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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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einziges Heilmittel. Daß er eine ganze Nacht durchschlief, kam nur selten vor; er machte nur hier und da ein Nickerchen und schloß die Augen, wenn man ihn zur nächsten Konferenz oder zum nächsten Flug fuhr. Manchmal nickte er auch während einer endlos langen Debatte im Kongreß ein oder schlief für eine oder zwei Stunden zu Hause in seinem Bett - seine offizielle Schlafenszeit, sozusagen. Ansonsten galt seine ganze Kraft und Zeit dem Kapitol mit all seinen beinahe mystischen Facetten.
    Buchanan war eins achtzig groß - ein Mann mit breiten Schultern, funkelnden Augen und gewaltigem Leistungsdrang. Einer seiner Jugendfreunde war in die Politik gegangen. Buchanan dagegen hatte kein Interesse gehabt, irgendwelche Ämter auszuüben, doch seine Lebhaftigkeit, Schlagfertigkeit und seine natürliche Überredungsgabe hatten ihn zum geborenen Lobbyisten gemacht. Von Anfang an war er erfolgreich gewesen. Seine Karriere war seine Besessenheit. Konnte Danny Buchanan keinen Einfluß auf Gesetzgebungsverfahren nehmen, war er ein unglücklicher Mann.
    Wenn er in den Büros der Abgeordneten saß, lauschte er dem Summen des Stimmanzeigers und ließ die Monitore nicht aus den Augen, mit denen die Büros ausgestattet waren. Diese Monitore unterrichteten ihn über den derzeitigen Stand der Abstimmungen, die Abgabe der Ja- und Neinstimmen und darüber, wieviel Zeit seinen Gesprächspartnern blieb, bis sie wie Ameisen davonhuschten, um auch ihre Stimme abzugeben. Etwa fünf Minuten vor Ende der Stimmabgabe beendete Buchanan sein Gespräch und machte sich selbst auf, den aktuellen Lagebericht in der Hand, um nach weiteren Abgeordneten Ausschau zu halten, mit denen er reden mußte. Der Lagebericht führte die täglichen Abstimmungstermine auf, die Buchanan halfen, herauszufinden, wo bestimmte Abgeordnete sich zu einem bestimmten Zeitpunkt aufhalten mochten - entscheidend wichtige Informationen, wenn man Dutzenden sich bewegender Ziele nachspürte: gestreßte Männer, die möglicherweise gar nicht mit einem reden wollten.
    Heute war es ihm gelungen, das Gehör eines einflußreichen Senators zu finden. Buchanan war mit der nichtöffentlichen U-Bahn zum Kapitol gefahren, um bei der Abstimmung eines Ausschusses dabeizusein. Er hatte den Mann mit dem zuversichtlichen Eindruck verlassen, einen Helfer gefunden zu haben. Zwar gehörte der Senator nicht zu seiner »speziellen Truppe«, aber Buchanan war klar, daß man nie wissen konnte, aus welcher Richtung einem irgendwann Hilfe zuteil wurde. Es war ihm egal, daß seine Klientel nicht bedeutend war und nicht zu der Wählerschicht zählte, die sich der besonderen Beachtung der Abgeordneten sicher sein konnten. Er setzte sich trotzdem mit allen Mitteln für sie ein. Seine Sache war gut. Deswegen durfte er auch Methoden benützen, die in diesen Breitengraden weniger dem allgemein akzeptierten Verhaltenskodex entsprachen.
    Buchanans Büro war spärlich möbliert. Außerdem fehlte es ihm an vielen typischen Utensilien des rührigen Lobbyisten: Danny, wie er sich gern nennen ließ, arbeitete nicht mit Computern, Disketten, Akten und Aufzeichnungen, in denen irgend etwas Wichtiges stand. Akten konnten gestohlen werden, in Computer konnte man sich hineinhacken, und die Telefone wurden ohnehin allesamt angezapft.
    Spione belauschten alles und jeden mit allen möglichen Tricks, von dem uralten Dreh mit dem Wasserglas, das man an eine Wand drückte, bis hin zu den neuesten High-Tech-Geräten, die ein Jahr zuvor noch nicht einmal erfunden worden waren und die jeden Informationsstrom praktisch aus der Luft saugen konnten. Die meisten Organisationen spuckten vertrauliche Mitteilungen auf eine Weise aus, wie torpedierte Schiffe Matrosen ins Meer spuckten.
    Und Buchanan hatte eine Menge zu verbergen.
    Zwanzig Jahre lang war er der einflußreichste, umtriebigste Lobbyist von allen gewesen; in mancher Hinsicht hatte er dabei in Washington Pionierarbeit geleistet. Doch der Lobbyismus hatte sich in einer heimeligen Welt hochbezahlter, bei Parlamentsdebatten vor sich hin schnarchender Anwälte entwickelt; nun aber war er zu einem Geschäft geworden, dessen Komplexität kalt und gefühllos machte und in dem die Risiken nicht hoch genug sein konnten. Als Auftragskiller des Kongresses hatte Buchanan die Umweltverschmutzer bei ihren Kämpfen gegen die Umweltschützer erfolgreich vertreten und ihnen ermöglicht, einer ahnungslosen Öffentlichkeit den Tod durch Pestizide und Gifte verschiedenster Art zu bringen. Er war

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