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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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eigener Traum.
    Sie sah sich selbst, zwanzig Jahre jünger, wie sie durch die Nacht lief, mit dem runden Bauch einer Hochschwangeren, stöhnend vor Schmerzen. Ihre kleine Schwester Alia ging neben ihr und stützte sie an einem Arm, während sie vorwärtstaumelten. Araris begleitete sie, ging erst vor, dann hinter ihnen und hielt mit seinen scharfen, glitzernden Augen nach allen Seiten Ausschau.
    In der Ferne flackerten ständig Blitze, und in den kurzen hellen Momenten zeichneten sich die Umrisse von Bäumen und Bergen düster vor dem Nachthimmel ab. Der Lärm der Armeen, die aufeinandertrafen, der Kronlegion und der Marathorde, klang wie das Grollen der Brandung, die sich bei Flut ans Ufer wälzt.
    Sie folgte den Traumbildern wie ein stiller, unsichtbarer Beobachter, und gleichzeitig wurde sie sich mehrerer Dinge bewusst, die sie eigentlich nicht wissen konnte. Sie war beeindruckt, weil ihr jüngeres Ich diese Geschwindigkeit durchgehalten hatte, und sicher, dass es nicht genügte, um den barbarischen Verfolgern zu entkommen. Zwei feindliche Stellungen hatten sie bereits umgangen, was Isana erschreckte, da sie damals nichts davon geahnt hatte, und von einem nur Sekunden dauernden Kampf hatten Isana und ihre Schwester ebenfalls nichts mitbekommen, als Araris einen Marat, der im Hinterhalt lag, stillschweigend getötet und nichts davon erzählt hatte.
    Isana sah, wie ihr Traum-Ich plötzlich schwankte, aufschrie und ihren runden Bauch umklammerte. »Bei den Krähen!«, fluchte die junge Isana atemlos. »Verdammte Krähen. Ich glaube, es kommt.«

    Alia half ihr auf und wechselte einen unsicheren Blick mit Araris.
    Araris drängte weiter voran. »Bist du sicher?«
    Isana schaute zu, wie ihr jüngeres Selbst sich in einer Wehe wand und eine Reihe Flüche von sich gab, die einem altgedienten Zenturio alle Ehre gemacht hätten. Sie brauchte einen Moment, bis sie wieder zu Atem gekommen war, dann keuchte sie: »Ziemlich sicher, ja.«
    Araris nickte kurz. »Dann müssen wir uns einen Unterschlupf suchen. Nicht weit von hier gibt es eine Höhle.« Er blickte sich kurz um, ganz eindeutig, um einzuschätzen, welche Möglichkeiten sich ihm boten.
    An dieser Stelle blieb das Traumbild plötzlich stehen.
    »Das war mein erster Fehler«, sagte eine Stimme neben Isana. Faede stand da, mit struppigem Haar, vernarbt und in Lumpen, ein Mann, dem das Schicksal und die Zeit aufs Übelste zugesetzt hatten.
    »Faede?«, fragte Isana leise.
    Er schüttelte den Kopf, in seinen Augen glitzerte Verbitterung. »Ich hätte dich niemals dortlassen dürfen.«
    Der Traum ging weiter. Araris verschwand in der Nacht. Er bewegte sich wie ein Schatten durch den Wald und suchte vielleicht drei oder vier Minuten lang, bis er die dunklen Umrisse des Höhleneingangs entdeckte. Dann machte er kehrt und rannte zu Alia und Isana zurück.
    Als er sich den beiden Frauen näherte, bemerkte er einen Maratjäger, der keine zehn Fuß entfernt von ihnen unsichtbar im Dunkeln hockte. Sofort setzte sich Araris in Bewegung, seine Hand griff nach dem Messer an seinem Gurt, aber Isana schien alles fürchterlich langsam vonstattenzugehen. Der Marat erhob sich aus seinem Versteck, er hatte einen Bogen in den Händen und einen Pfeil mit Obsidianspitze aufgelegt. Isana begriff mittels Faedes Erinnerung, dass dem Marat Alias goldenes Haar aufgefallen sein musste, weil es sich ein wenig vom dunklen Hintergrund
abhob. Er hatte auf sie gezielt, da sie für ihn das leichtere Ziel abgab.
    Faede warf sein Messer.
    Der Marat ließ den Pfeil fliegen.
    Faedes Messer bohrte sich bis zum Griff ins Auge des Marat. Der Jäger brach vornüber zusammen und war tot, ehe sein Körper auf dem Boden ankam.
    Aber auch der Pfeil fand sein Ziel und traf Alia mit einem dumpfen Schlag. Das Mädchen keuchte auf und fiel auf Hände und Knie.
    »Bei den Krähen«, entfuhr es Faede, und er rannte zu den beiden. Einen Augenblick lang stand er hin und her gerissen bei ihnen.
    »Es geht schon«, sagte Alia. Ihre Stimme zitterte, trotzdem erhob sie sich. Auf ihrem Kleid befand sich ein paar Zoll unter dem Arm ein Blutfleck. »Ist nur ein kleiner Schnitt.« Sie hob einen abgebrochenen Schaft mit schwarzen Federn auf, an denen man den Maratpfeil erkannte. »Ist durchgebrochen. War wohl nicht ganz in Ordnung.«
    »Lass mich sehen«, verlangte Araris und betrachtete die Wunde. Im Stillen verfluchte er sich, weil er sich nicht besser mit der Heilkunst auskannte, aber es floss nicht sehr viel Blut, nicht genug,

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