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Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Hereinkommen hatte er gesehen, wo er im Saal saß. »Hat getan, was ihm beliebte. Wusste immer alles besser und hat sich von keinem was sagen lassen.«
    Er hatte viele Jahre auf diese Möglichkeit gewartet, Rache zu nehmen – wegen der zahlreichen Gelegenheiten, bei denen Pitt aufsässig gewesen war, sich über von ihm als kleinlich und einschränkend empfundene Vorschriften hinweggesetzt hatte, oder wegen der Fälle, die Pitt eigenmächtig bearbeitet hatte, ohne seine Vorgesetzten zu informieren. Damit hatte er sich ins Unrecht gesetzt, das war Pitt durchaus bewusst, jetzt, da er selbst Leiter der Wache war.
    »Wäre ›von sich eingenommen‹ der richtige Ausdruck, um ihn zu beschreiben? «, fragte Gleave.
    »Durchaus«, gab Donaldson sofort zurück.
    »Querköpfig? «, fuhr Gleave fort.
    Juster erhob sich halb von seinem Sitz, überlegte es sich dann aber anders.
    Der Obmann der Geschworenen beugte sich mit gerunzelter Stirn vor.
    Adinett saß reglos auf der Anklagebank.
    »Trifft ebenfalls zu«, sagte Donaldson nickend. »Er wollte alles immer auf seine Weise erledigen, der vorgeschriebene Dienstweg hat ihn nicht interessiert. Er wollte allen Ruhm für sich, das war von Anfang an unübersehbar.«
    Als Gleave den Zeugen aufforderte, Beispiele für Pitts Selbstherrlichkeit, seinen übertriebenen Ehrgeiz und für Gelegenheiten zu nennen, bei denen er sich über Vorschriften hinweggesetzt
hatte, ließ sich Donaldson nicht zweimal bitten. Er lieferte eine solche Fülle von Material, dass schließlich sogar Gleave der Ansicht war, es sei genug. Er schien leicht zu zögern, als es darum ging, den Zeugen Juster zu überlassen, aber ihm blieb keine Wahl.
    Juster begann das Kreuzverhör mit erkennbarer Befriedigung.
    »Sie konnten wohl den Streifenbeamten Pitt nicht ausstehen, Mr. Donaldson?«, fragte er unschuldig.
    Das zu bestreiten erschien Donaldson widersinnig, denn dazu hatte er seine Abneigung viel zu deutlich gezeigt.
    »Wie soll man jemanden leiden können, der einem die Arbeit unmöglich macht?«, gab er störrisch zur Antwort.
    »Hatte es damit zu tun, dass er zumindest gelegentlich in unorthodoxer Weise an die Fälle heranging?«, fragte Juster.
    »Er hat sich nicht um die Vorschriften gekümmert«, verbesserte ihn Donaldson.
    »Hat er Fehler gemacht?« Juster sah ihn unverwandt an.
    Donaldson errötete leicht. Ihm war klar, dass sich Juster anhand von Pitts Personalakte informieren konnte und das vermutlich sogar schon getan hatte.
    »Na ja, nicht mehr als die meisten anderen.«
    »Genauer gesagt, weniger als die meisten anderen«, verbesserte ihn Juster. »Ist Ihnen ein Fall bekannt, in dem jemand, der aufgrund von Pitts Beweismaterial verurteilt worden war, später für schuldlos befunden wurde?«
    Der Obmann der Geschworenen entspannte sich.
    »Ich verfolge nicht alle seine Fälle!«, wandte Donaldson ein. »Ich habe Besseres zu tun, als mich mit der Arbeit eines jeden ehrgeizigen Streifenpolizisten zu beschäftigen.«
    Juster lächelte. »Dann werde ich es Ihnen sagen, denn es gehört zu meinen Aufgaben zu wissen, wem ich vertrauen kann und wem nicht«, sagte er. »Die Antwort heißt nein. Während Pitts Dienstzeit in dieser Stellung wurde niemand je aufgrund seiner Aussagen zu Unrecht verurteilt.«
    »Weil wir gute Verteidiger haben!« Donaldson warf einen Seitenblick auf Gleave. »Gott sei Dank!«
    Juster nahm das mit breitem Lächeln zur Kenntnis, wobei
man seine glänzenden Zähne bewundern konnte. Ihn würde man nicht dazu provozieren, vor Geschworenen Gefühlsausbrüche zu zeigen.
    »Pitt war also ehrgeizig.« Juster sagte das mehr als Feststellung und weniger als Frage.
    »Das habe ich gesagt, und zwar außerordentlich!«, knurrte Donaldson.
    Der Vertreter der Anklage steckte lässig die Hände in die Taschen. »Vermutlich haben Sie Recht. Er hat die Stellung eines Oberinspektors erreicht und ist für eine äußerst wichtige Wache verantwortlich, nämlich die in der Bow Street. Damit ist er in der Hierarchie höher gestiegen als Sie, nicht wahr?«
    Donaldsons Gesicht wurde tiefrot. »Ich hab auch keine Frau aus besseren Kreisen geheiratet, die Beziehungen hat!«
    Juster machte ein überraschtes Gesicht, wobei seine schwarzen Augenbrauen emporschossen. »Ach, hat er Sie auch gesellschaftlich überflügelt? Wie ich gehört habe, stammt sie nicht nur aus bester Familie, sondern ist auch klug, bezaubernd und sieht gut aus. Ich denke, es fällt uns nicht schwer, nachzuvollziehen, was Sie empfinden, Mr.

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