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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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wildes Trudeln, ehe er in den Bäumen verschwand, möglicherweise von einem Hieb oder einer Waffe getroffen. Ein anderer kam dem Luftgefährt zu nah und wurde mit Kopf und Schultern in die Windkutsche gezogen, ehe er wie ein Stein in die Tiefe fiel. Sein Kopf baumelte kraftlos hin und her, als habe man ihm das Genick gebrochen. Wieder baute sich weißer Nebel auf und verbarg alles vor Amaras Blicken, doch sie hörte Schreie und Rufe, während die feindlichen Ritter sich nicht zurückzogen, sondern den Angriff fortsetzten.
    Kalarus führte sein Geschwader ein wenig näher ans Geschehen
heran und zog sein Schwert. Er zeigte mit der Waffe auf verschiedene Punkte, hatte seine Aufmerksamkeit vollkommen auf die Windkutsche gerichtet, schrie seiner Eskorte Befehle zu und …
    … und, so begriff Amara, er hatte die Kursorin überhaupt nicht bemerkt.
    Amaras Mund wurde trocken, und eine Sekunde lang glaubte sie, das Schwert würde ihr aus der Hand rutschen. Kalarus Brencis, Hoher Fürst von Kalare. Einer der Titanen der Elementarkräfte, ein Mann, der die Fürstinnen von Placida und Aquitania an den Rand der Erschöpfung gebracht hatte, der sie überfallen und ihnen einen harten Kampf im Himmel geliefert hatte, während er einen Schleier aufrechterhielt, hinter dem er sich über ihnen verbarg und die Angriffe seiner Männer befehligte. Er stand in dem Ruf, ein Schwertkämpfer von höchstem Format zu sein, und mit seiner Gabe fürs Feuerwirken hatte er einmal einen Waldbrand gelöscht, der einen Großteil seiner teuren Hölzer zu vernichten drohte. Anderen Legenden zufolge hatte der Mann sogar schon einen Leviathan erlegt, der vor der Küste von Kalare sein Unwesen trieb. Er verfügte über so viel Macht und so viel Kräfte, dass er eine ständige Bedrohung für Gaius darstellte.
    Schlimmer noch wog das, was Amara in der Stadt gesehen hatte, bei den Menschen, über die er herrschte. Sie wusste, worum es sich bei diesem Mann in Wirklichkeit handelte: um ein Ungeheuer, das Kinder mit Züchtigungsringen versklavte und sie zu wahnsinnigen Unsterblichen heranzog, die allein seinem Willen unterworfen waren. Seine Spione hatten in ganz Alera Kursoren ermordet, Amaras Kameraden. Manchmal sogar ihre Freunde. Dieser Mann nahm keine Rücksicht auf irgendwen, für ihn zählte nur er selbst. Wenn er sich gegen Amara wandte, könnte er sie so leicht zerdrücken wie eine Ameise, und vermutlich würde er sich deswegen ebenso viel Gedanken machen.
    Aber wenn er sie nicht bemerkt hatte - und wenn es so bliebe, bis es für ihn zu spät wäre -, dann hatte sie eine Chance. Er
war nur ein Mensch. Gefährlich, stark, begabt und doch sterblich. Vielleicht war nicht einmal ein tödlicher Hieb notwendig. Sie befanden sich etwa zweihundert Fuß über der Windkutsche, aber wenn es ihr gelang, ihn zum Absturz zu bringen, würde der Wald ihn mit noch größerer Wucht willkommen heißen als seine gefallenen Ritter.
    Ein winziger Fehler hingegen würde sie das Leben kosten. Dies war Amara wohl bewusst.
    Wenn sie nichts unternahm, bedeutete das allerdings das Ende der Windkutsche und ihrer Insassen.
    Das erleichterte ihr die Entscheidung immens. Und obwohl sie heftig zitterte, weil sie eine riesige Angst befallen hatte, schoss sie doch voran und begrenzte ihren eigenen Windstrom so stark wie möglich, um nicht von Kalarus oder einem seiner Ritter bemerkt zu werden. Sie schätzte ab, in welche Richtung die Verfolgungsjagd ihren Fortgang nehmen würde, und setzte sich dann vor das Geschehen.
    Dann packte sie ihr Schwert so fest, dass ihr rechter Unterarm zu schmerzen begann, und schickte Cirrus und mit ihm ihren Windstrom fort.
    Amara ließ sich nach unten auf die kleine Form der Windkutsche zufallen, und sie sank in völliger Stille. Ohne den Gebrauch ihres Elementars erzeugte sie keine Geräusche, die sie jemandem wie Kalarus mit seinen Fähigkeiten und seiner Macht verraten könnten. Sie wusste, wie sie ihren Sturz lenken konnte, breitete Arme und Beine aus und rauschte mit wachsender Geschwindigkeit nach unten, vollkommen konzentriert auf ihr Ziel, auf den ungeschützten Nacken des Hohen Fürsten von Kalare, einen Streifen weißer Haut, der sich oberhalb seines grau-grünen Gewandes zeigte.
    Näher und näher kam sie ihm; war er einen Atemzug zuvor noch mehrere hundert Fuß entfernt gewesen, so befand er sich nun plötzlich unter ihr, weiterhin auf seinem Kurs, und wartete darauf, dass die Windkutsche aus dem elementarerzeugten Nebel
flog. Sie hob das

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