Die Verschwörung
dies der am stärksten verletzte Körperteil war. Wie Plasmatorpedos schossen sie in ihren Fingeransatz und brachten das Klebeband zum Schmelzen.
Holly bäumte sich auf, ihre Arme schwangen vor wie die einer Puppe. Ihre Beine zuckten, als wehrte sie sich gegen unsichtbare Feinde. Dann entrang sich ihren Stimmbändern ein schriller, klagender Schrei, der die dünneren Eisschichten in der Umgebung zerbersten ließ.
»Ist das normal?«, flüsterte Artemis, als könne Holly ihn hören.
»Ich denke schon«, erwiderte der Commander. »Das Gehirn führt einen kompletten Systemcheck durch. Wissen Sie, das ist nicht dasselbe wie das Heilen einiger Schnitte und Prellungen.«
Aus sämtlichen Poren von Hollys Haut begann es zu dampfen. So wurden die Strahlungsrückstände ausgestoßen. Holly zappelte und wand sich, dann sank sie zurück in den halb geschmolzenen Schnee. Kein besonders hübscher Anblick. Das Wasser verdunstete und hüllte die ZUP-Elfe in eine Dampfwolke. Nur ihre linke Hand war zu sehen, die verzweifelt zuckte.
Plötzlich rührte Holly sich nicht mehr. Ihre Hand erstarrte, dann fiel sie schlaff in den Schnee. Die Stille der arktischen Nacht senkte sich wieder über sie.
Vorsichtig rückten die drei näher und versuchten, durch den Nebel hindurch etwas zu erkennen. Artemis war zwar neugierig, hatte jedoch auch Angst vor dem, was ihn erwartete.
Butler holte tief Luft und wedelte die Dunstschleier beiseite. Darunter war alles still. Holly lag vollkommen reglos da.
Artemis spähte ihr ins Gesicht. »Ich glaube, sie...« Weiter kam er nicht. Holly schoss unvermittelt hoch, Wimpern und Haar von kleinen Eiszapfen übersät. Ihre Brust wölbte sich, als sie gierig Atem holte.
Artemis vergaß seine sonst so eiserne Zurückhaltung und packte sie an den Schultern. »Holly! Holly, sagen Sie etwas! Was ist mit Ihrem Finger? Ist er wieder in Ordnung?«
Holly bewegte ihre Finger und ballte die Hand zu einer Faust. »Ich glaube schon«, sagte sie und versetzte Artemis einen kräftigen Schlag zwischen die Augen. Zum wiederholten Mal an diesem Tag landete der überraschte Junge in einer Schneewehe.
Holly zwinkerte dem erstaunten Butler zu. »Jetzt sind wir quitt.«
Commander Root besaß nicht viele Erinnerungen, die ihm teuer waren. Aber in zukünftigen Zeiten, wenn alles finster schien, würde er sich diesen Augenblick ins Gedächtnis rufen und leise in sich hinein lachen.
Kommandozentrale
Als Foaly zu sich kam, tat ihm alles weh. Ein höchst ungewöhnlicher Zustand - er konnte sich nicht einmal mehr erinnern, wann er zuletzt wirkliche Schmerzen empfunden hatte. Gut, Julius hatte mit seinen spitzen Bemerkungen ein paar Mal seine Gefühle verletzt, aber körperliches Unbehagen versuchte er nach Möglichkeit zu vermeiden.
Der Zentaur lag auf dem Boden der Kommandozentrale, in die Überreste seines Bürosessels verheddert. »Cudgeon«, knurrte er, und dann folgte eine zweiminütige Schimpftirade, die hier unmöglich wiedergegeben werden kann.
Als Foaly schließlich seinem Ärger ausreichend Luft gemacht hatte und sich sein Gehirn wieder einschaltete, rappelte er sich von den Plasmafliesen hoch. Sein Rumpf war versengt, am Hinterteil würden ein paar kahle Stellen bleiben. Höchst unattraktiv bei einem Zentauren. Das war das Erste, wonach eine mögliche Partnerin in der Disko üblicherweise schaute. Obwohl Foaly nie ein großer Tänzer gewesen war. Vier linke Hufe.
Die Zentrale war hermetisch verschlossen. Dichter als die sprichwörtliche Goldtruhe eines Schrats. Foaly tippte seinen Ausgangscode ein. »Foaly. Türen.«
Der Computer reagierte nicht. Er versuchte es verbal. »Foaly. Eins-zwei-eins, Kontrollschaltung aus. Türen.«
Kein Piepser. Er saß fest. Ein Gefangener seiner eigenen Sicherheitsvorkehrungen. Sogar die Scheiben waren auf Abblenden geschaltet, so dass er nicht hindurchsehen konnte. Vollkommen ausgeschlossen und eingeschlossen. Nichts funktionierte.
Nun, das stimmte nicht ganz. Alles funktionierte, aber seine geliebten Computer reagierten nicht mehr auf seine Befehle. Und Foaly wusste nur zu gut, dass er ohne Zugang zum Hauptrechner nicht aus der Zentrale herauskam.
Er rupfte sich die Stanniolkappe vom Kopf und knüllte sie zu einer Kugel zusammen. »Völlig nutzlos, das Mistding!«, fluchte er und warf die Kugel in den Abfallrecycler. Das Gerät würde die chemische Zusammensetzung analysieren und sie dann an den entsprechenden Behälter weiterleiten.
Einer der Plasmabildschirme an
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