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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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davonging.
    »Ritter Ehren, wenn du nichts dagegen hast, dann such doch Magnus, und berichte ihm alles, was passiert ist.«
    »Genau«, erwiderte Ehren, nickte Tavi zu und reichte ihm das Feldzeichen. »Ich komme sowieso nicht besonders gut mit Pferden aus.«
    Tavi erteilte weitere Befehle an verschiedene Legionares , und dann stand er plötzlich allein vor Sarls Leiche. Der Cane wirkte jetzt kleiner, wie ein kaputtes Spielzeug. Der hagere Körper und das räudige Fell waren nur teilweise von der roten Rüstung verdeckt, und die gelben Zähne wirkten abgenutzt.
    Tavi versuchte, ein wenig Zufriedenheit zu empfinden, hatte er doch einen Feind des Reichs vernichtet, eine mörderische Schleiche, deren Plänen schon einige Jahre zuvor beim Winterend
beinahe seine Freunde sowie sein Patronus zum Opfer gefallen waren. Aber es gelang ihm nicht. Sarl hatte eine Bedrohung dargestellt. Jetzt war er tot. Tavi hegte bei diesem Gedanken keinen Groll, und es kam auch kein Stolz in ihm auf. Oder Schuldgefühle. Vielleicht ein wenig Bedauern. Sarl mochte ein mörderischer Verräter gewesen sein, doch Tavi bezweifelte, dass es sich bei allen Canim, die ihm gefolgt waren, ebenfalls um Ungeheuer handelte. Auf seinen Befehl hin waren Tausende von ihnen zu Tode gekommen. Natürlich waren sie gefährlich, doch nicht auf diese heimtückische, boshafte Weise. Jedenfalls nicht so durch und durch böse. Trotzdem war Tavi keine andere Wahl geblieben. Er wünschte sich, er hätte einen Weg gefunden, ohne weiteres Blutvergießen auszukommen. Ohne weitere Tote.
    Hinter sich spürte er Kitais Gegenwart und sah sie über die Schulter an. Sie standen jetzt allein auf der Brücke, wenngleich die Mauer hinter ihnen von Legionares bemannt war. Tavi fragte sich, wie lange er den Toten angestarrt hatte.
    Kitai stellte sich zu ihm und betrachtete den Gefallenen.
    »Du musstest es tun«, sagte sie leise. »Sie hätten dich sonst getötet. Hätten alle getötet.«
    »Ich weiß«, antwortete Tavi. »Aber …«
    Kitai sah auf und blickte ihm einen Moment stirnrunzelnd ins Gesicht. »Du bist verrückt, Aleraner«, sagte sie sanft. »Du kannst so stark sein. Hart.« Sie legte die Finger auf seinen Brustpanzer. »Aber darunter blutet dir das Herz wegen der Gefallenen. Selbst wegen jener, die nicht deinem Volk angehören.«
    »Ich bezweifle, ob irgendein anderer Aleraner so viel Zeit mit Canim verbracht hat wie ich«, erklärte Tavi. »Für gewöhnlich bringen sie einen Cane sofort um. Und umgekehrt ebenso.«
    »Hältst du das für falsch?«
    »Ich glaube …«, sagte Tavi und runzelte die Stirn. »Ich glaube, es geht schon so lange, dass keiner mehr die Möglichkeit in Betracht zieht, damit aufzuhören. Zu viel Geschichte liegt hinter uns. Zu viel Blut.«

    »An deiner Stelle würden sie nicht um dich trauern.«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Tavi. »Es geht nicht um Gerechtigkeit und Gleichheit. Es geht um den Unterschied zwischen richtig und falsch.« Er starrte auf die blutige Elinarcus. »Und das hier war falsch.« Plötzlich verschwamm die Welt, weil ihm die Tränen in die Augen stiegen, doch seine Stimme blieb fest. »Notwendig. Aber falsch.«
    »Du bist verrückt, Aleraner«, flüsterte Kitai. Doch ihre Hand suchte seine, und so standen sie eine Weile lang da. Die Sturmwolken über ihnen hatten sich rastlos wieder in Bewegung gesetzt, und zwischen heftigen Schauern brach Sonnenlicht durch die Lücken.
    Plötzlich lachte Tavi.
    Kitai wandte ihm den Kopf zu und wartete.
    »Mein Ludus- Spiel mit Nasaug. Ich habe ihm eine Warnung gegeben. Ihm gezeigt, dass er uns fürchten sollte. Oder es zumindest versuchen sollte. Aber die ganze Zeit hat er mich wie eine seiner Figuren benutzt. Mich hin und her geschoben, wie es ihm gefiel.«
    »In welcher Hinsicht?«, fragte Kitai.
    »Er hat mich benutzt, um Sarl loszuwerden«, erklärte Tavi. »Er selbst konnte sich seiner nicht entledigen und damit seine Landsleute auch nicht. Und er durfte Sarl nicht erlauben, sie in die Katastrophe zu führen. Andererseits konnte er mich nicht um Hilfe bitten, so wie Sarl sich mit Kalarus verbündet hatte. Er hat beobachtet, wie ich Sarl vor das Heer gerufen habe, und er hat den nächtlichen Angriff angeführt, denn da Sarl nicht sofort mitging, gehörte der Sieg an jenem Tag Nasaug. Aber anstatt Sarl zu stützen, hat er abgewartet und beobachtet. Und wir haben Sarl für ihn erledigt. Genau, wie er es beabsichtigt hat.«
    Kitai schüttelte den Kopf. »Die Canim sind deinem Volk

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