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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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herausstolziert, nur um gleich darauf auf den Fersen kehrtzumachen und in die noch offene Pforte ein drohendes »Davon wird der Bischof noch erfahren!« hineinzurufen. Eine ferne Stimme schien ihm zu antworten, was Bruder Pothinus veranlasste, in den Dom zurückzustürzen. Bandolf grinste. Mit wem hatte sich der Bruder Kämmerer nun wieder angelegt?
    »Hat Rainald Ludger von Blochen umgebracht?«, brach Garsende unvermittelt das Schweigen.
    »Grund genug hätte er wohl gehabt. Gleichgültig, ob Hermia nun geschändet wurde oder sich Ludgers Verführungskünsten ergab. Aber ich weiß nicht recht. Rainald von Dachenrod mag ein Hitzkopf sein, der schnell mit Schmähungen bei der Hand ist. Aber für einen Feigling, der hinterrücks einen Wehrlosen tötet, halte ich ihn nicht.« Bandolf
seufzte. »Wie auch immer – vor des Königs Gericht stünde mein Wort gegen seines.«
    Unversehens grollte sein Bauch so laut, dass Garsende ihn verblüfft anschaute. Sie lachte. »Meine Güte, Ihr solltet nach Hause gehen und Euren Magen füllen, bevor er mit einem Marktschreier verwechselt wird.«
    »Die Sext ist längst vorbei«, brummte Bandolf und strich wie beschwichtigend über seinen Leib.
    »Wenn Ihr erlaubt, begleite ich Euch. Ich habe der Burggräfin versprochen, heute noch einmal nach der kranken Magd zu schauen.«
    In einvernehmlichem Schweigen passierten Burggraf und Heilerin die Hohlgasse und überquerten den Marktplatz.
    »Kaum zu glauben, dass sich hinter einem so einnehmenden Äußeren so viel Schlechtigkeit verbirgt«, sagte Garsende plötzlich.
    Bandolf schaute sie überrascht an. »Hermia mag wohl noch sehr jung sein und ein Weib. Dennoch bedurfte es keiner großen Kraft, Ludger das Messer an die Kehle zu setzen, wenn er schon am Boden lag.«
    »Ich spreche doch nicht von der kleinen Hermia.«
    »Von wem denn dann?«
    »Von Ludger.«
    »Du glaubst also der Kleinen von Dachenrod, sie sei geschändet worden?«
    Die Heilerin nickte. »Und warum wollt Ihr das nicht glauben?«
    »Ludger war doch offenbar ein Mann, der Mädchen zu betören wusste. Sich sein Vergnügen mit Gewalt zu holen, schien er überhaupt nicht nötig gehabt zu haben«, hielt Bandolf ihr entgegen.
    »Vielleicht hat er sich gerade deshalb an Hermia vergangen«, sinnierte Garsende. »Da die Mädchen sich ihm gegenüber offenbar stets willig gezeigt haben, musste es
ihn doch bitter ankommen, dass ausgerechnet Hermia sich ihm verweigerte. Jung und sanftmütig, wie das Mädchen ist, hatte er vielleicht geglaubt, leichtes Spiel mit ihr zu haben. Als sie ihn stattdessen hartnäckig abwies, muss das ein schwerer Schlag für seinen Dünkel gewesen sein. Ja, es könnte sein Verlangen sogar noch angestachelt haben. Und so beschloss er kurzerhand, sich das, was sie ihm nicht freiwillig gewähren wollte, mit Gewalt zu nehmen.«
    Bandolf schüttelte den Kopf. »Ludger hätte gewusst, welche Folgen es für ihn und seine ganze Familie haben würde, wenn Hermia ein Wort darüber verlöre. Das Bußgeld für eine geschändete Jungfrau ist enorm hoch. Dreimal jedes Kleidungsstück, das das Mädchen trug, an den Vater. Dem Bischof das Banngeld so oft wie die Anzahl ihrer Kleidungsstücke und dem Vater noch dreimal das Banngeld des Bischofs. Außerdem noch zwölf Schilde, zwölf Lanzen und zwanzig Schillinge«, führte er aus. »Mit der Hoffnung auf besseren Stand wäre es dann für die von Blochen vorbei gewesen. Und nicht nur das, es hätte auch Ludgers Leben kosten können. Schließlich hätte die Familie von Dachenrod das Recht auf Vergeltung gehabt. Glaubst du wirklich, Ludger hätte all das riskiert, wo er doch so sehr darauf bedacht war, sich und die Seinen in besseren Stand zu versetzen? Zumal es doch auch so viele andere – willige – Weiber gab?«
    »Womöglich kamen ihm die Folgen erst nach seiner Schandtat in den Sinn?«, wandte Garsende ein.
    Bandolf dachte darüber nach. »Selbst wenn du Recht hast und das Mädchen die Wahrheit sagt, könnte Hermia immer noch Ludgers Mörderin sein«, sagte er schließlich.
    Die Heilerin schien Einwände vorbringen zu wollen, aber er hob die Hand und ließ sie nicht zu Wort kommen. »Hermia trifft sich zu später Stunde mit Ludger auf dem Kirchhof, damit er ihr in ihrer Notlage beisteht. Aber anstatt ihr zu helfen, denkt Ludger nur an sein Vergnügen.
Sie wehrt sich und schlägt ihn mit dem Ast zu Boden, wobei ein Fetzen aus ihrem Tuch daran hängen bleibt. Ludger liegt bewusstlos da und regt sich nicht. Es wäre selbst für

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