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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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erleben.«
    Die beiden starrten sich an, und der Moment dehnte und dehnte sich. Tavi zwang sich, so ruhig zu bleiben und solche Entschlossenheit auszustrahlen, als wäre er ein mächtiger Elementarwirker. Tatsächlich jedoch könnte er, wenn Sarl irgendetwas gegen ihn unternähme, nur auf die Schnelligkeit seines Pferdes vertrauen und auf Flucht setzen. Falls Sarl ihn mit irgendeiner Form von Zauberei angriff, würde Tavi sterben. Wenn man es nüchtern betrachtete, war Tavi dem Cane hilflos ausgeliefert.
    Was Sarl glücklicherweise nicht wusste.
    Und wenn es hart auf hart kam, war Sarl tatsächlich ein Feigling.
    »Wir befinden uns in einem Waffenstillstand«, knurrte er, als würde er diesen Gedanken abscheulich finden und als wäre das der einzige Grund, aus dem Tavi noch am Leben war. »Geh, Aleraner«, sagte er und legte die Hand an die Seite. »Wir werden uns in Kürze wiedersehen.«
    »Nun, in dieser Hinsicht sind wir uns einig«, sagte Tavi. Die Täuschung war gelungen. Seine Angst machte unbesonnener Erleichterung Platz, die ebenso schwer im Zaum zu halten war wie die Furcht zuvor.
    Er wollte sein Pferd wenden, zögerte jedoch und schaute zu dem Canim-Krieger hinüber, der hinter der Reihe von Sarls Ritualisten stand. Dem rief er zu: »Wenn ihr eure Gefallenen bergen wollt, gebe ich euch eine Stunde Zeit, dies zu erledigen. Allerdings nur von Unbewaffneten.«
    Der Krieger antwortete nicht. Doch nachdem er einige Sekunden nachgedacht hatte, neigte er den Kopf leicht zu einer Seite. Tavi ahmte die Geste nach, drehte sein Gesicht in den milden Wind und wollte zurück reiten.

    Sarl schnüffelte plötzlich, wie ein Hund, der einen Geruch genauer erkundet.
    Tavi erstarrte, und die Erleichterung, die sich gerade noch in ihm breitgemacht hatte, verwandelte sich im gleichen Augenblick in beinahe panisches Entsetzen. Als er über die Schulter sah, riss Sarl die Augen auf, weil er endlich begriffen hatte.
    »Ich kenne dich«, keuchte der Cane. » Du . Du bist die Missgeburt. Der Boten junge.«
    Sarl griff mit der Hand nach seinem Beutel und riss ihn auf, und plötzlich wurde es Tavi klar: Der helle Lederbeutel und die Kutten der Ritualisten waren aus menschlicher Haut gefertigt. Sarl zog seine Hand aus dem Beutel zurück und hob ihn über den Kopf. Seine Hand war mit frischem rotem Blut besudelt, und die Tröpfchen flogen jetzt in die Luft, verteilten sich und verschwanden. Er heulte etwas auf Canisch, und seine Gefolgsleute stimmten augenblicklich mit ein.
    Tavi wollte fliehen, doch plötzlich bewegte sich alles mit albtraumhafter Bedächtigkeit. Ehe er dem Tier seinen Willen lassen konnte, flackerte in den Wolken über ihm ein Inferno aus roten Blitzen auf. Tavi blickte nach oben: Ein Kreis zuckender Blitze verdichtete sich in einem einzigen weißen Punkt.
    Er gab seinem Pferd die Sporen, doch bewegte er sich zu langsam , und er konnte den Blick nicht von dem Blitz abwenden, der sich dort oben sammelte - der gleichen entsetzlichen Kraft, die auch die Offiziere der Ersten Aleranischen getötet hatte. Und die waren keineswegs so hilflos gewesen wie Tavi.
    Der Feuerpunkt entfaltete sich plötzlich zu einem blendend grellen Licht und einer Lawine aus ohrenbetäubendem Lärm. Tavi verstand die Welt nicht mehr und stieß einen entsetzten Schrei aus. Doch konnte er die eigene Stimme nicht mehr hören.

39
    Das grelle Licht blendete Tavi. Außerdem verspürte er einen starken, schmerzhaften Druck an den Schläfen, und er konnte nichts mehr hören. Er verlor das Orientierungsgefühl, und einen Augenblick lang drehte sich die Welt um ihn im Kreis, ohne dass er wusste, wo er sich befand.
    Dann tauchten Schatten vor seinen Augen auf, die zu Farben aufblühten, und die gewohnte Wahrnehmung stellte sich wieder ein.
    Erstens: Er lebte noch. Was ihn überraschte.
    Zweitens: Er saß noch immer auf seinem Pferd, das allerdings ruckartig hin und her taumelte, als könnte es sich nicht entscheiden, davonzulaufen oder ihn abzuwerfen. In der Luft lag ein durchdringender Geruch von Ozon, stechend und sauber.
    Tavi sah benommen zu Boden. Überall war Rauch, und er musste husten, obwohl er davon nichts hören konnte. Die Erde unter ihm war verkohlt, das Gras zu Asche verbrannt. In einem zwanzig Fuß großen Kreis um ihn herum loderte das Gras noch - genau so groß war der zerstörte Bereich um das Zelt des Hauptmanns gewesen.
    Seine Kleidung war versengt. Seine Rüstung war geschwärzt, aber nicht heiß. Noch immer hielt er die Zügel des

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