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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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gewesen. Gott hat an meiner statt Vergeltung geübt.«
    »Oder aber Ihr lügt«, versetzte Bandolf. »Ihr seid zurückgekehrt und fandet Ludger noch betäubt beim Beinhaus liegen. Ihr nutztet die günstige Gelegenheit, Rache am Verführer Eurer Schwester zu üben. Und erst danach wurde Euch bewusst, dass man Euch mit dieser vorschnellen Tat der Ehrlosigkeit bezichtigen würde, und habt es so aussehen lassen, als hätte ein gemeiner Halsabschneider den Mord begangen.«
    »Haltet Ihr mich für einen Feigling?«, fragte Rainald wütend. »Ich hätte Ludger die Fehde antragen können, wie es sich für einen rechten Mann gehört.«
    »Nicht, ohne die Schande Eurer Schwester ans Tageslicht zu bringen«, erwiderte Bandolf trocken.
    Der junge Mann schnaubte. »Was meine Schwester angeht, wird mein Vater entscheiden, was nun geschieht. Doch was den Mord an Ludger betrifft, so haben weder sie noch ich damit zu schaffen.«
    Eine Weile schwiegen beide Männer und hingen ihren Gedanken nach. Endlich sagte Bandolf: »Nehmen wir für einen Augenblick an, Ihr sprecht die Wahrheit. Könnte da sonst noch jemand auf dem Kirchhof gewesen sein, als Ihr Ludger bei der Grabstelle fandet? Habt Ihr etwas gesehen oder gehört? Oder ist Eurer Schwester etwas aufgefallen, als sie sich mit Ludger vor dem Beinhaus traf?«
    Rainald schüttelte den Kopf. »Hermia sagte nichts dergleichen. Und mir genügte, dass das Schwein tot war.«
     
    Der Burggraf fand Garsende allein, doch mit hochroten Wangen bei der Pforte auf dem Pfalzhof. Ihre dunklen Augen funkelten vor leidenschaftlichem Zorn und belebten ihre Züge. Für einen Moment streifte ihn der Gedanke, wie es wohl wäre, wenn diese Leidenschaft in ihrem Blick auf
einen angenehmeren Gegenstand gerichtet würde. Doch sein kurzer Ausflug ins Reich der verbotenen Früchte verflog im Nu, als sie seiner ansichtig wurde und ihn wütend fragte, was in aller Welt er sich nur dabei gedacht habe, das arme Mädchen so hart anzugehen. Die junge Hermia hätte doch wohl schon genügend Schmach ertragen.
    Bandolf gab ärgerlich zurück: »Man kann wohl kaum von Schmach sprechen, wenn das Mädchen sich von Ludger verführen ließ. Und sei der Bursche noch so einnehmend gewesen. Immerhin wusste Hermia, dass Ludger gebunden war und ihr nicht würde gehören können.«
    »Pah! Verführt«, schnaubte Garsende. »Der Wüstling hat sich an dem jungen Ding vergangen.«
    »Ludger hätte sich an Hermia von Dachenrod vergangen?«, wiederholte Bandolf ungläubig und runzelte die Stirn. »Woher willst du das wissen? Davon hat Rainald kein Wort gesagt.«
    »Das will ich Euch gerne glauben«, erklärte die Heilerin spöttisch. »Wenn ich Hermias Gestammel richtig gedeutet habe, so war ihr Bruder kaum zu beruhigen, als sie ihm von ihrem Zustand erzählte. Er schäumte vor Zorn, verbot ihr jedes weitere Wort und schickte sie kurzerhand zurück in die Hafergasse.«
    »Dann hätte sie es später erwähnen können«, argumentierte Bandolf, dem nicht einleuchten wollte, warum das Mädchen darüber geschwiegen haben sollte. Ihrer Sippschaft stünde für die Schändung ihrer Jungfräulichkeit doch ein hohes Bußgeld zu, während Hermia im anderen Falle nur die Schande bliebe.
    »Schwerlich«, meinte Garsende leise. Ihr Blick ging an ihm vorbei, und sie seufzte.
    »Nun?«
    Ihre Aufmerksamkeit kehrte zurück. »Nachdem Hermia gehört hatte, dass Ludger die Kehle durchschnitten worden
war, glaubte sie zunächst, ihr Bruder hätte ihn im Zorn ermordet. Sie wagte nicht, mit Rainald darüber zu sprechen. Und als er sie dann in mein Haus zwang, war das kleine Ding so voller Angst, dass sie die Wahrheit erst recht nicht über die Lippen gebracht hätte.«
    »Hmm«, meinte Bandolf skeptisch. »Wo ist das Mädchen jetzt?«
    »Nachdem sie mir ihre ganze traurige Geschichte in die Schulter geweint hatte, war sie so erschöpft, dass ich der Magd befohlen habe, sie auf schnellstem Weg in die Hafergasse zurückzubringen«, antwortete Garsende. »Ich hätte sie gerne begleitet, aber …« Sie ließ den Rest ungesagt.
    Eine Weile schwiegen beide. Garsende bückte sich, um einen kleinen Stein aus ihrer Holzpantine zu klauben, während Bandolf durch die offene Pforte zurück auf den Kirchhof schaute. Pater Emeram hatte sein Gespräch mit dem greisen Dombruder beendet und war offenbar in seine Kapelle zurückgekehrt, während der bucklige Alte über den Friedhof zur Andreasgasse schlurfte. Eine Seitenpforte vom Dom wurde geöffnet, der Kämmerer kam

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