Die Verschwörer von Kalare
Miene weiterhin keinerlei Gefühl verriet. »Ich dachte, die Fürstin von Antillus würde heute hier sein«, sagte er. »Wieso kümmert sie sich nicht um Maximus?«
Foss schüttelte den Kopf und richtete sich langsam auf. Er zog die Arme aus dem blutigen Wasser und setzte sich auf den Boden. »Sie wollte mit ihrem Sohn zum Mittagessen gehen, hat sie gesagt.«
»Ach ja. Mittagessen mit der Familie«, erwiderte Cyril. »Wie geht es ihm?«
»Schlecht, Hauptmann. Er ist zäher als ein Stiefel aus Gargantleder, doch ich habe noch nie gesehen, dass ein Mann einen solchen Blutverlust überlebt hätte.«
»Wird er sich erholen?«
Foss schüttelte erneut den Kopf. »Die Wunde ist geschlossen. Er atmet. Wenn man jedoch so viel Blut verliert, kann das Schäden im Hirn anrichten. Vielleicht wacht er auf. Vielleicht auch nicht. Vielleicht wacht er auf und ist nicht mehr derselbe wie vorher. Oder kann nicht mehr gehen. Oder er wacht einfach auf und ist der Alte.«
»Können wir ihm irgendwie helfen?«
Foss zuckte die Schultern und legte sich auf den Rücken. Er rieb sich die Stirn mit den Stummelfingern der Hand. »Meines Wissens braucht er einfach nur Zeit. Aber ich bin bloß ein alter Legionsheiler. Vielleicht kennt sich die Hohe Fürstin besser aus als ich, oder sie kann mehr für ihn tun.«
»Bei den Krähen«, murmelte der Hauptmann. Er drehte sich um und betrachtete mit gerunzelter Stirn die Rekruten in der Ecke - insgesamt acht, wie Tavi feststellte, ein Speer, der zusammen marschierte und ein Legionszelt teilte. »Wer ist der Rottenführer?«, wollte Cyril wissen.
Einer der jungen Männer, ein großer, schlaksiger Bursche, nahm Haltung an und salutierte: »Hauptmann?«
»Wie heißt du, Junge?«
»Schultus, Hauptmann.«
»Bericht«, sagte Cyril. »Was ist passiert, Rekrut Schultus?«
»Es war ein Unfall, Hauptmann.«
Cyril schwieg einen Moment und starrte den Rekruten an, der schluckte und erbleichte und noch strammer stand.
»Dass ein Unfall passiert ist, weiß der Hauptmann schon, Rekrut«, sagte Tavi. »Er möchte die Einzelheiten erfahren.«
Der Junge errötete. »Oh, Hauptmann, tut mir leid, Hauptmann.
Ja, Hauptmann. Hm. Wir waren der stärkste Speer unserer Kohorte bei den Schwertübungen. Die ersten, die richtige Waffen erhielten, Hauptmann. Zenturio Antillar ließ uns zum ersten Mal mit den scharfen Schwertern üben, und wir standen alle in einer Reihe. Er wollte uns der gesamten Kohorte präsentieren, Hauptmann, ehe die ihre Schwerter bekämen. Also ging er die Reihe rauf und runter, beobachtete uns und machte uns auf unsere Fehler aufmerksam.«
»Weiter«, drängte Cyril. »Wie kam es zu der Verletzung?«
Der Junge schüttelte den Kopf. »Hauptmann, es war ein Unfall. Er hatte mich berichtigt und trat zurück, damit er die Reihe wieder beobachten konnte.« Der Rekrut stellte die Füße in Kampfhaltung auf und zog den rechten Arm von unten gerade nach oben. Mit einem solchen Schwertstreich vermochte man einem Mann den Bauch aufzuschlitzen, und obwohl es nicht leicht durchzuführen war, konnte diese Kampfweise im Gedränge der Schlacht verheerend wirken. »Und das Schwert … ist mir einfach aus der Hand gerutscht, Hauptmann.«
»Aus der Hand gerutscht«, wiederholte Cyril und blickte den Jungen unverwandt an.
Der Rekrut nahm wieder Haltung an. »Ja, Hauptmann. Das ist mir zuvor noch nie passiert. Es ist mir aus der Hand gerutscht, flog davon und traf Zenturio Antillar seitlich am Hals, Hauptmann.« Er sah vor sich auf den Boden, und zum ersten Mal schien er das ganze Blut auf seiner Rüstung und seinen Händen zu bemerken. »Es war bestimmt keine Absicht, Hauptmann. Ganz sicherlich nicht. Es tut mir schrecklich leid, Hauptmann.«
Der Hauptmann verschränkte die Arme vor der Brust. »Er hatte dich gerade berichtigt. Er wandte dir den Rücken zu. Dein Schwert ist dir weggerutscht und hat seinen Hals getroffen. Du sagst, es sei ein Unfall gewesen.«
»Ja, Hauptmann.«
»Und du erwartest, ich würde dir das glauben?«
Der Rekrut blinzelte. »Hauptmann?«
»Auch früher haben Männer schon die Beherrschung verloren, weil sie gemaßregelt wurden. Manchmal waren sie zornig genug, um zu töten. Vielleicht hast du Antillus’ Mäkelei nicht ertragen. Es ist ein heißer Tag. Du hattest noch nicht gegessen. Vielleicht hast du einfach die Beherrschung verloren und ihn umgebracht.«
Dem Rekruten fiel die Kinnlade herunter. » Hauptmann … « Er schüttelte den Kopf. »Das würde ich niemals tun,
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