Die Verschwoerung der Fuersten
angekleidet war, sprang sie auf. »Ihr wollt doch nicht in Eurem Zustand in die Stadt zurück? Wartet wenigstens noch, bis es hell geworden ist.«
»Das Bankett des Königs findet in zwei Tagen statt. Danach wird Heinrich nach Speyer aufbrechen, und ich habe die Möglichkeit für mein Vorhaben vertan. Mir bleibt nur noch der morgige Tag, um alles in die Wege zu leiten.«
»Ihr wollt also tatsächlich vor den Richtstein?«
»Mein Entschluss steht fest. Und merk dir wohl, kein Wort davon. Zu niemandem.«
»Und Eure Gemahlin?«, fragte Garsende.
»Auch zu Matthäa nicht. Das soll sie nicht bekümmern.«
Die Heilerin versprach ihm, was er verlangte, aber ihr Stirnrunzeln machte ihm deutlich, was sie davon hielt, Matthäa im Unklaren über sein gewagtes Vorhaben zu lassen.
Bandolf, der für einen Moment die unerfreuliche Vorstellung von Matthäas Gesicht beim Anblick seines Leichnams hatte, sagte barsch: »In meiner Halle gibt es viele Augen und Ohren, nicht nur die meines Weibes. Und das, was ich zu tun beabsichtige, darf nicht an die Falschen gelangen.« Widerstrebend gab Garsende ihm Recht. Ihr sorgenvolles Gesicht stimmte ihn milder, und freundlich fügte er hinzu: »Nun geh und pack zusammen, was du mitnehmen willst. Wir müssen aufbrechen.«
»Wir?«
»Ich nehme dich mit in mein Haus. Dort wirst du vorerst sicher sein.«
Garsende schüttelte überrumpelt den Kopf. »Aber ich bin doch nicht mehr in Gefahr«, protestierte sie. »Nun, da der Anschlag Euch getroffen hat. Man wird das sicher nicht noch einmal wagen.«
Bandolf hob skeptisch die Augenbrauen. »Willst du wirklich allein hier draußen abwarten, ob du Recht hast?«, erkundigte er sich.
»Aber ich …«
Bandolf rollte die Augen. »Herrgott, Weib, kannst du nicht einmal tun, was man dir sagt, ohne lange zu disputieren?«
Das entlockte ihr ein Lächeln, und sie gab nach. »Lasst mich aber noch einmal nach Eurer Wunde sehen, bevor wir aufbrechen. Der Weg in der Dunkelheit wird Euch ohnehin bitter genug werden.«
Garsende bestand darauf, mit der Lampe vorauszugehen und seinen Braunen am Zügel zu führen, und erschöpfter, als er vor ihr zugeben wollte, ließ der Burggraf sie gewähren.
Der Weg zurück in die Stadt war beschwerlicher, als er sich vorgestellt hatte. Als er bleich, schweißnass vor Anstrengung und von Garsende gestützt, kurz nach der Matutin in seine Halle stolperte und sich mit einem lauten Ächzen auf die Bank warf, scheuchte er seinen Haushalt aus tiefem Schlummer. Filiberta warf nur einen kurzen Blick auf das bleiche Gesicht ihres Herrn und seinen blutgetränkten Mantel, dann eilte sie nach oben, um Matthäa zu wecken.
Die aufgeregten Fragen seines Weibes und die ruhige Stimme der Heilerin verschwammen in Bandolfs schmerzendem Kopf und vermengten sich mit all den anderen Gedanken. Als Matthäa sich besorgt über ihn beugte, blinzelte
er und betrachtete wohlgefällig das hübsche Gesicht seiner Frau durch die halb geschlossenen Lider. »Was ist das für ein Gesträuch in Eurem Garten? Das mit den runden schwarzen Beeren?«
»Meint Ihr den Holunder?«, fragte Matthäa und warf Garsende einen verwirrten Blick zu.
»Nein, der andere«, murmelte er.
»Himmel, Ihr redet ja ganz irre«, rief Matthäa erschrocken.
Bandolf lächelte sie selig an. »Tollkirsche«, sagte er, erfreut, dass er sich an den Namen erinnerte. »Lasst das Gesträuch ausreißen. Es ist unbekömmlich.«
Der Burggraf erwachte erst von den Kirchenglocken, die zur Terz riefen. Er hatte tief geschlafen und nicht einmal bemerkt, wie Matthäa und die Heilerin am frühen Morgen seinen Verband noch einmal gewechselt hatten. Der lange Schlaf hatte ihn erfrischt, und die Pein in seiner Schulter vom Vortag war einem dumpfen Schmerz gewichen, der nurmehr im Hintergrund lauerte. Sein Arm fühlte sich noch schwer und steif an, doch er konnte ihn gebrauchen.
In der Halle erwarteten den Burggrafen neugierige Fragen, die ihm zeigten, dass Garsende Wort gehalten und nichts über den wahren Grund des Überfalls hatte verlauten lassen. Er hoffte, sie würde auch über alles andere schweigen. Während er sich über das ungewohnt nahrhafte Frühstück aus gekochtem Schweinehirn in einer dicken Bohnensuppe hermachte, brummte er zwischen zwei Bissen etwas über Strauchdiebe, die sein Pferd hätten stehlen wollen. Geflissentlich übersah er Matthäas vorwurfsvollen Blick, als er Garsendes Ansinnen, ihn zur Ader zu lassen, rundweg abschlug. Dazu sei später noch genügend
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