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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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verhältnismäßig wohlhabenden Legionares . Andere wiederum lauerten nur auf die nächste Schlacht, oder vielmehr auf ihr Ende, um im Anschluss auf dem Feld zu plündern und zu fleddern.
    Die Behausungen des Trosses zogen sich in einem lockeren Kreis um die hölzernen Befestigungsanlagen des eigentlichen Lagers. Dort wohnte man in überzähligen Zelten der Legion oder in bunten und prächtigen oder auch in wackligen Unterständen aus Leinwand und Stangen sowie zusammengeschusterten Hütten. Es wimmelte nur so von Menschen, denen Gesetze wenig bedeuteten, und sich nach Einbruch der Dunkelheit in manchen Teilen dieses Lagers herumzutreiben wäre töricht und gefährlich gewesen für jeden jungen Legionare - und das galt auch für die jungen Offiziere.
    Tavi kannte die Wege durch den sicheren Teil des Lagers, in dem sich die Familien der Legionares versammelten und sich gegenseitig Schutz boten und Hilfe leisteten. Sein Ziel lag nicht weit jenseits der Grenze der »anständigen« Seite.
    Er ging zum Pavillon der Domina Cymnea, einem Rund aus großen grellbunten Zelten, die einen weiten Kreis um einen offenen Bereich in der Mitte bildeten wie um einen Hof. Nur eine schmale Gasse zwischen den Zelten ermöglichte den Zutritt. Tavi hörte Musik, vor allem Flöten und Trommeln, und dazu Lachen und heisere Stimmen. Rasch schlich er in den Ring aus zertrampeltem Gras um das Feuer.
    Ein Mann von der Statur eines kleinen Bullen erhob sich von seinem Platz, als Tavi eintraf. Der Kerl hatte vom Wetter gerötete
Haut und keinerlei Haare, nicht einmal Augenbrauen oder Wimpern, und sein Nacken hatte in etwa den Umfang von Tavis Hüfte. Er trug lediglich Hose und Stiefel aus gepunztem Leder, und sein haarloser Oberkörper war mit Muskeln bepackt und mit alten Narben überzogen. Eine schwere Kette hing um seinen Hals und verriet seinen Rang als Sklave, allerdings drückte seine Miene weder Sanftmut noch Unterwürfigkeit aus. Er schnaubte, verzog das Gesicht und starrte Tavi düster an.
    »Bors«, sagte Tavi freundlich. »Ist die Domina Cymnea zu sprechen?«
    »Geld«, knurrte Bors.
    Tavi hatte den Geldbeutel schon vom Gürtel gezogen. Er ließ einige Kupferböcke und Silberbullen in seine Hand fallen und zeigte sie dem Riesen.
    Bors warf einen Blick auf die Münzen und nickte Tavi höflich zu. »Warte.« Damit stapfte er in Richtung des kleinsten Zeltes im Rund davon.
    Tavi wartete still. Im Schatten neben einem der Zelte saß Gerta, eine Vagabundin, die Domina Cymnea bei sich aufgenommen hatte und die eigentlich immer vor ihrem Zelt hockte. Die Frau trug ein Kleid, das eher an einen Sack erinnerte, und der Geruch, den sie verströmte, ließ nicht gerade auf übermäßige Reinlichkeit schließen. Das Haar, ein dunkler spröder Schopf, war verfilzt, ragte in alle Richtungen vom Kopf und verdeckte einen Teil des Gesichts. Sie trug eine Binde über Augen und Nase, und unter dem Schmutz auf der Haut sah Tavi die auffälligen roten Pockennarben, ein Zeichen, dass sie erst kürzlich die Geißel oder eines der anderen gefährlichen Fieber überlebt haben musste: Seuchen, die sich immer wieder in Alera ausbreiteten. Tavi hatte die einfache Frau nie ein Wort sprechen hören. Sie saß stets dort und spielte auf einer kleinen Weidenflöte ihre langsamen, traurigen Melodien. Vor ihr auf dem Boden stand eine Schale, und wie stets ließ Tavi eine kleine Münze hineinfallen. Gerta zeigte jedoch keinerlei Reaktion.

    Bors kehrte zurück, grunzte Tavi an und deutete mit dem Kopf auf das Zelt hinter ihm. »Du kennst sie ja.«
    »Danke, Bors.« Tavi steckte das Geld wieder ein und ging zum kleinsten der Zelte - das immer noch größer war als das des Hauptmanns innerhalb des befestigten Lagers.
    Das Innere des Zeltes war mit dicken Teppichen ausgelegt, und an den Wänden hingen Stoffe und Vorhänge, so dass es fast wie ein richtiges Zimmer aussah. Ein junges Mädchen von vielleicht zwölf Jahren saß auf einem Stuhl neben der Tür und las in einem Buch. Sie rümpfte die Nase, und ohne aufzusehen rief sie: »Mama! Der Subtribun Scipio ist zum Baden hier.«
    Einen Augenblick später teilte sich der Vorhang hinter dem Mädchen, und eine große Frau trat in die vordere Kammer. Domina Cymnea hatte dunkle Augen, dunkle Haare und überragte die meisten Männer. Sie machte den Eindruck, als könnte sie einen Legionare in Rüstung vom Boden in die Luft stemmen und aus dem Zelt werfen, falls sich die Notwendigkeit ergab. Ihr langes Kleid war aus weinroter Seide

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