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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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geübt.«
    »Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, Scipio«, erwiderte
die Fürstin. »Du bist doch keine Missgeburt, die über keinerlei Elementarkräfte verfügt.«
    Tavi zwang sich, so ungezwungen zu lächeln, wie es ihm nur möglich war. »Gewiss nicht. Es dauert aber vielleicht eine Weile.«
    »Ach«, sagte sie, raffte ihre Röcke und trat ein Stück von der Feuerstelle zurück, auf der das Holz bereits aufgestapelt war. »Ich mache dir ein bisschen Platz.«
    »Danke«, sagte Tavi. Er ging hinüber zur Feuerstelle, hockte sich davor und zog sein Messer. Nun nahm er einen der dünneren Stöcke, die wie ein Kegel aufgestellt waren, und schnitt ein paar Späne davon ab.
    Er schaute auf. Die Fürstin beobachtete ihn aus zehn Fuß Abstand. »Ich will dich auf keinen Fall ablenken«, sagte sie.
    Tavi lächelte sie an. Dann rieb er sich die Hände an den Oberschenkeln ab, streckte sie über den Zunder und kniff die Augen zusammen.
    Hinter ihm trat Max aus dem Zelt und kam zu ihnen herüber. »Hallo, Stiefmutter. Was machst du denn hier?«
    »Ich schaue deinem Freund Scipio zu. Er möchte mir gern zeigen, wie gut er Feuerwirken kann«, meinte sie lächelnd. »Verdirb ihm nicht die Schau, indem du ihm hilfst. Du würdest ihn der Gelegenheit berauben, sein Können unter Beweis zu stellen.«
    Max schwankte kurz, ging jedoch weiter. »Du kannst doch nicht seine Elementarkräfte in Zweifel ziehen.«
    Die Fürstin klang fast, als müsse sie sich das Lachen verkneifen. »Tut mir leid, mein Lieber. Manchmal muss man das Vertrauen, das man anderen entgegenbringt, auch überprüfen.«
    »Scipio …«, sagte Max und senkte die Stimme.
    »Lass mich, Max«, knurrte Tavi. »Siehst du nicht, dass ich mich konzentriere?«
    Es folgte kurzes Schweigen, und währenddessen malte sich Tavi aus, wie Max mit offenem Mund hinter ihm stand. Dann spannte er die Schultern an, ächzte vor Anstrengung, und ein kleines Rauchsäulchen ringelte sich über dem Zunder in die Luft.

    Tavi beugte sich vor, blies vorsichtig auf den Funken und legte zunächst weitere Späne und dann größere Holzstücke nach, bis das Feuer richtig brannte und die Flammen zu den zusammengestellten Scheiten hochschlugen. Es dauerte nicht lange, da erhob sich Tavi und wischte sich den Staub von der Hose.
    Die Fürstin starrte ihn an. Das selbstgefällige Grinsen war aus ihrem Gesicht verschwunden.
    Er lächelte sie erneut an und verneigte sich. »Ich hole Wasser für den Tee, Hoheit.«
    »Nein«, erwiderte sie, ein wenig zu rasch und zu scharf und zu höflich. »Ist schon gut. Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch etwas zu erledigen habe. Und Crassus muss zu seiner Kohorte zurück.«
    »Aber …«, wollte Crassus einwenden.
    »Na los jetzt«, drängte die Fürstin. Sie warf Max einen Blick zu und blitzte Tavi verächtlich an.
    Tavi hörte unwillkürlich auf zu lächeln. Plötzlich erinnerte er sich an Max’ bleiches Gesicht, an das Wasser, das rosa von seinem Blut war. Binnen eines einzigen Atemzugs sah er das alles schmerzhaft klar vor seinem inneren Auge. Und mit dem nächsten Atemzug kamen die Erinnerungen an die grausamen Narben auf dem Rücken seines Freundes, die Hinterlassenschaften einer Peitsche, die mit Scherben oder Nägeln gespickt war. Solche Narben blieben nur zurück, wenn ihm die Wunden zugefügt worden waren, ehe er seine Elementare bekommen hatte. Als er zwölf Jahre alt gewesen war. Oder jünger.
    Und die Fürstin von Antillus - sowie ihr Sohn - trugen dafür die Verantwortung.
    Tavi erwischte sich dabei, wie er im Stillen zu planen begann. Die Hohe Fürstin verfügte über große Elementarkräfte, und daher würde er sie sich als Erste vornehmen müssen. Falls er sie nicht gleich mit dem ersten Hieb tötete, konnte sie Maßnahmen treffen, um nicht sofort an der Wunde zu sterben, oder sogar noch im Sterben mit einer Wucht zurückschlagen, die Tavi in
Fetzen reißen würde. Zwischen ihm und ihr lag ein gewisser Abstand, doch wenn sie den Angriff nicht erwartete, konnte er ihr seinen Dolch durch die Kehle bis hinauf ins Hirn treiben. Einmal drehen genügte, um die Wunde weiter aufzureißen, und im Anschluss brauchte er sich nur noch um Crassus zu kümmern.
    Der junge Ritter hatte kaum Erfahrung, er könnte sein Leben höchstens retten, indem er rechtzeitig und schnell reagierte. Ein harter Schlag gegen die Kehle oder die Augen, und der junge Fürst würde sich vor lauter Schmerz nicht mehr richtig verteidigen können. Außerdem konnte Tavi ein

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