Die Verschwörer von Kalare
schwang Panik mit. »Oh, oh, verfluchte Krähen und Elementare. Schnell! «
»Warum?«, wollte Amara wissen, die Rook auf den Fersen hinterhereilte. »Was ist das?«
»Die Fanfare«, stammelte Rook verängstigt. »Der Hohe Fürst von Kalare ist gerade in die Zitadelle zurückgekehrt.«
»Verfluchte Krähen«, entfuhr es Amara.
Und dann schrie weit unten im Treppenhaus jemand, und die Alarmglocken in der Zitadelle von Kalare wurden geläutet.
44
»Wachen«, warnte Amara.
»Sechs im obersten Stockwerk. Die versperren uns den einzigen Weg zum Dach.«
»Wo die Gefangenen sind«, meinte Amara. »Wir müssen also an ihnen vorbei.«
»Richtig«, knurrte Aldrick und zog sein Schwert. »Calderon!«
Bernard hatte seinen Bogen bereits vom Köcher auf der Schulter genommen. Die Sehne hatte er schon zuvor eingespannt, denn er hätte sonst dafür Erdkräfte zu Hilfe nehmen müssten. Er legte einen Pfeil auf und ging mit Aldrick die Stufen hinauf.
Amara wandte sich an die Fürstin von Aquitania. »Bist du Kalarus im Kampf ebenbürtig?«
»Dies ist sein Haus«, erwiderte die Fürstin kühl. »Eine Auseinandersetzung mit ihm wäre nicht gerade weise.«
»Dann sollten wir uns beeilen«, sagte Odiana. »Schnell hoch zum Dach, die Gefangenen befreien und wieder verschwinden.«
»Meine Tochter!«, wandte Rook ein. »Sie ist im Stockwerk unter den Wachen.«
»Wir haben keine Zeit!«, beharrte Odiana. »Sie kommen.«
»Er wird sie umbringen !«, schrie Rook.
Von oben näherten sich beharrliche Stiefeltritte.
»Sie ist nicht wichtig!«, fuhr Odiana sie an. »Auf die Gefangenen kommt es an. Die Spionin hat uns geliefert, was wir brauchten, Gräfin, und es ist eindeutig unsere Pflicht …«
Amara versetzte Odiana eine schallende Ohrfeige. Die Wasserhexe starrte sie benommen und schockiert an, doch der Ausdruck verwandelte sich umgehend in Zorn.
»Halt! Den! Mund!«, zischte Amara sie kalt an und betonte jedes Wort. Sie wandte sich an die Fürstin. »Nimm Odiana und steig hinauf zum Dach. Hilf den beiden Männern, den Weg freizumachen, aber bitte ohne offenes Wirken, solange es nicht sein muss. Wenn die Gargyle erwachen, sitzen wir in der Klemme, und niemand von uns wird entkommen.«
Die Fürstin von Aquitania nickte, versetzte Odiana einen ordentlichen Schubs, damit diese sich in Bewegung setzte, und die beiden liefen hinter Aldrick und Bernard die Treppe hinauf.
Die Kursorin legte Rook den Arm um die Schultern und sagte leise: »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Holen wir deine Tochter.«
Rook blinzelte und drückte sich damit die Tränen aus den Augen, dann wurde ihr Gesicht hart wie Stein, und sie eilte Amara voraus die Stufen hinauf.
Ein Stück weiter öffnete sie eine Tür und lief in einen Gang, doch Amara verharrte kurz, denn von oben hörte sie, wie klirrend Stahl auf Stahl traf. Wahrscheinlich war Aldrick auf die Wachen gestoßen. Der Söldner war einer der drei oder vier tödlichsten Männer der Welt, was den Kampf mit der Klinge anging, und zudem ein ehemaliger Singulare des Princeps Septimus. Genau aus diesem Grund hatte ihn Aquitania wohl auch in seine Dienste aufgenommen. Allerdings war der Unterschied zwischen einem
hervorragenden Schwertkämpfer und einem Schwertkämpfer von Weltrang sehr gering - und sechs hervorragende Schwertkämpfer dürften durchaus in der Lage sein, einen einzigen Aldrick ex Gladius zu überwältigen.
Von oben hörte man Rufe, die von unten beantwortet wurden, allerdings hallte es zu stark im Treppenhaus, um die Worte zu verstehen. Einen Augenblick später erwies sich das jedoch als überflüssig, denn weitere Wachen kamen die Stufen herauf, und sie waren nicht mehr weit entfernt.
Amara fluchte. Sie hätte die Waffe des gefallenen Offiziers mitnehmen sollen, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Ihre Chancen, unerkannt einzudringen, waren sowieso von den Krähen geholt worden. »Bernard!«, rief sie.
Ihr Gemahl kam, den Bogen in der Hand, die Treppe herunter. »Das sind Unsterbliche, Ritter Ferrum!«, rief er ihr zu. »Aldrick sitzt in der Klemme, und ich kann keinen sauberen Schuss abgeben!«
»Er wird noch tiefer in die Klemme geraten, wenn die anderen Wachen erst oben sind«, sagte Amara. »Du musst sie aufhalten.«
Bernard nickte, verlangsamte seinen Schritt nicht einmal und rannte so leise wie möglich die Treppe hinunter. Einen Herzschlag später hörte sie das tiefe Surren seiner Bogensehne und einen lauten Schrei.
Amara hätte am liebsten ebenfalls geschrien,
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