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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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klatschte ihm ins Gesicht, er tauchte unter und spürte kurz einen schrecklichen Druck auf einem seiner Beine. Das Pferd strampelte wild, und Tavi war klar, dass das Tier ihn in seiner Panik leicht umbringen könnte. Dann verschwand das Gewicht des Pferdes, und Tavi wollte aufstehen.
    Aber er konnte nicht. Das Bein, an dem er den Druck gespürt hatte, hatte sich tief in den Grund des Flusses gedrückt. Er saß fest, einen Fuß von der Wasseroberfläche entfernt.
    Das war doch zum Totlachen. Er war einer riesigen Armee der Canim entkommen, hatte diesen tödlichen Blitz überlebt und sollte nun ertrinken.
    Er zwang sich, nicht in Panik zu geraten, langte nach unten und grub die Finger in den Schlamm. Wäre der nicht durch das Wasser so weich gewesen, hätten seine Bemühungen sicherlich keinen Erfolg gehabt, so jedoch gelang es Tavi, sein Knie zu befreien und im Anschluss auch den Rest seines Beines aus dem kalten Griff des Flussgrundes zu ziehen.
    Tavi erhob sich, holte tief Luft, blickte sich um und sah das Feldzeichen, das halb im Wasser lag. Er stapfte zum Ufer, packte die Lanze, hielt sie in Kampfstellung, schaute auf und blickte ungefähr zwanzig Ritualisten mit schwarzen Mänteln und Kutten aus Menschenhaut entgegen. Sie waren über das arme Pferd hergefallen, als das aus dem Wasser gekommen war, und nun glänzten ihre Pfoten und Zähne rot vom frischen Blut.
    Er blickte nach links, wo die aleranische Reiterei über die Elinarcus galoppierte. Das war vergebliche Liebesmüh, denn bis sie hier einträfe, wäre von Tavi nichts mehr übrig geblieben, das sich zu retten lohnte.
    Diese Ruhe war absonderlich, dachte Tavi. Sein Tod spiegelte sich in den Augen dieser verfluchten Canim. Sie hätten doch eigentlich irgendwelche Geräusche machen müssen. Aber er hörte nichts. Kein Fauchen, keine Rufe aus der Stadt. Auch nicht
das Rauschen des Tibers, der um seine Knie spielte. Er vernahm nicht einmal seinen eigenen Atem oder den Schlag seines Herzens. Es herrschte vollkommene Stille. Beinahe Frieden.
    Tavi hielt das Feldzeichen fest und blickte den Canim reglos entgegen. Wenn er sterben musste, dann wenigstens auf den Beinen und kämpfend, und er würde so viele dieser Wesen wie möglich mit sich in den Tod reißen.
    Heute, dachte er, bin ich ein Legionare .
    Die Furcht löste sich auf, und er warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Kommt doch!«, rief er ihnen zu, »worauf wartet ihr? Das Wasser ist angenehm!«
    Die Canim stürmten auf ihn zu, blieben jedoch plötzlich und wie aus heiterem Himmel stehen und starrten ihn voller Panik an.
    Tavi blinzelte verwirrt. Dann schaute er sich um.
    Auf jeder Seite von ihm hatte sich das Wasser des Tibers zu festen Formen erhoben, zu Wasserskulpturen, die jenen ähnelten, welche er schon oft gesehen hatte.
    Ähnelten, aber nicht glichen.
    Zwei Löwen, groß wie Pferde, standen neben ihm, und in ihren Augen loderte grün-blaues Feuer. Obwohl sie aus Wasser bestanden, waren sie bis in die letzte Einzelheit ausgestaltet, bis hin zum Fell und den Kampfnarben auf der muskelbepackten Brust und den kräftigen Schultern.
    Verwundert berührte Tavi eines der beiden Tiere an der Flanke: Von außen schien es flüssig zu sein, dennoch fühlte es sich unter den Fingern steinhart an.
    Tavi wandte sich wieder den Canim zu, und währenddessen öffneten die Löwen ihre Mäuler und brüllten. Tavi konnte nichts hören, doch seine Rüstung vibrierte, und die Oberfläche des Wassers kräuselte sich hundert Fuß weit im Umkreis.
    Die Canim wichen zurück, dann veränderte sich ihre Haltung. Sie wirkten wachsamer, fast ängstlich. Und wie ein Mann drehten sie sich um und flohen über das Gras zurück zum Heer der Canim.

    Er schaute ihnen hinterher, watete aus dem Wasser und rammte das Ende des Feldzeichens in den Boden. Erschöpft stützte er sich darauf und wandte sich wieder den riesigen Elementaren zu, die sich zu seiner Verteidigung erhoben hatten.
    Ein schwaches Beben des Bodens kündigte ihm die Ankunft von Pferden an, und als er aufsah, bemerkte er Max und Crassus, die auf ihn zugaloppiert kamen. Die beiden jungen Legionares stiegen ab und liefen zu ihm. Max bewegte den Mund, doch Tavi schüttelte den Kopf und sagte: »Ich kann nichts hören.«
    Max sah ihn böse an. Dann wandte er sich dem größeren der beiden Wasserelementare zu. Der große alte Löwe begrüßte Max und leckte liebevoll wie ein Kätzchen an seiner Hand. Max streichelte ihm dankbar die Nase und entließ ihn mit einem Nicken,

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