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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Zeit, und ich muss euch beide nun bitten, mir einfach zu vertrauen. Also, ich würde Folgendes vorschlagen …«

45
    Es wurde dunkel unter dem Leichentuch aus Sturmwolken, welches die Ritualisten erzeugt hatten. In der Nacht verbreiteten die Schlachtrufe der Canim noch größeren Schrecken, und Tavi stellte sich unwillkürlich vor, wie die Angreifer mit hungrigen Schnauzen zubissen. Die Mauer wurde nicht von Elementarlampen erhellt, als er zu seinem Posten über dem Tor eilte, und das orangefarbene Leuchten des Sonnenuntergangs am Horizont spendete das einzige Licht. Er konnte die Gesichter der Männer nicht gut genug sehen, um ihre Mienen zu
erkennen, doch während er an ihnen vorbeiging, hörte er ihre unruhigen Bewegungen und bemerkte, dass sie weitaus schmaler gebaut waren als die meisten Veteranen. Der Erste Speer hatte die Kohorte Fische auf der Mauer gelassen.
    »Marcus?«, fragte Tavi, als er über dem Tor ankam.
    »Hauptmann?«, knurrte eine dunkle Gestalt vor ihm.
    »Alles bereit?«
    »Ja, Hauptmann«, antwortete der Erste Speer. »Wir sind so weit.«
    »Kennen die Männer das Signal?«
    »Ja, Hauptmann«, erwiderte Marcus knapp. »Deshalb habe ich gesagt, wir sind so weit, Hauptmann.«
    Tavi war versucht, darauf etwas zu entgegnen, hielt jedoch lieber den Mund. Schweigend stand er auf der Mauer, während das Licht mehr und mehr schwand. Draußen ertönten Trommeln und schmetterten Hörner. Die schwarze Nacht wurde nur noch durch einzelne rote Blitze erhellt.
    Plötzlich herrschte Stille.
    »Da kommen sie«, keuchte Tavi.
    Das Heulen gellte lauter und lauter durch die Luft. Der Boden begann zu beben.
    »Elementarlampen, fertig machen«, brüllte Tavi. Der Befehl wurde von den Speerführern entlang der Mauer wiederholt. Ein Blitz von oben zeigte Tavi die Masse der Canim in schwarzer Rüstung, die auf das Tor zudrängten, und er rief: »Elementarlampen an!«
    Ein Dutzend großer Lampen, die an Ketten fünf Fuß unter der Kante außen an der Mauer hingen, flammte grell auf. Sie warfen ein kaltes blaues Licht auf den Bereich vor der Mauer und beleuchteten das Gelände für die aleranischen Verteidiger, während es die angreifenden Canim blendete.
    »Bogenschützen vor!«, rief Tavi, und die Legionares traten in Zweiergruppen aus Schildträger und Schütze vor. Pfeile flogen den gepanzerten Canim-Kriegern entgegen, doch diesmal trugen viele der Angreifer schwere Schilde aus scharlachrotem
Stahl, und die Pfeile prallten davon ab, ohne Schaden anzurichten. Stattdessen kamen die tödlichen Wurfspieße zurück. Einer der Bogenschützen zwischen den Zinnen, der einen Moment zu lange zielte, wurde getroffen. Die Spitze drang aus dem Rücken wieder hervor, und die Wucht des Aufpralls warf den Mann rückwärts über die Kante des Wehrgangs nach unten auf den Platz. Ein anderer Legionare hatte sich den Schild nicht ordentlich am Arm festgemacht, und ihm schlug der obere Rand ins Gesicht, während der Arm mit lautem Knacken aus dem Kugelgelenk gerissen wurde.
    »Dort«, sagte Tavi und zeigte auf eine Gruppe Canim, die eng in zwei Reihen heranlief. »Der erste Rammbock. Pech fertig machen.«
    »Pech fertig machen!«, brüllte Marcus.
    Der Rammbock näherte sich dem Tor und schlug einmal dagegen. Dann übergossen die Männer oben die Träger mit Pech - aber irgendetwas stimmte nicht, denn man hörte überhaupt kein Schmerzgeheul. Tavi wagte es eine gefährliche Sekunde lang, sich über den Rand der Mauer vorzubeugen und nach unten zu schauen. Ein langes Stück Holz, kaum stärker als Tavis Bein, lag rauchend unter dem Pech, doch es war viel zu leicht für eine Ramme. Die Canim hatten es nach dem ersten Schlag gegen das Tor einfach fallen gelassen. Der Angriff war nur vorgetäuscht.
    Eine List, erkannte Tavi.
    Eine zweite Gruppe stürmte vorwärts in Richtung Tor, mehrere Canim unter einer Art tragbarem Baldachin, der aus überlappenden Schilden gebildet wurde. Tavi biss die Zähne aufeinander. Selbst wenn ihnen noch mehr Pech zur Verfügung gestanden hätte, wäre es möglicherweise gegen dieses Dach wirkungslos gewesen.
    Ausgezeichnet.
    Der Sturmbock donnerte gegen das Tor, und zwar mit solcher Wucht, dass der Stein unter Tavis Füßen bebte. Und wieder krachte es, nach nur der halben Zeit, die Aleraner gebraucht hätten,
um mit der Ramme auszuholen. Bum, bum, bum, und mit dem nächsten Stoß ließ sich ein lautes Knacken vernehmen, als einer der Balken den Widerstand aufgab.
    »Das war’s!«, rief Tavi. »Achtung auf

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