Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
Vom Netzwerk:
Blick zu, doch der Burggraf schien lediglich neugierig zu sein. »Meine Mutter hat mir davon erzählt. Und ich hatte selbst schon Gelegenheit, derlei Dinge zu beobachten.« Sie seufzte. »Ich bin dem Tod schon öfter begegnet, als mir lieb ist.«
    »Das bedeutet also, Ludger wäre geraume Zeit vor seinem Tod niedergeschlagen worden«, grübelte Bandolf. »Aber wieso?«
    Sie mussten stehenbleiben, um eine Magd passieren zu lassen, die eine Schar schnatternder Gänse über die Gasse trieb. Er rief laut, um den Lärm des Federviehs zu übertönen: »Wie verhält sich das mit Blut, wenn einem der Hals aufgeschlitzt wird?« Die Köpfe einiger Passanten drehten sich nach ihm um. Der Burggraf brummte etwas über »Maulaffen feilhalten« in seinen Bart, und Garsende entschlüpfte ein Lachen. Sie wartete, bis sie weitergehen konnten und sie sich ihrer Stimme wieder sicher war, dann antwortete sie: »Wunden an Hals und Kopf pflegen gleich stark zu bluten. Es muss doch eine große Blutlache gegeben haben, dort, wo Ludger gefunden wurde?«
    Bandolf schüttelte den Kopf. »Da war nichts dergleichen. Aber Ludger hatte auch Zweige und Blätter im Haar, und bei der Stelle, wo er lag, steht weder Baum noch Strauch.«
    »Dann scheint Ludger woanders gestorben zu sein.«
    »Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr glaube ich das.«
    »Aber wieso sollte man seine Leiche fortgetragen haben?«, fragte Garsende, neugierig geworden.
    »Woher soll ich das wissen?«, brummte Bandolf. »Aber selbst bei Nacht kann man eine Leiche nicht einfach durch
die Gassen von Worms tragen, ohne aufzufallen. Verdammnis! Ich hätte mich auf dem Kirchhof genauer umschauen müssen.«
    Abrupt wandte er sich um, ging zwei Schritte und blieb dann noch einmal stehen. »Du hast doch vorhin von Sigurt gesprochen, als du sagtest, er wäre so mitteilsam?«
    Garsende nickte.
    »Was hast du damit gemeint?«
    »Ich fand es nur eigenartig, dass er Euch gegenüber so offen über die Schwächen seines Neffen sprach. Das ist alles.«
    Sie sah ihm nach, wie er eilig die Gasse überquerte und in Richtung Kirchhof davonging. Lächelnd schüttelte sie den Kopf und wollte schon ihren Weg zum Marktplatz fortsetzen, als ihr ein verwegener Einfall kam. Einen Moment lang zögerte sie, doch dann machte sie entschlossen auf dem Absatz kehrt.
     
    Mit Schwung stieß Bandolf die Pforte zum Kirchhof auf. Die Begegnung mit der Heilerin hatte ihn beflügelt. Eigenartig, dass ihr die Ungereimtheiten aufgefallen waren, überlegte der Burggraf. Erfahrungsgemäß achteten die meisten Leute nicht auf solche Dinge. Prosperius‘Bericht nach Michaeli hatte zwar nicht vermocht, seinen Argwohn Garsende gegenüber gänzlich zu beschwichtigen, doch dass sie in der Stadt allgemein wohlgelitten zu sein schien, beruhigte Bandolfs Gewissen. Immerhin hatte er seinem Weib den Umgang mit der Heilerin gestattet. Wie Prosperius gehört hatte, schien Garsende die Bastardtochter des verstorbenen Konrad von Rieneck zu sein. Der alte Graf hatte sie offenbar in einem Kloster erziehen lassen, was erklärte, warum Garsende sprach wie eine Frau von Stand. Wieso man dann aber verabsäumt hatte, sie anständig unter die Haube zu bringen, blieb ein Rätsel. Bandolfs Schreiber war auch zu
Ohren gekommen, dass der Enkel des alten Rieneck, der neue Graf, Garsende das Land streitig machte, auf dem ihre Hütte stand. Bandolf dachte bei sich, dass er sich wegen der Heilerin wohl nicht mehr lange Gedanken zu machen brauchte.
     
    Pater Emeram zupfte Unkraut aus dem trockenen Boden zwischen den Gräbern aus. Als der Burggraf auf ihn zuging, ließ er die gesammelten Gräser achtlos fallen und sah ihm stirnrunzelnd entgegen, als hätte er vergessen, wer Bandolf war.
    »Ihr seht angegriffen aus«, bemerkte der Burggraf. »Ist Euch nicht wohl?«
    Der Priester schüttelte zerstreut den Kopf. »Ich habe mich nur gefragt, wieso Ihr schon hier seid. Der Bote, den ich Euch geschickt habe, ist doch noch gar nicht lange fort?«
    »Ihr wolltet mit mir sprechen?«
    Pater Emeram nickte. »Man hat bei dem toten Ludger etwas Seltsames gefunden, und ich dachte, Ihr würdet Euch das vielleicht gerne anschauen, bevor ich es der Familie aushändige.«
    Er führte den Burggrafen zum Beinhaus.
    »Ihr macht mich neugierig«, sagte Bandolf. »Was habt Ihr denn gefunden?«
    Emeram rang sich ein Lächeln ab und schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht so genau. Ihr müsst es Euch selbst anschauen.«
    Er stieß die niedrige Holzpforte zum Beinhaus

Weitere Kostenlose Bücher