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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Tavi.
    »Genau.«
    »Was genau ist passiert?«
    »Der erste Unfall geschah bei einer Flugstunde«, erzählte Max. »Ich schwebte ein paar Fuß über der Stadtmauer, vielleicht dreißig Fuß in der Höhe. Ein Gefäß mit Salz fiel aus dem Fenster eines Turmes, schlug auf die Mauer, und die Salzkörner spritzten durch meinen Windstrom. Ich bin abgestürzt.«

    Tavi zuckte zusammen.
    »Das nächste Mal passierte es im Winter. Jemand hatte Wasser oben auf einer langen Treppe vergossen, und es war gefroren. Ich bin ausgerutscht und gestürzt.« Er holte tief Luft. »Danach bin ich von zu Hause abgehauen und in die Legion von Placida eingetreten.«
    »Max«, begann Tavi.
    Max erhob sich urplötzlich. »Mir ist irgendwie übel. Muss dein Gestank sein.«
    Tavi wollte seinem Freund etwas Nettes sagen. Um ihn zu trösten. Aber er wusste, Max war zu stolz, um Mitleid anzunehmen. Sein Freund hatte die alten Wunden selbst aufgerissen, indem er von Familien angefangen hatte, und er wollte den Schmerz niemandem zeigen. Tavi sorgte sich um Max, aber der war noch nicht bereit dazu, sich helfen zu lassen. Für heute musste das erst einmal genügen.
    »Muss mein Gestank sein«, stimmte Tavi leise zu.
    »Ich habe noch zu tun«, sagte Max. »Meine Fische haben morgen früh ein Übungsgefecht mit dem Veteranenspeer von Valiar Marcus.«
    »Glaubst du, sie gewinnen?«
    »Na ja, schon, allerdings nur, wenn Marcus und seine Männer während des Gefechts einen Herzanfall bekommen und tot zusammenbrechen.« Max sah über die Schulter und blickte Tavi in die Augen. »Die Fische können nicht gewinnen. Doch darum geht es auch gar nicht. Sie sollen einfach nur anständig kämpfen.«
    Max wollte eigentlich mehr ausdrücken, als seine Worte sagten. Tavi nickte ihm zu. »Du solltest sie nicht schon vorher aufgeben, Max«, sagte er. »Man weiß nie, was am Ende herauskommt.«
    »Vielleicht«, sagte Max. »Vielleicht.« Er salutierte und beendete die Abschirmung, dann ging er wieder hinaus auf das Übungsgelände. »Bei den Krähen, Scipio!«, rief er, als er schon dreißig
Schritte entfernt war. »Ich kann dich bis hierher riechen. Willst du dich nicht endlich mal baden?«
    Tavi überlegte, ob er sich nicht in Max’ Zelt schleichen und sich auf seinem Bett herumwälzen sollte. Er ließ den Gedanken fallen, auch wenn er verlockend war. Stattdessen schaute er zur untergehenden Sonne und eilte hinüber zum Lager der Domestiken.
    Der Tross gehörte zur Legion wie die Rüstung und die Helme. Sechstausend Soldaten brauchten eine Menge Unterstützung, die von den Domestiken und den Marketendern geleistet wurde.
    Bei den Domestiken handelte es sich überwiegend um kinderlose, unverheiratete junge Frauen, die für eine vom Gesetz vorgeschriebene Zeit zum Dienst in der Legion verpflichtet wurden. Sie erledigten die alltäglichen Arbeiten für die Legionares , für gewöhnlich die Essenszubereitung und die Wäsche. Andere Domestiken flickten beschädigte Uniformen, pflegten überzählige Waffen und Rüstungen, lieferten Päckchen und Briefe aus oder kümmerten sich um sonstige Aufgaben, die im Lager anfielen.
    Das Gesetz verlangte nur die Arbeit, doch wenn so viele junge Frauen in räumlicher Nähe zu so vielen jungen Männern lebten, kam es zwangsläufig zu Begegnungen zwischen den beiden Geschlechtern, aus denen auch Kinder hervorgingen - was die eigentliche Absicht des Gesetzes war, wie Tavi vermutete. Die Welt war ein gefährlicher Ort mit tödlichen Feinden, und das Volk von Alera brauchte so viele Menschen, wie es nur bekommen konnte. Tavis Mutter und seine Tante Isana hatten ihren dreijährigen Dienst in der Legion abgeleistet, und während dieser Zeit war er geboren worden, der uneheliche Sohn eines Soldaten und einer Legionsdomestikin.
    Zum Legionstross gehörten außerdem auch Domestikinnen, die den Entschluss gefasst hatten, sich der Armee dauerhaft anzuschließen - gewissermaßen in jeder Hinsicht als Ehefrau eines Legionare , jedoch ohne rechtliche Bestätigung. Legionares war die
Heirat nicht erlaubt, und deshalb hatten viele Berufssoldaten eine Frau, mit der sie offiziell nicht vermählt waren, die aber beim Tross oder in einer benachbarten Stadt wohnte.
    Die letzte Gruppe bildeten jene Leute, die in der Umgebung der Legion gute geschäftliche Möglichkeiten für sich sahen. Kaufleute und Händler, Schausteller, Handwerker und Huren sowie viele andere folgten der Legion, verkauften Waren und Dienste an die regelmäßig besoldeten und

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