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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Grausamkeit, die sich in einer derartigen Lage entwickeln konnte.
    Er beobachtete das Feuer noch eine Weile, ehe er zu Kitai sagte: »Das ist das erste Mal, dass ich das Meer sehe. Ich wollte nur, der Anlass wäre ein anderer.«
    Sie antwortete nicht, sondern ergriff mit ihrer warmen Hand die seine und hielt sie fest.
    »Wie hast du das Feuer überhaupt entdeckt?«, erkundigte sich Tavi. »Was hast du hier draußen gesucht?«
    »Ich habe gejagt«, antwortete sie leise.
    Tavi runzelte die Stirn. »Was hast du gejagt?«
    »Antworten.«
    »Warum?«
    »Weil ich den Mann getötet habe, den du ausfragen wolltest. Ich dachte, ich müsste diese Unhöflichkeit wiedergutmachen.« Sie blickte von dem Inferno an der Küste zu Tavi. »Als ich gesehen habe, wie du mit den Gefangenen ins Lager zurückgekehrt bist, konnte ich die Hohe Fürstin von Antillus beobachten, die nahe der Brücke aus der Stadt ritt. Seitdem habe ich ihr nachgespürt. Sie hält sich hier in der Nähe versteckt. Ich kann dir die Stelle zeigen. Vielleicht kennt sie die Antworten, die du suchst.«

    Tavi runzelte die Stirn und starrte Kitai einen Augenblick an. »Hast du eine Ahnung, wie gefährlich sie ist?«
    Kitai zuckte die Schultern. »Sie hat mich nicht gesehen.«
    Tavi knirschte mit den Zähnen. »Wir beide werden mit ihr nicht fertig.«
    »Warum nicht?«, wollte Kitai wissen.
    »Sie ist eine Hohe Fürstin«, meinte Tavi. »Wenn du nur eine Ahnung hättest, wozu sie fähig ist …«
    »Sie ist feige«, erwiderte Kitai verächtlich. »Sie überlässt anderen das Töten. Sie führt Unfälle herbei. Damit man ihre Mitwirkung nicht bemerkt und ihr nicht die Schuld gibt.«
    »Trotzdem kann sie uns mit einem Fingerschnippen zu Asche verbrennen«, sagte Tavi. »Wir kommen nicht gegen sie an.«
    »So, wie wir Max nicht aus dem Grauen Turm befreien konnten, Aleraner?«
    Tavi öffnete den Mund und wollte widersprechen. Dann klappte er ihn wieder zu und sah Kitai böse an. »Das war etwas anderes.« Er kniff die Augen zusammen. »Aber … warum in aller Welt sollte sie sich hier draußen herumtreiben? Du sagst, sie hat ein Versteck?«
    Kitai nickte. »In einer schmalen Schlucht, nicht weit von hier.«
    Tavis Beine schmerzten, und sein Bauch würde lautstark nach Essen verlangen, sobald er den langen Lauf erst einmal verdaut hätte. Die Fürstin Antillus war eine Todfeindin, und sie würde Kitai und ihn ohne Frage töten, falls sie die beiden bemerkte. Die Aussicht jedoch, mehr über die Vereinbarungen zu erfahren, welche diese verräterische Angehörige der Civitas mit dem Kriegsgegner getroffen haben mochte, war überaus verlockend. »Zeig mir das Versteck«, bat er Kitai.
    Sie erhob sich und führte ihn wieder durch die Nacht, über die Kuppe des Hügels und an der anderen Seite hinunter, wo der Boden sich schwächer neigte. Dies war das Rückgrat des uralten Gebirges, das zu dieser Hügelkette abgetragen worden war und in das sich hier und da tiefe Spalten schnitten. Dort machte das
dichte Unterholz und die hohen Bäume des Flusstales niedrigem Gebüsch, dürrem Immergrün und vereinzelten Brombeersträuchern Platz. An manchen Stellen war es zu mehrere Fuß hohem Dickicht ineinandergewachsen.
    Kitai zuckte leise zusammen, als sie an einem dieser Dickichte vorbeigingen, und sie schlich daraufhin völlig lautlos weiter. Sie führte Tavi, der sich ebenfalls bemühte, jegliches Geräusch zu vermeiden, durch eine schmale Öffnung im Strauchwerk. Ein paar Schritte weiter mussten sie auf die Knie gehen und kriechen. Kleine Dornen kratzten Tavis Haut auf, gleichgültig, wie behutsam er sich vorwärtsschob. Er biss die Zähne zusammen, damit er sich nicht durch sein Stöhnen verriet.
    Ein kurzes, jedoch endlos erscheinendes Stück weiter ließen sie das Dickicht hinter sich und erreichten verhältnismäßig große Immergrünbüsche, und Kitai schlich über den nadelbedeckten Boden unter Kiefern weiter, bis sie plötzlich stehen blieb und Tavi ein Zeichen gab. Er schloss zu ihr auf, legte sich neben sie auf den Bauch und starrte durch die Äste der Bäume hinunter in den halbkreisförmigen Bereich einer der großen Spalten in den felsigen Hügeln. Wasser rann an den Steinen hinab in ein Becken, das kaum größer war als eine Küchenschüssel auf einem Wehrhof, und floss dann über den Stein ab.
    Vielleicht zwanzig Fuß von Kitai und Tavi entfernt brannte ein kleines Feuer in einer Grube, um das Licht besser zu verbergen. Die Fürstin Antillus saß am Becken und unterhielt

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