelände gegen sie behaupten. Auch die Fußtruppen können sich ihnen Mann gegen Mann stellen, aber sie dürfen niemals ins Stocken geraten und brauchen Unterstützung von Rittern. Wenn du in engem oder schwierigem Gelände gegen sie kämpfst, wenn du sie in die Sackgasse treibst oder wenn sie dich zum Halt bringen, ist das für sie ein Vorteil.«
    Tavi nickte. »Schau sie dir an. Sie ziehen in alle Richtungen. Das sieht mir gar nicht wie eine Vorhut aus. Die laufen völlig durcheinander.«
    Max schnaubte. »Meinst du, Ehren hat sich geirrt?«
    »Nein«, sagte Tavi ruhig.
    »Wo ist dann ihre Armee?«, fragte Max.
    »Eben.«
    Plötzlich erstarrte Max, als im Tal unter ihnen das Morgenlicht eine Gruppe Flüchtlinge enthüllte, die keine Meile entfernt waren. Sie kamen nur langsam voran, denn obwohl sie sich offensichtlich um Eile bemühten, waren sie wohl längst schon zu erschöpft. Die Straße durch das Tal war kein Elementar-Dammweg, der vom Reich unterhalten wurde. Angesichts der Kosten einer solchen Anlage war das breite und träge dahinfließende Wasser des Tibers weitaus günstiger für den Fracht- und Reiseverkehr.
    Diese Sparsamkeit lieferte das Volk des Tals nun der Gnade der Canim aus.
    Kurz nachdem sie die Flüchtlinge entdeckt hatten, sahen sie
auch ein Rudel Canim, die ihrer hilflosen Beute hart auf den Fersen waren.
    Obwohl Tavi Aleras alten Erzfeind von früher her kannte, war er noch keiner ihrer Armeen in offenem Gelände begegnet, wo sie sich in ihrer Blutgier schnell bewegten. Ein Cane war deutlich größer als ein Mensch, selbst die kleinsten maßen sieben Fuß Höhe, und das trotz ihrer eingezogenen Schultern. Wenn sie sich ganz aufrichteten, konnte man noch einen Fuß dazurechnen. Die Canim-Soldaten dieses Trupps hatten gelbbraunes Fell und trugen Leder einer Machart, die Tavi

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