Die Verschwörer von Kalare
nein, Hauptmann. Zenturio Antillar, nein, niemals.«
»Wir werden ja sehen«, sagte Cyril leise. »Ich werde deine Geschichte genauestens überprüfen. Ihr geht zu eurer Kohorte zurück, Rekruten. Schultus, du wirst das Lager nicht verlassen. Die Männer, die ich dir hinterherschicken würde, hätten Befehl, dich zu töten, sobald sie dich erwischen.«
Der junge Mann schluckte und salutierte erneut.
»Weggetreten.«
Schultus führte die anderen Rekruten aus dem Zelt, und nur wenige Sekunden später flog die Klappe erneut auf, und ein Ritter in Rüstung trat ein, begleitet von der wunderschönen Fürstin von Antillus. Der Ritter blieb mit offenem Mund stehen, als er Max in der Wanne entdeckte. Die Fürstin holte tief Luft, riss die Augen auf und schlug die Hand vor den Ausschnitt ihres blauen Seidenkleides.
Ohne dass Tavi einen Grund hätte nennen können, hielt er die Geste der Fürstin für gespielt. Sie war vielleicht zu sanft, zu fließend, um von echtem Schrecken und ernsthafter Besorgnis ausgelöst zu sein.
»Die großen Elementare mögen uns beistehen«, sagte sie. »Was ist meinem Stiefsohn zugestoßen?«
»Dem Rekruten zufolge, dessen Waffe ihn getroffen hat, hat es bei den Übungen einen Unfall gegeben, Fürstin«, sagte Cyril.
Die Fürstin wirkte nun besorgt. »Er sieht entsetzlich aus. Wie ich annehme, hat sich Foss um ihn gekümmert?«
Foss, der noch immer auf dem Boden lag, brummte bestätigend. »Ja, Fürstin. Aber er hat viel Blut verloren.«
»Wie lautet die Prognose?«, fragte sie den Heiler.
»Hm, was?«, fragte der zurück.
»Er befindet sich nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr«, mischte sich Tavi ein. »Aber welchen Schaden der Blutverlust angerichtet hat, lässt sich bislang nicht eindeutig feststellen.«
Die Fürstin wandte ihre Aufmerksamkeit nun Tavi zu, und er spürte die volle Wucht ihrer Person hinter diesem Blick. Sie war keine besonders große Frau, und ihr dunkles Haar fiel glatt wie ein Vorhang bis zu den Hüften. Ihr ansonsten blasses Gesicht wies an den Wangen einen Hauch Rot auf, wie so oft bei Menschen, die im rauen Norden leben, und ihre Augen leuchteten wie Bernstein. Sie hatte kräftige Wangenknochen und dünne Lippen, und insgesamt wirkte sie ein wenig zu schroff, als dass man sie eine Schönheit hätte nennen wollen - wenngleich ihre Anmut und das Feuer der Klugheit in den Augen eine beeindruckende und anziehende Persönlichkeit vermuten ließen.
Erneut hatte Tavi das Gefühl, sie bereits zu kennen, aber er konnte sich einfach nicht erinnern, woher.
»Ich glaube, ich habe noch nicht die Ehre gehabt, junger Mann«, sagte sie.
Tavi verbeugte sich tief. »Subtribun Rufus Scipio, Fürstin. Ich weiß natürlich, wer du bist.«
Der Ritter trat nun vor und starrte den stillen Max an. Jetzt erst fiel ihm auf, dass er mehrere Jahre jünger war als Tavi selbst. Der junge Mann war noch nicht einmal durchschnittlich groß und sehr schlank. Er trug das braune Haar lang, seine Augen waren efeugrün, und seine Rüstung war von meisterhafter Machart - und zeigte keinen einzigen Kratzer.
»Mutter«, sagte der junge Ritter leise. »Er sieht aus wie tot. Sollen wir nicht etwas … unternehmen? Uns um ihn kümmern?«
»Gewiss werden wir …«
»Nein«, fuhr Hauptmann Cyril dazwischen.
Die Fürstin von Antillus starrte Cyril erstaunt an. »Ich bitte um Verzeihung?«
Der Hauptmann verneigte sich leicht vor ihr. »Entschuldige, Fürstin. Ich hätte wohl besser gesagt: Noch nicht. Der Zenturio hat einen schweren Schock erlitten, doch seine Wunden wurden von einem Fachmann versorgt. Ich denke, zuallererst braucht er nun Ruhe. Weiteres Elementarwirken könnte seine letzten Kräfte verbrauchen und sogar Schaden anrichten.«
»Richtig«, antwortete der junge Ritter. »Da hat er recht, Mutter …«
»Crassus«, fauchte die Fürstin.
Der Junge senkte den Blick und verstummte unverzüglich.
Die Fürstin wandte sich wieder Cyril zu. »Ich muss doch allen Ernstes fragen: Bist du tatsächlich hochnäsig genug zu glauben, dass du dich auf diesem Gebiet besser auskennst als eine ausgebildete Wasserwirkerin? Bist du vielleicht heimlich auch ein Tribun Medica, Hauptmann?«
»Ich bin der Offizier, der den Befehl über den Tribun Medica hat, Tribuna «, erwiderte Cyril seelenruhig. »Ich bin der Mann, der den Tribun Medica vor die Wahl stellen kann, entweder meinem Befehl zu folgen oder den Dienst in der Legion zu quittieren.«
Die Fürstin riss die Augen auf. »Du wagst es, so mit
Weitere Kostenlose Bücher