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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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fragte Bandolf. »Was hat es damit auf sich?«
     
    Garsende gab erst Antwort, nachdem sie ihn dazu überredet hatte, von ihrem Eintopf zu kosten. Den kurzen Wortwechsel, der entstand, als die Heilerin sich anschickte, ihn zu füttern wie ein Kleinkind, entschied er für sich, und so löffelte er mit der Linken ungeschickt seine Suppe, während sie von einem Vorfall mit einem Gürtelmacher erzählte und von kleinen, aber bedeutsamen Nebensächlichkeiten, die ihr aufgefallen waren, die sie aber ihrer Nichtigkeit wegen zunächst kaum beachtet hatte.
    Mit jedem ihrer Worte wurde Bandolfs Gesicht grimmiger,
und als Garsende geendet hatte, knurrte er verärgert: »Ich hätte es wissen müssen.«
    Die Steinchen, die die Heilerin für sich zusammengetragen hatte, fügten sich säuberlich in sein Mosaik. Sogar die Fundstücke aus Fastradas Kammer ergaben für ihn jetzt einen Sinn. Aber was sollte er damit anfangen? Ein Beweis, der auf das Meuchlerpack zeigte, würde vor des Königs Gericht nicht genügen. Bandolf brauchte einen Zeugen – und den hatte er nicht. Würde er die Schurken dennoch vor Gericht anklagen, konnte der König ein Gottesurteil fordern. Seine Fechtkunst war, wie er sich widerstrebend eingestand, bestenfalls leidlich, und wenn er unterlag, würde sein gesamtes Hab und Gut zurück an die Krone fallen. Er hatte keinen Erben.
    Garsende räusperte sich und unterbrach seine unerfreulichen Gedanken. »Glaubt Ihr, ich habe mich geirrt?«
    »Nein«, gab er zu. »Es fügt sich alles zusammen.«
    »Und was wollt Ihr nun tun?«
    »Das weiß der Himmel.«
    »Wollt Ihr mir sagen, was Euch durch den Kopf geht?«, fragte sie.
    Bandolf gab keine Antwort und wandte sich von ihr ab. Seine Augen glitten durch die vollgestellte kleine Stube mit all den Töpfen, Krügen, Sträuchern und Wurzeln, ohne die Dinge richtig wahrzunehmen. Endlich blieb sein Blick wieder an Garsendes Gesicht haften, die ihn aufmerksam anschaute.
    »Ich weiß, wer Adalbert von Bremen überfallen hat. Ich weiß, von wessen Hand der Gerber Schnorr und Ludger von Blochen gestorben sind«, sagte er langsam. Und dann legte er ihr, angefangen vom Loch in Adalberts Dalmatika bis hin zu dem Überfall, der ihr gegolten hatte, dar, was er in Erfahrung gebracht und welche Schlussfolgerungen er daraus gezogen hatte.

    »Und nun sag du mir, was ich tun will«, schloss er. Eine Weile herrschte tiefes Schweigen in der Hütte. Die Heilerin war blass geworden und starrte vor sich hin.
    »Allmächtiger! Das ist infam«, brachte sie endlich hervor.
    Bandolf nickte.
    Garsende seufzte tief und stand auf. Sie nahm ihm die leere Schüssel aus der Hand und schaute ihn eindringlich an. »Dann müsst Ihr dem Bischof geben, was er haben will.«
    Doch Bandolf schüttelte den Kopf. Seine eigenen Gedanken waren klarer geworden, während er ihr auseinandergesetzt hatte, was geschehen war.
    »Ich werde das feige Mörderpack nicht ohne Schaden ziehen lassen. Wenigstens den Schorf will ich ankratzen, damit das faule Fleisch darunter zum Vorschein kommt«, knurrte er.
    »Ihr wollt Anklage vor des Königs Gericht erheben?«, rief sie bestürzt. »Das kann nicht Euer Ernst sein. Nach allem, was Ihr sagtet, stünde nur Euer Wort gegen die Schurkerei. Herrje, das kann Euch Kopf und Kragen kosten.«
    »Es gibt ein schwaches Glied in dieser teuflischen Kette, und ich gedenke, mir das zunutze zu machen.«
    »Wovon, in aller Welt, redet Ihr?«
    Bandolf gab ihr keine Antwort. Das Reden hatte ihn erschöpft, seine Lider waren schwer geworden. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich zurück, und während er noch über sein Vorhaben nachgrübelte, schlief er ein.
     
    Kein Licht fiel mehr durch die Ritzen in der Tür, und das schwach flackernde Herdfeuer warf kuriose Schatten an die Wände, als der Burggraf wieder erwachte. Er brauchte einen Moment, bis ihm einfiel, wo er sich befand. Dann erkannte er Garsende, die auf der Bank kauerte. Ihr Schopf lag zwischen ihren Armen auf den Tisch gebettet, und sie
schien fest zu schlafen. Vorsichtig bewegte Bandolf seinen Arm. Der Schmerz in seiner Schulter hatte nachgelassen. Er setzte sich auf und zog mit einiger Anstrengung sein Hemd über. Mehr Mühe kostete es ihn, seine Stiefel anzuziehen, doch nach einer Weile hatte er auch das zuwege gebracht. Schließlich stand er auf seinen Beinen, tappte zu der Bank hinüber und berührte die Heilerin an der Schulter. Sie schrak hoch, schien aber sofort hellwach zu sein. Als sie sah, dass er vollständig

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