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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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hereilte und seinen Schritt dem ihren anpasste.
    »Woher weißt du, dass Schnorr ermordet worden ist?«, fragte er scharf.
    »Herrje, Burggraf, das ist doch kein Geheimnis«, rief sie ungeduldig. »Ich habe Ohren und Augen im Kopf.«
    Zu ihrem Erstaunen lachte er. »Und eine scharfe Zunge noch dazu.« Ärgerlich auf sich selbst biss sie sich auf die Lippen, aber der Burggraf fuhr aufgeräumt fort: »Also schön, heraus damit. Wer hat Ludger und Schnorr beobachtet? Und wann war das?«
    Besänftigt überlegte sie, was genau die junge Magd ihr erzählt hatte. »Am Tag vor Michaeli musste von Blochens alter Knecht Alfrad mithelfen, Kornsäcke in die Scheune zu schaffen«, berichtete sie schließlich. »Nach der Mittagszeit hat Alfrad sich dann vom Hof geschlichen und sich draußen
in einer Nische vor dem Hausmeier versteckt. Sein Rücken schmerzte, und er wollte wohl ein Nickerchen machen. Daraus wurde aber zu seinem Leidwesen nichts, denn neben der Nische sprach Ludger von Blochen mit dem Gerber. Und das Gespräch war offenbar ein hitziges.«
    »Um was ging es dabei?«, wollte der Burggraf wissen. Garsende schaute auf und begegnete seinem angespannten Blick. Bedauernd zuckte sie mit den Schultern. »Das hat Herdis mir nicht erzählt. Aber ich könnte es sicher herausfinden.«
    »Bleib du nur bei deinen Tränken und Salben, Weib, und lass das meine Sache sein«, meinte der Burggraf, offenbar erheitert.
    Ein Einwand lag auf ihren Lippen, aber er hatte sich schon von ihr abgewandt und schien nachzudenken. Sie hielt es für klüger, seine Gedanken nicht zu stören, und ging schweigend neben ihm einher.
    Die Markttage zu Michaeli waren zu Ende, und die meisten fremden Kaufleute und Marktpilger, die von Stadt zu Stadt, von Markt zu Markt zogen, hatten Worms verlassen. Dennoch schwirrte die Stadt noch immer vor reger Betriebsamkeit. Einige waren geblieben, um das Erntedankfest abzuwarten; andere, um sich im Glanz der Großen und Mächtigen zu sonnen und daran zu verdienen. Solange der König und sein Hofstaat sich noch in Worms aufhielten, war hier der Nabel der Welt.
    Das sonnige Herbstwetter tat ein Übriges, und auf den Gaden herrschte Gedränge. Herren von Stand und ihre Damen schlenderten zwischen Hühnern, Schweinen, Ziegen und deren Hütern zur Messe oder zu den Hütten der Handwerker, die sich zu Füßen des Doms am Rand des Marktplatzes duckten. Farbenprächtig hoben sich ihre Gewänder von den grauen Kitteln der Hörigen und den dunklen Roben der Kirchenleute ab, die in Geschäften ihrer Häuser unterwegs
waren. Mägde, die große Flechtkörbe auf ihren Köpfen balancierten, strebten dem Eisbach und der Gemeindewiese außerhalb der Stadt zu. Ein Büttel zankte sich mit einem armseligen Trunkenbold, der sich mitten auf der breiten Gasse zum Schlafen niedergelegt hatte, und der Burggraf und die Heilerin mussten einer Pilgergruppe ausweichen, die auf dem Weg zu ihrem Quartier in einem der Stifte von Worms war. Ein wenig erheitert stellte Garsende fest, dass ihr hin und wieder ein Nicken zufiel, das ihr ohne ihren Begleiter sicherlich verwehrt geblieben wäre.
    »Schnorr muss sich demzufolge auf den Weg zur Hafergasse gemacht haben, nachdem er seine Grube verlassen hatte«, sagte der Burggraf plötzlich laut. Er schien ihre Anwesenheit vergessen zu haben und mit sich selbst zu argumentieren. »Aber was in aller Welt hatte er mit einem Mann wie Ludger zu bereden? Und wieso wird der eine erwürgt und der andere dann nur wenige Tage später auf dem Kirchhof niedergeschlagen?«
    »Niedergeschlagen?«, mischte sich Garsende verwundert in seine Gedanken. »Der Bruder Kämmerer sagte, man hätte ihm die Kehle durchgeschnitten.«
    »Ludger hatte eine Beule am Kopf«, meinte Bandolf abwesend. »Er muss niedergeschlagen worden sein, damit man ihn töten konnte, ohne dass er sich wehrte.«
    Garsende schüttelte den Kopf. »So kann es nicht gewesen sein«, widersprach sie.
    »Wieso nicht?«
    »Wäre Ludger gleich getötet worden, nachdem man ihn niedergeschlagen hat, dann hätte er keine Beule bekommen.«
    »Wovon redest du, Weib?«
    »Wunden, die einem Toten oder einem Sterbenden zugefügt werden, verhalten sich anders als bei einem Lebenden«, erklärte Garsende. »Wenn jemand geschlagen wird,
der schon tot am Boden liegt oder kurz darauf stirbt, dann sieht man ihm den Schlag nicht mehr an.«
    »Jesus! Das ist gespenstisch«, entfuhr es Bandolf, und er bekreuzigte sich. »Woher weißt du das?«
    Garsende warf ihm einen schnellen

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