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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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nicht.«

8
    »Verfluchte Krähen«, brüllte Cyril, »setz dich in Bewegung, Subtribun.«
    Tavi packte die Holme der Leiter und ließ sich an ihnen hinuntergleiten, wobei er auch die Füße darandrückte und gar nicht erst auf die Sprossen setzte. Mit gebeugten Beinen, um die Wucht des Aufpralls zu mindern, landete er auf dem Boden und lief hinüber zu den Lazarettzelten. Hinter sich hörte er Hauptmann Cyril, der trotz der schweren Rüstung mit Tavi Schritt hielt.
    »Platz da!«, rief Tavi den Rekruten zu, die sich vor dem Zelt drängten, und bemühte sich, den Tonfall und die Lautstärke seines Freundes Max nachzuahmen, wenn der Befehle erteilte. »Der Hauptmann will durch!«
    Die Fische sprangen zur Seite, und die meisten salutierten, als Cyril vorbeihastete. Tavi riss die Zeltklappe zur Seite, hielt sie dem Hauptmann auf und folgte ihm ins Innere.
    Der Heiler war ein Veteran namens Foss. Er war beinahe sieben Fuß groß, gebaut wie ein phrygischer Hochlandbär, und seine Rüstung war noch in dem Stil von vor vierzig Jahren gefertigt und unterschied sich deutlich von den heutigen. Sie zeigte eine beeindruckende Zahl von Beulen und Kerben, war ansonsten
jedoch tadellos gepflegt, und der Mann bewegte sich darin, als wäre sie seine zweite Haut. Foss trug das buschige Haar kurz geschnitten. Seine schmalen Augen lagen tief in ihren Höhlen.
    »In die Wanne«, fauchte er die Fische an, die Max trugen, und deutete auf den großen, gefüllten Holzzuber zum Wasserwirken. »Vorsichtig, vorsichtig. Bei den Krähen, Mann, wollt ihr die Wunde noch weiter aufreißen?«
    Sie setzten Max mit Rüstung in die Wanne. Das Wasser bedeckte ihn bis zum Kinn, sein Kopf ruhte auf einer schrägen Stütze. Foss murmelte besorgt etwas vor sich hin und ließ die Stütze ein wenig tiefer sinken, bis das Wasser Max vollständig bedeckte, außer Lippen, Nase und Augen. Daraufhin kniete er sich neben Tavis Freund, tauchte die Hände ins Wasser und schloss die Augen.
    »Macht ihm Platz, damit er arbeiten kann, Rekruten«, befahl Hauptmann Cyril leise. Er zeigte auf die andere Ecke des Zeltes, und die blutbefleckten jungen Männer eilten hinüber.
    Tavi biss sich auf die Unterlippe und starrte seinen Freund an. Max’ Haut wirkte eigenartig wächsern und völlig farblos. Er konnte nicht erkennen, ob Max atmete.
    »Heiler?«, murmelte Cyril.
    »Ich brauche ein bisschen Ruhe«, knurrte Foss mit seinem dröhnenden Bass. Nach einer halben Minute fügte er hinzu: »Hauptmann.« Er murmelte noch etwas vor sich hin, überwiegend, soweit Tavi verstand, eine recht ausgefallene Sammlung von Flüchen und Schimpfwörtern. Dann holte er tief Luft und hielt den Atem an.
    »Das ist nicht seine erste schwere Verwundung«, sagte Tavi zum Hauptmann. »Glaubst du, er wird wieder gesund?«
    Cyril wandte den Blick nicht von Max ab. »Es sieht übel aus«, antwortete er nur.
    »Ich habe mal gesehen, wie er in eine Klinge gelaufen ist. Das hätte ihn eigentlich umbringen müssen. Aber nach vier Stunden stand er schon wieder auf den Beinen.«

    Cyril blickte Tavi mit versteinerter Miene an, sprach jedoch sehr ruhig. »Dein Geplapper könnte Foss ablenken. Wenn du deinem Freund helfen willst, halt den verdammten Mund, ja? Oder geh nach draußen.«
    Tavis Wangen wurden heiß, er nickte und klappte die Kiefer mit hörbarem Klicken zu. Er musste sich regelrecht anstrengen, um nicht weiterzusprechen. Max war sein Freund, und Tavi hatte Angst um ihn. Er wollte ihn nicht verlieren. Instinktiv hätte er am liebsten geschrien oder dem Heiler befohlen, schneller zu arbeiten und irgendetwas zu unternehmen. Doch natürlich wusste er, dass das keinen Sinn hatte.
    Diese Hilflosigkeit hasste er am meisten. Er hatte sein Leben lang Zeit gehabt, sich daran zu gewöhnen, daran, dass er aufgrund seiner fehlenden Elementarkräfte in praktisch jedem Bereich Nachteile zu erleiden hatte. Jetzt hätte er alles gegeben, wenn er nur die Fähigkeit des Wasserwirkens gehabt hätte, damit er seinem Freund hätte helfen können.
    Der Hauptmann hatte recht. Am besten hielt er einfach den Mund und wartete.
    In den nächsten zwei Minuten gab niemand einen Laut von sich, und jede Sekunde davon fühlte sich an wie eine ganze Woche.
    Dann atmete Foss aus, stöhnte heftig und sank mit seinem bärenhaften Leib über Max.
    Plötzlich zuckte Max und holte keuchend Luft.
    Foss knurrte und sagte schwach: »Geschafft, Hauptmann. War aber ausgesprochen knapp.«
    Tavi hörte, wie auch Cyril aufatmete, obwohl seine

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