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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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sehen. Ich beschimpfte sie und stellte sie zur Rede.« Er seufzte. »Erst nach einer Weile bemerkte ich, dass sie völlig verstört und außer sich war. Sie weinte, und zunächst war nichts anderes aus ihr herauszubekommen, als dass sie verdammt wäre und der Hölle anheimfallen würde. Ich wollte sie beruhigen, doch sie stieß mich weg und rief, ich solle meine Hände nicht an einer Sünderin beschmutzen. Erst nach und nach gestand sie mir, was geschehen war, und schließlich brachte sie stammelnd hervor, sie hätte Ludger getötet.«
    »Also doch«, sagte Bandolf und schüttelte traurig den Kopf.
    Rainald hatte ihn offenbar nicht gehört. Er scharrte mit seiner Stiefelspitze in der aufgeweichten Erde und schwieg.
Bandolf, der versuchte, das Gehörte in Einklang mit den Steinchen in seinem Mosaik zu bringen, ließ ihn gewähren. Nach einer Weile kehrte Rainalds Blick wieder zurück. Er schaute den Burggrafen mit schmalen Augen an und presste zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Der schändliche Hurenbock hat den Tod verdient!« Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und es fiel Bandolf nicht schwer zu ahnen, was in ihm vorging. Beschwichtigend klopfte er dem jungen Mann auf die Schulter.
    Schwer atmend fuhr Rainald fort: »Ich wusste um Ludgers Ruf. Doch niemals wäre mir eingefallen, dass er seine gierigen Hände nach einem jungen Weib ausstrecken würde, das in Kürze zu seiner Sippschaft gehören sollte. Und Hermia, das dumme Ding, wusste es offenbar nicht besser, als auf seine Betörungen und seine süße Zunge hereinzufallen. Es war zu spät, als sie entdeckte, was für ein verkommener Hundsfott er in Wahrheit gewesen ist«, knirschte er. Mühsam beruhigte er sich. »Wie auch immer. Als Hermia herausfand, dass sein Tun nicht ohne Folgen geblieben ist, wandte sie sich in ihrer Verzweiflung an Ludger. Sie sprach an jenem Tag mit ihm und bat ihn, ihr zu helfen. Ludger nötigte sie dazu, sich zur Komplet mit ihm auf dem Kirchhof zu treffen. Er meinte, es wäre unklug, im Haus, wo die Wände Augen und Ohren haben, darüber zu sprechen. Und meine Schwester war verzweifelt genug, um einzuwilligen. Als sie sich dann zur gegebenen Stunde auf dem Kirchhof einfand, wollte Ludger jedoch nichts mehr davon wissen, dass er Schuld an ihrem Zustand trüge. Er verhöhnte sie und fragte, woher er denn wissen solle, dass er der Einzige gewesen wäre, dem sie beigewohnt hätte.« Rainald schnaubte. »Noch während er sprach, drängte er sie in unverkennbarer Absicht an die Wand des Beinhauses und nestelte an seinem Latz. Hermia war außer sich. Sie griff nach dem nächstbesten Gegenstand, was wohl der Ast gewesen ist, den Ihr gefunden
habt, und schlug ihn damit auf den Kopf. Er ging sofort zu Boden. Und Hermia, die glaubte, ihn getötet zu haben, floh.«
    »Und dann?«, fragte der Burggraf ungeduldig.
    »Nachdem Hermia mir alles gestanden hatte, schickte ich sie in die Hafergasse zurück und befahl ihr, über alles zu schweigen. Dann lief ich zurück zum Kirchhof. Ich wollte wissen, ob sie den Hurensohn wirklich getötet hatte.«
    »Und als Ihr Ludger dann putzmunter beim Beinhaus vorfandet, habt Ihr ihm kurzerhand die Kehle durchgeschnitten«, konstatierte Bandolf.
    »Ich hätte jedes Recht gehabt, diesen ehrlosen Hundsfott zu töten«, rief Rainald aufgebracht. »Und ich hätte es getan, wenn er nicht schon tot gewesen wäre.«
    Der Burggraf runzelte die Stirn und fragte verwirrt: »Also hatte Eure Schwester Ludger doch mit dem Schlag auf den Schädel getötet? Und da Ihr Hermias Tat verschleiern wolltet, habt Ihr ihm die Kehle durchgeschnitten und alles so hergerichtet, dass es aussehen musste, als wäre Ludger einem Halsabschneider zum Opfer gefallen?«
    »Nein, das tat ich nicht. Denn als ich zurückkehrte, fand ich den Bastard bereits mit aufgeschlitztem Hals dort drüben liegen«, rief Rainald erbost und wies zu der Grabstelle hinüber, wo Pater Emeram Ludgers Leichnam gefunden hatte.
    »Ihr wollt behaupten, jemand anderer habe Ludger ermordet und ihn zu der Grabstelle geschleppt, während Ihr Eurer Schwester gefolgt seid?«, fragte Bandolf ungläubig.
    »Herrgott im Himmel. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich mir einen Reim aus Hermias wirrem Gerede machen konnte. Genügend Zeit für einen Strauchdieb, die Mordtat zu verüben und sich Ludgers Habe zu bemächtigen.«
    Bandolf pfiff durch die Zähne. »Und das soll ich Euch glauben?«, erkundigte er sich freundlich.

    Rainald starrte ihn trotzig an. »Genauso ist es

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