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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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vor Angst um ihren Mann und um sich selbst und um all die anderen, die vom Erfolg ihres Unternehmens abhingen. Sie biss die Zähne zusammen und lief hinter Rook her.
    Auf diesem Stockwerk befanden sich prachtvoll eingerichtete Wohngemächer, die man durch ein großes Arbeitszimmer mit Bibliothek betrat. Die gewebten Teppiche, die Wandbehänge, ein Dutzend Gemälde und mehrere Skulpturen waren von erlesener Schönheit, doch ohne Sinn für Stil oder Thema zusammengestellt. Das gestattete einen tiefen Einblick in den Charakter von Kalarus, entschied Amara. Er wusste zwar, was Schönheit
war, jedoch nicht, was ihren Wert ausmachte. Die Sammlung war teuer und groß, und es handelte sich durchweg um Meisterwerke, und genau darum ging es ihm letztlich: um das Äußerliche, den Preis, die Darstellung von Reichtum und Macht, nicht um das Wesen der Kunst.
    Kalarus liebte die Schönheit nicht. Sie war einfach nur nützlich für ihn. Und dieser Narr hatte vermutlich nicht einmal eine Ahnung, dass es zwischen diesen beiden Eigenschaften einen Unterschied gab.
    Sie begriff nun, warum Rook sich dafür entschieden hatte, auf diesem Weg in die Zitadelle einzudringen, mit Hilfe der aufreizenden Verkleidung. Das war der blinde Fleck in seinem Denken, und da er die Angelegenheiten seines Haushaltes strenger überwachte, als Amara es je bei einem anderen Hohen Fürsten gesehen hatte, spiegelten sich seine Vorurteile und Torheiten überall wider, einschließlich der Neigung, Wert allein aufgrund der äußerlichen Erscheinung zuzumessen. Jeder war an den Anblick von frischen Sklavinnen gewöhnt, die zur Unterhaltung des Stabes angeschafft wurden. Eine solche Gruppe wurde wahrscheinlich schnell durchgewinkt und daraufhin rasch vergessen.
    Oder wäre es, wenn Aldrick Eraegus nicht die Kehle aufgeschlitzt hätte.
    Rook runzelte die Stirn, während sie auf die Tür zum nächsten Zimmer zugingen. Die schwang nach leichter Berührung auf, und Amara schaute sich in einem kleinen Wohn- oder Vorzimmer um. Wie der große Raum, aus dem sie kamen, war es teuer und ohne jede Behaglichkeit eingerichtet.
    Rook trat zu einem Bereich, der mit teurem Holz verkleidet war, und schlug mit dem Handballen fest dagegen. Im Holz erschien ein Spalt, und Rook zog ein Brett zur Seite, das einen versteckten Hohlraum abdeckte. Daraus holte sie zwei Schwerter hervor, ein langes, wie es bei Duellen benutzt wurde, und einen gewöhnlichen Gladius . Die Waffen reichte sie Amara, Griff voraus.
Die Kursorin wählte die kürzere Klinge und sagte: »Nimm du das andere.«
    Rook blickte sie an. »Ich soll eine Waffe tragen, Gräfin?«
    »Wenn du uns verraten wolltest, Rook, hättest du längst reichlich Gelegenheit dazu gehabt. Nimm es.«
    Die Spionin nickte und nahm die Waffe, die in einer Scheide steckte, in die linke Hand. »Hier entlang, Gräfin. Auf diesem Stockwerk liegen ansonsten nur sein Ankleidezimmer und sein Bad.«
    Die nächste Tür führte in ein Schlafzimmer, das mindestens so riesig war wie das Arbeitszimmer vorn, und das Bett hatte die Ausmaße eines kleinen Segelbootes. Handgeschnitzte Schränke hatte jemand sorglos offen stehen gelassen, und so konnte man die feinsten Kleider sehen, die es in Alera zu besitzen gab.
    Die Gefangene war an den steinernen Kamin gekettet.
    Fürstin Placida saß auf dem Boden, hatte die gefalteten Hände ruhig in den Schoß gelegt und wirkte fürstlich und trotzig, als sie eintraten. Sie trug nur ein Unterkleid und einen großen Eisenring um den Hals, der allerdings mit einer schweren Kette am Stein des Kamins befestigt war. Sie schaute mit glühenden Augen zur Tür und riss sie überrascht auf, als sie Amara und Rook erkannte.
    »Mama!«, hörte man einen leisen, freudigen Ruf, und ein Mädchen von vielleicht fünf oder sechs Jahren stürmte durch das Zimmer. Rook fing es auf und schloss die Kleine in die Arme.
    »Gräfin Amara?«, sagte die Fürstin. Die rothaarige Hohe Fürstin wollte sich erheben, wurde jedoch daran gehindert, da es ihr die kurze Kette am Ring unmöglich machte, sich vollständig aufzurichten.
    »Hoheit«, murmelte Amara und nickte ihr zu. »Ich bin gekommen, um …«
    »Gräfin, die Tür!«, schrie Fürstin Placida.
    Aber ehe sie die Worte ganz herausgebracht hatte, schlug die schwere Tür hinter ihnen mit einer Wucht und Endgültigkeit zu, die nur das Ergebnis von Elementarkräften sein konnte. Amara
fuhr herum und versuchte die Tür zu öffnen, doch der Knauf ließ sich nicht drehen, und die Tür selbst

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