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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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brennendes Scheit aus dem Feuer benutzen und Crassus mit einem kräftigen Hieb gegen die ungeschützte Schläfe den Garaus machen.
    Plötzlich erstarrte Tavi.
    Der Zorn, der in ihm gelodert hatte, erlosch, und ihm wurde übel, als wollte ihm die Mahlzeit vom gestrigen Abend wieder hochkommen. Er begriff, dass er in der hellen Nachmittagssonne stand, zwei Menschen anstarrte, die er kaum kannte, und plante, sie kalt und herzlos zu ermorden wie ein Graslöwe, der sich an ein Reh und sein Kitz anschlich.
    Stirnrunzelnd betrachtete er seine Hände. Sie zitterten leicht. Er rang mit den blutrünstigen Gedanken, die sich ihm aufgedrängt hatten, und verscheuchte sie. Tatsächlich hatte er sich schon mit Gewalt gegen andere Menschen gewehrt, gegen Mitschüler an der Akademie, die ihn drangsaliert hatten, als er für solche Dinge keine Zeit hatte. Er hatte ihnen übel wehgetan, weil ihm keine andere Wahl geblieben war. Hinterher hatte er sich entsetzlich gefühlt. Und obwohl er gesehen hatte, wohin solche Formen der Gewalt führten, konnte er sich einen solch brutalen Angriff ausdenken. Das war beängstigend.
    Und noch mehr beängstigte ihn der Gedanke, dass er ganz sicher in der Lage war, diesen Plan in die Tat umzusetzen.
    Aber ob sie nun schuld war an Max’ Wunden oder nicht, und ungeachtet der Wut, die in Tavis Bauch rumorte, ein Mord an der Fürstin und ihrem Sohn würde nichts ändern - ganz zu
schweigen von den Folgen, die Tavi und letztlich auch der Erste Fürst zu tragen hätten.
    Sie war nicht die Art von Feindin, derer man sich durch einen schlichten Angriff entledigte. Sie musste mit anderen Mitteln überwunden werden, und wenn es stimmte, was Magnus sagte, war die Fürstin von Antillus ein gefährlicher Gegner.
    Versonnen lächelte Tavi vor sich hin. Er war selbst ein gefährlicher Gegner. Es gab mehr Waffen auf der Welt als Elementare und Klingen, und kein Feind war unbesiegbar. Schließlich war er gerade der Falle ausgewichen, die sie ihm gestellt hatte. Und wenn er sie einmal überlistet hatte, würde es ihm auch ein zweites Mal gelingen.
    Die Fürstin sah ihm ins Gesicht, während ihm diese Gedanken durch den Kopf schossen, und sie schien nicht zu wissen, wie sie auf Tavis wechselndes Mienenspiel reagieren sollte. Unbehagen blitzte in ihren Augen auf. Vielleicht hatte er in seiner Wut zu viel von seinen Gefühlen enthüllt. Möglicherweise hatte sie sein Verlangen gespürt, ihr etwas anzutun.
    Sie nahm den Arm ihres Sohnes, wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und stolzierte in fürstlicher Haltung davon. Und sie schaute sich nicht ein einziges Mal um.
    Max rieb sich über das Stoppelhaar. »Also gut. Was, bei den Krähen, war hier eigentlich los?«
    Tavi sah der Hohen Fürstin stirnrunzelnd hinterher. »Ach. Sie glaubte, ich sei jemand, den du von der Akademie kennst.«
    Max schnaubte. Er winkte ab, und Tavi spürte eine Spannung an den Ohren. »So«, murmelte Max. »Sie kann uns vermutlich belauschen.«
    Tavi nickte.
    »Du hast sie angelogen«, meinte Max, »und auch noch offen ins Gesicht. Wie hast du das geschafft?«
    »Übung«, erklärte er. »Meine Tante Isana ist eine starke Wasserwirkerin, und das hat mich als Kind angespornt herauszufinden, wie man damit umzugehen hat.«

    »Es gibt nicht viele, die das hinbekommen, Calderon.« Max deutete auf das Feuer. »Wie, bei den Krähen, hast du das gemacht? Du hast es vor mir geheim gehalten.«
    Tavi grinste. Dann griff er in seine Hosentasche und holte eine runde Glaslinse hervor, die er Max in der offenen Hand zeigte. »Ein schöner, sonniger Tag. Alter Romanertrick.«
    Max betrachtete das Glas und lachte. Dann schüttelte er den Kopf. »Bei den Krähen.« Er wurde rosa im Gesicht, und seine Schultern bebten, weil er sich zusammenreißen musste. »Sie hat nach deinem Elementar gelauscht, ihn aber nicht gehört. Trotzdem hast du das Feuer angemacht. Sie würde niemals darauf kommen …« Jetzt brach er in das schallende Gelächter aus, das Tavi so gut von ihm kannte.
    »Komm schon, Scipio«, sagte Max. »Holen wir uns etwas zu essen, bevor ich vor Hunger umkippe.«
    Tavi steckte das Glas ein und seufzte. »Die Henkersmahlzeit für mich. Gracchus wird mich in den Latrinen wühlen lassen, sobald er herausfindet, dass ich nicht mehr an deiner Wanne sitze.«
    »So ist es eben, das wunderschöne Offiziersleben«, meinte Max. Er wollte sich in Richtung der Messe wenden, begann jedoch zu schwanken.
    Tavi stand sofort neben seinem Freund und stützte ihn, ohne

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