Die Verschwoerung der Fuersten
zusammengebrochen wäre.« Ein Schauder flog über ihren Körper, und sie fügte leise hinzu: »Kein sehr friedlicher Tod.«
»Welcher Tod ist das schon«, seufzte Bandolf, dann fragte er: »Wie kann sich jemand ein solches Gift beschaffen?«
»Das ist nicht schwer«, sagte Garsende. »Der Strauch der Schafsbinde wächst an Wegrändern, in lichtem Wald und auch in manchen Gärten. Er würde Euch überragen und trägt dunkle Beeren, rund wie Kirschen. Man nennt den Strauch auch Tollkirsche. Und weil die Beeren süß und wohlschmeckend sind, könnte man sie auch leicht einem Trunk untermischen. Am gefährlichsten ist aber die Wurzel, und da genügt schon eine Winzigkeit, um jemanden damit
zu Tode zu bringen. Es ist wie bei vielen Pflanzen, die zugleich heilsam wie giftig sind. Es kommt auf die Menge an, die man verwendet.«
»Du weißt sehr viel über solche Dinge«, bemerkte Bandolf.
»Es ist altes Wissen«, meinte sie gleichmütig. »Meine Mutter hat es mich gelehrt, und sie wiederum hat es von ihrer Mutter gelernt.« Sie lächelte. »Leben zu geben und zu erhalten, ist seit jeher das Vorrecht der Frauen. Nicht einmal die Kirche bestreitet das.«
Bandolf dachte an Ludgers bedauernswerte Witwe und an sein eigenes Erlebnis als junger Mann mit einer Drude, aber er schwieg. Er hatte nur wenig Lust, sich erneut auf einen Disput mit Garsende über ihr Handwerk einzulassen, bei dem er vermutlich doch den Kürzeren ziehen würde. Genau wie sein eigenes Weib, schien die Heilerin stets das letzte Wort haben zu wollen. Einen Moment lang verweilte er bei Matthäas Eigenheiten, die sie hin und wieder an den Tag legte und die ihn durcheinanderzubringen pflegten, dann schob er den Gedanken von sich. Augenblicklich gab es Dringlicheres zu bedenken. Auch wenn ihm der Verdacht, Fastradas Tod müsse etwas mit den jüngsten Geschehnissen in Worms zu tun haben, sofort durch den Kopf geschossen war, als Matthäa ihm davon erzählt hatte, wollte sich ein Mord an Ludgers Witwe nicht recht in sein Mosaik einfügen.
»Nach allem, was du sagst, könnte sich Fastrada ein solches Gift auch selbst beschafft und ihrem Leben eigenhändig ein Ende gesetzt haben«, konstatierte er schließlich.
Garsende bekreuzigte sich und nickte.
»Und womöglich hat es auch gar kein Gift gegeben, und Fastrada ist an ihrem Kummer gestorben?«
»Ich finde, dass genügend auf ein Gift hinweist, doch mit letzter Gewissheit kann ich es nicht sagen.«
Bandolf seufzte entmutigt. Er leerte seinen Becher und wischte sich mit einem Ärmel über seinen Bart. Wenn die Heilerin Recht hatte und wenn Fastrada das Gift nicht aus freien Stücken zu sich genommen hatte, dann musste ihr Tod irgendetwas mit dem ihres Gatten gemein haben. Womöglich konnte er nur nicht sehen, was es war.
»Schildere mir noch einmal von Anfang an und ganz genau, was du in Ludgers Haus getan und gesehen hast.«
Unlustig verzog Garsende das Gesicht, schickte sich jedoch drein und begann ihren Bericht noch einmal von vorne.
Obwohl es noch nicht Mittag sein konnte, lag der Waldpfad im Zwielicht. Dunkle Wolken waren aufgezogen und ließen kaum Licht durch die Bäume, die hier dicht an dicht standen. Bandolf lenkte seinen Braunen im Schritt, während die Heilerin, offenbar in Gedanken versunken, neben seinem Gaul einherging. Sie müsse nach dem Neugeborenen des Hufschmieds sehen, hatte sie gesagt und sich ihm auf seinem Rückweg in die Stadt angeschlossen.
Kaum ein Wort war zwischen ihnen gefallen, seit sie die Hütte verlassen hatten, und der Burggraf konnte seinen eigenen Überlegungen nachhängen.
Bandolf schaute auf Garsendes gesenkten Kopf hinunter, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Immerhin wusste er jetzt, warum die Heilerin aufgeregt gewesen war, als sie gestern mit Matthäa gesprochen hatte. Beim Verlassen des Hauses war sie ertappt worden, und der Schreck, den sie offenbar ausgestanden hatte, mochte Garsende lehren, ihre neugierige Nase zukünftig aus seinen Angelegenheiten herauszuhalten.
Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun, musste er sich aber eingestehen, dass die Heilerin ihm außerordentlich nützlich gewesen war. Ohne ihre ärgerlichen Eigenmächtigkeiten
wäre so manches seiner Mosaiksteinchen noch immer im Dunkeln verborgen.
Bandolf seufzte verhalten. Ihm wäre es trotzdem lieber gewesen, sie hätte sich nicht allzu tief in diese Sache verstrickt. Mochte Garsende ihn auch häufig aufbringen, so wollte er doch nicht, dass ihr ein Schaden daraus erwuchs. Schon
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