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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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bitte um Erlaubnis, dies jetzt nachholen zu dürfen.«
    Tavi zog unwillkürlich die Augenbrauen hoch. »Angesichts der Ereignisse würden meine Männer vielleicht nervös werden, wenn sich deine so dicht vor der Mauer bewegen.«
    »Sie kommen unbewaffnet«, antwortete Nasaug. »Und ich bleibe hier, innerhalb der Schussweite deiner Ritter Flora, als Geisel.«
    Tavi starrte Nasaug einen Moment lang an und glaubte in den Augen eine gewisse selbstgefällige Belustigung zu sehen. Tavi lächelte, zeigte dabei ebenfalls die Zähne und sagte: »Spielst du Ludus , Nasaug?«
    Der Cane nahm den Helm vom Kopf, und seine Ohren zuckten, als sie von dem Stahl befreit wurden. »Gelegentlich.«
    »Erlaube mir, einen Boten zu rufen, der meinen Männern die Nachricht überbringt. Deine Männer dürfen sich unbewaffnet
frei hier bewegen, bis die Sonne untergegangen ist. Ich bleibe bis dahin bei dir, damit es nicht etwa zu unglücklichen Missverständnissen kommt.«
    Ein gluckerndes Knurren bildete Nasaugs Antwort - möglicherweise das bedrohlichste Lachen, das Tavi in seinem ganzen Leben gehört hatte. »Sehr wohl.«
    Und es waren keine fünf Minuten vergangen, da saß Tavi dem Cane gegenüber vor einem Ludus- Brett, das für die Reise gemacht war, einem Kästchen, bei dem man Beine ausklappen und so einen kleinen Tisch daraus machen konnte. Die Figuren bestanden aus schlichten Steinscheiben, in die auf einer Seite die jeweilige Figur gemeißelt war, und nicht, wie bei einem normalen Spiel, aus winzigen Statuetten.
    Tavi und Nasaug begannen zu spielen, während achtzig unbewaffnete Canim, die jedoch Rüstung trugen, auf dem Schlachtfeld nach den Leichen ihrer Waffenbrüder in schwarzen Rüstungen suchten. Keiner von ihnen kam den beiden Befehlshabern näher als zwanzig Fuß.
    Tavi beobachtete den Cane beim Spiel, und er eröffnete mit einem, wie es schien, sorglosen Angriff.
    Nasaug seinerseits kniff die Augen nachdenklich zusammen, während die Partie ihren Lauf nahm. »Mut ist sicherlich keine schlechte Eigenschaft«, kommentierte er nach einigen Zügen. »Doch er allein sichert dir den Sieg nicht.«
    Einige Züge später erwiderte Tavi: »Deine Verteidigung ist durchaus nicht so stark, wie sie sein könnte. Wenn man genügend Druck ausübt, könnte man sie bestimmt niederwalzen.«
    Nun begann Nasaug ernsthaft zu spielen. Sie tauschten die ersten Figuren, während weitere in Stellung gebracht wurden, und sie machten sich für das große Abtauschen bereit. Tavi verlor eine Figur an den Cane und dann noch eine, und sein Angriff geriet langsam ins Stocken.
    Plötzlich näherten sich Schritte, und ein Cane in der Tracht der Anhänger Sarls trat zu ihnen. Er fletschte die Zähne in Tavis
Richtung, dann wandte er sich Nasaug zu und knurrte: » Hrrrschk naghr lag trrrng kasrrrasch. «
    Tavi verstand die Worte: Du hast den Befehl zum Angriff bekommen. Warum hast du ihn nicht befolgt?
    Nasaug antwortete nicht.
    Der Ritualist fauchte, trat näher an Nasaug heran, legte dem Kriegsmeister eine Hand auf die Schulter und setzte an, die Frage zu wiederholen.
    Nasaug drehte den Kopf zur Seite, schnappte nach der Hand, biss sie vom Arm ab und versetzte dem Ritualisten sodann einen Stoß, dass dieser vor Schmerz schreiend zu Boden ging.
    Der Kriegsmeister nahm die abgetrennte Hand aus der Schnauze und warf sie achtlos zur Seite. »Du solltest deine Vorgesetzten besser nicht belästigen«, knurrte er auf Canisch. Tavi konnte das meiste verstehen. »Sag Sarl, wenn ihm der sofortige Angriff so wichtig gewesen wäre, hätte er mir wenigstens Zeit lassen sollen, die Gefallenen zu bergen. Sag ihm, ich werde angreifen, wann und wo es mir passt.« Der Kriegsmeister sah den Ritualisten an und fauchte: »Beweg dich. Ehe du verblutet bist!«
    Der verwundete Cane drückte den blutenden Armstumpf vor den Bauch und zog sich wimmernd zurück.
    »Ich muss mich entschuldigen«, sagte Nasaug zu Tavi, »für die Störung.«
    »Keine Ursache«, antwortete Tavi nachdenklich. »Du hast nicht viel für die Ritualisten übrig.«
    »Deine Augen können die Sonne am Mittag sehen, Hauptmann«, gab Nasaug zurück. Er studierte das Spielbrett. »Deine Strategie ist durchdacht. Du weißt viel über uns.«
    »Ein wenig«, sagte Tavi.
    »Es waren Mut und Klugheit erforderlich, um das zu wagen. Dafür hast du Respekt verdient.« Nasaug sah Tavi zum ersten Mal an, seit das Spiel begonnen hatte. »Aber wie sehr ich Sarl und seinesgleichen auch verabscheue, meine Pflicht ist eindeutig.

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