Die Verschwörer von Kalare
Fürstin Placida sah von einem zum anderen und schüttelte den Kopf, ehe sie zu grinsen begann. »Ich glaube, ich werde euch beide mögen«, sagte sie leise. Dann verneigte sie sich noch einmal, tiefer diesmal. »Ich werde mich darum kümmern. Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigt?«
»Gewiss«, antwortete Amara und neigte den Kopf. »Und vielen Dank.«
Bernard brachte die Fürstin zur Tür und kam zu Amara zurück. Er betrachtete Amara einen Moment lang voller Stolz. Dann beugte er sich vor und küsste sie auf die Stirn, auf beide Augen und auf die Lippen. »Ich liebe dich sehr, weißt du.«
Amara lächelte. »Ich dich auch.«
»Zeit für etwas Erfreuliches«, sagte er und schob den Arm unter sie. Er hob sie mit Leichtigkeit hoch und trug sie zum Bett.
»Bernard …«, setzte sie an. »Ich kann es gar nicht abwarten, aber heute wäre es vielleicht ein wenig …«
»Ich habe nicht im Traum daran gedacht«, erwiderte Bernard. »Aber durch diesen langen Flug in diesem Fetzen aus roter Seide hat deine Haut gelitten.« Er legte sie auf das Bett und zog sie zärtlich aus. Dann holte er ein kleines Gefäß vom Nachttisch und öffnete es. Ein warmer Duft nach Zimt erfüllte die Luft. Bernard setzte sich neben sie auf das Bett, goss sich ein wenig vom Inhalt des Gefäßes, einem Duftöl, in die Hand. Daraufhin rieb er seine Hände aneinander und murmelte: »Der Heiler sagt, dies würde deiner Haut helfen, sich zu erholen. Zuerst die Beine, glaube ich.«
Seine kräftigen, warmen Hände glitten über ihre Beine und verteilten das Öl auf der trockenen, gereizten Haut. Amara spürte, wie sie in ihrer Erschöpfung zufrieden zusammenschmolz, und in
der nächsten Stunde lag sie einfach nur da und genoss die Zärtlichkeiten seiner Hände. Gelegentlich platzierte er ihre Glieder anders oder ließ sie sich umdrehen. Das warme Öl und seine sanften Hände auf den müden Muskeln sowie der volle Magen ließen sie in einen Zustand matter Entspannung sinken. Und sie schwelgte darin.
Später erwachte sie in seinen Armen und drückte ihre Wange an seine Schulter. Es war dunkel. Nur die letzte Glut im Kamin spendete ein wenig Licht.
»Bernard?«, flüsterte sie.
»Ja«, antwortete er.
Ihre Kehle schnürte sich zusammen, und sie flüsterte: »Es tut mir so leid. So spät habe ich sie noch nie bekommen.« Sie kniff die Augen zusammen. »Ich wollte dich nicht enttäuschen.«
»Mich enttäuschen?«, murmelte Bernard. »Es heißt doch nur, dass wir uns mehr Mühe geben müssen.« Er fuhr mit dem Zeigefinger über ihren Hals, und bei der Berührung rann ein Schauer durch ihren Körper. »Und häufiger. Ich bin überhaupt nicht enttäuscht deswegen.«
»Aber …«
Er beugte sich vor und küsste sie sanft auf den Mund. »Pst. Da gibt es nichts zu verzeihen. Und zwischen uns hat sich nichts geändert.«
Sie seufzte, schloss die Augen und rieb ihre Wange an seiner warmen Haut. Die Schmerzen hatten nachgelassen, und sie spürte, wie sich Schläfrigkeit in ihr ausbreitete.
Am Übergang zum Reich der Träume schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, und sie hörte sich murmeln. »Es fehlt etwas.«
»Hm?«
»Fürstin Aquitania. Sie hatte Aldrick und Odiana bei sich.«
»Ich weiß; ich war dabei.«
»Und warum hat sie Fidelias nicht mitgenommen? Er hat die meiste Erfahrung, und solche Rettungsunternehmen hat er schon dutzendfach durchgeführt.«
»Hm«, sagte Bernard schläfrig. »Vielleicht hat sie ihn woanders hingeschickt.«
Vielleicht, dachte Amara. Aber wohin?
Es war spät, und Valiar Marcus stand allein mitten auf der Elinarcus und starrte hinaus auf den Fluss.
Zehn Tage waren seit dem Ende der Schlacht vergangen. Die Südmauern der Stadt waren in Erwartung eines weiteren Überfalls der Canim ausgebaut worden, doch der Angriff war ausgeblieben. Die Arbeit war rasch erledigt, nachdem sie die verkohlten Ruinen der Gebäude beseitigt hatten, und die Pioniere errichteten den zerstörten Teil der Stadt neu aus Stein und machten aus jeder Straße eine kleine Verteidigungsanlage, die für jeden Eindringling zum Albtraum werden würde - falls es überhaupt je wieder einem gelang, die Mauer zu überwinden.
Aus den unnatürlichen Wolken war einige Tage lang unaufhörlich Regen gefallen, und der Fluss war um mehr als drei Fuß angestiegen. Im Wasser unten tummelten sich immer noch die Haie. Die Raubfische hatten sich an den Überresten der gefallenen Canim fett gefressen, die über eine Woche lang hineingeworfen wurden.
Einige
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