Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
ähnlicher als meinem, glaube ich«, sagte sie. »Nur die Verrückten handeln so. Als mein Vater nicht damit einverstanden war, dass Atsurak unser Volk anführt, hat er ihn herausgefordert und ihn getötet. Minuten später war es vorüber.«

    Tavi lächelte. »Nicht alle können so weise sein wie die Marat.« Sein Lächeln verblasste. »Ich habe getan, was er wollte. Aber auf lange Sicht habe ich vielleicht einen Fehler begangen.«
    Kitai nickte. »Nasaug hat vielleicht nicht diese Kräfte, die Sarl besaß, aber er ist ein besserer Führer, als Sarl je hätte werden können.«
    »Ja. Er ist jemand, dem die Männer treu sein werden. Der sie mutig macht. Nasaug ist abgeschnitten von der Heimat und von jeglicher Hilfe. Aber er könnte jeden Cane, der bei ihm ist, zu einem richtigen Krieger formen. Wir haben uns gegen die Plünderer ganz wacker geschlagen, doch den Kriegern konnten wir kaum eine blutige Nase verpassen. Stell dir vor, er hätte fünfzigtausend von ihnen gehabt und nicht nur zehntausend. Dann hätte er die Brücke an einem Tag eingenommen.«
    »Ich werde es mir vorstellen, wenn es so weit ist«, erwiderte Kitai entschlossen. »Du flehst das Schicksal an, deine Ängste in Wirklichkeit zu verwandeln, Aleraner. Doch im Augenblick sind es nur Ängste. Vielleicht greifen die Canim wieder an. In dem Fall werdet ihr ihnen entgegentreten und sie besiegen. Bis dahin denk nicht darüber nach. Du hast genug, an das du denken musst.«
    Tavi holte tief Luft und nickte. »Wahrscheinlich hast du recht. Ich werde mir Mühe geben.«
    Hinter sich hörte Tavi die behelfsmäßigen Mauern ächzen und stöhnen. Er sah sich um. Die Pioniere erhöhten die Öffnung in der Mauer, damit Pferde hindurchpassten. Kurz darauf ritten Max und die Reiterei heraus.
    »Willst du den Rückzug der Canim beobachten?«, fragte Kitai.
    »Ja. Nasaug könnte sie neu formieren und uns wieder angreifen, ehe wir uns erholt haben. Ich glaube zwar, wir könnten ihn nicht daran hindern, aber solange wir sie im Auge behalten, könnten wir die Brücke wenigstens zerstören, ehe die Canim sie erreichen.«
    »Ich komme mit«, sagte Kitai. Ihr Ton ließ keinen Widerspruch zu.

    Tavi schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Sobald die Leute Zeit genug hatten, einmal tief durchzuatmen, werden sie erkennen, dass du keine Aleranerin bist.«
    Kitai grinste breit. »Das wird sicherlich interessant.«
    Tavi fühlte sich entsetzlich, trotzdem stiegen er und Kitai in den Sattel und ritten mit Max und der Reiterei los. Sie verfolgten das Canim-Heer in gebührendem Abstand, während es nach Portus Fundatorum zurückmarschierte. Zweimal wurden sie unterwegs von verwundeten Canim angegriffen, Nachzüglern, die nicht mit der Kolonne mithalten konnten. Die Angriffe waren schnell, brutal und kurz, und die Reiterei preschte in lockerer Linie vor und tötete alle Canim, die nicht mit dem Heer Schritt halten konnten.
    Am Ende des Tages schaute Tavi erschöpft zu, wie acht Reiter in die besetzten Ruinen eines ausgebrannten Wehrhofs ritten. Tavi folgte ihnen, während sie die Gebäude durchsuchten, und das Klirren der Waffen hallte hinaus in die Dämmerung.
    Tavi sah einen einzelnen, riesenhaften Schemen, der über eine Mauer sprang und davonrannte. Der Cane war langsamer als die meisten, er schwankte, und in seiner Panik floh er geradewegs der aleranischen Reiterei vor den Ruinen in die Arme. Eine zweite Gruppe fing ihn ein.
    Dann hielt Kitai plötzlich den Atem an und zischte: »Halt sie zurück. Schnell!«
    Tavi sah sie fragend an, rief aber sofort: »Zweiter Speer, Halt!«
    Die Reiter zügelten ihre Pferde und blickten sich verwirrt um.
    »Komm, Aleraner«, sagte Kitai und ritt dem einzelnen Cane nach.
    »Wartet hier«, sagte Tavi zu Max. »Wir sind sofort wieder da.«
    »Äh, Hauptmann?«, fragte Max.
    Tavi beachtete ihn nicht und folgte Kitai. Sie führte ihn ins Zwielicht, bis sie den fliehenden Cane fanden, der hinter einem halb eingestürzten Erdüberhang Schutz gesucht hatte.

    Sie starrte die beiden mit großen Augen verängstigt an und drückte eine Anzahl kleiner, winselnder Wesen an die Brust.
    Sie.
    Sie.
    Tavi betrachtete sie sprachlos. Eine weibliche Cane mit Jungen. Neugeborenen, wie es den Anschein hatte. Die Geburt musste stattgefunden haben, als der Rückzug begann. Kein Aleraner hatte bislang eine weibliche Cane gesehen, und über die Jahrhunderte hinweg hatte es jede Menge geschmackloser Gerüchte gegeben, wie sich die Canim fortpflanzten. Die Wahrheit war

Weitere Kostenlose Bücher